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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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welche Konsequenzen sich aus diesem Vorfall ergeben würden und was am besten zu tun war.
    Im Beisein von Ranjen rief er in der Klinik an. Chandra hatte die Erstversorgung bereits durchlaufen; abgesehen von einigen Prellungen hatte sie keine Verletzungen erlitten. Das Blut stammte ausschließlich von Beron Julian Gonzales. Auf dem Messer waren nur ihre Fingerabdrücke festzustellen.
    Die Untersuchungen liefen, mehr gab es momentan nicht zu tun, deshalb betraute Neronus Ranjen mit einer neuen Aufgabe. Es brannte an allen Ecken und Enden und in allen Städten, und er hatte nicht genug Leute. Miranda und die Waldleute waren ebenfalls im Dauereinsatz, doch es reichte nicht.
    Neronus warf sich einige Pillen ein, bevor er sich der nächsten Aufgabe widmete.
    Eine halbe Stunde später rief die Klinik zurück. Chandra war wieder bei sich und verlangte den Präsidenten zu sehen – allein. Neronus ging persönlich zu Leto. Er kam gerade vom Essen mit seinen Kindern.
    »Refor, bitte warte draußen, die Sache unterliegt der höchsten Sicherheitsstufe«, sagte Neronus zu dem Waldmann, der ohne zu zögern den Raum verließ. Dann schilderte der Geheimdienstchef in kurzen Worten die Lage und schloss damit, dass Chandra nach dem Präsidenten verlangt hatte.
    Leto ballte die Hand und öffnete sie wieder. »Verdammt«, stieß er hervor. »Verdammt, verdammt. Chandra hatte mir erst vor wenigen Tagen von einem guten Deal mit Beron Julian berichtet. Dass sie in ihrer Wohnung zusammen waren, spricht für eine engere Beziehung der beiden, nicht wahr?«
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich«, antwortete Neronus. »Zudem war der Tote nackt.«
    Leto schüttelte den Kopf. »Das ist  ...entsetzlich. Damit ist sie wohl Hauptverdächtige Nummer eins?«
    »Auch wenn wir noch nichts über das Motiv wissen: ja.«
    »Es ist absolut unmöglich, dass Chandra zu einer solchen Tat fähig wäre – unter normalen Umständen. Aber was ist in diesen Tagen noch normal?« Leto stand auf. »Ich fliege zu ihr, Refor nehme ich mit. Er kann möglicherweise herausfinden, was geschehen ist.«
    ***
    Der Zugang zu Chandra Tsuyoshis Zimmer wurde von zwei Posten bewacht.
    »Sie ist bei Bewusstsein und relativ klar, aber sie weigert sich, etwas über den Tathergang zu berichten«, erklärte die behandelnde Medikerin, eine gewisse Jalyn Gonzales. »Sie hat die ganze Zeit wiederholt, nur mit Ihnen zu sprechen, Herr Präsident.«
    »Ich werde mein Bestes geben«, versprach Leto. Sein Magen war ein einziger harter Klumpen, als er die Tür öffnete und in den Raum trat. Die persönlichen Tragödien fingen an, sich in immer kürzeren Abständen zu häufen. Als ob die ganze Familie ausgelöscht werden sollte.
    Der Raum lag im Halbdunkel; außer einem Bett gab es nichts darin. Chandra saß aufrecht an der Kante und ihr Gesicht hellte sich auf, als sie Leto erkannte. »Leto, endlich!«, rief sie. »Etwas Furchtbares ist geschehen!«
    »Ich weiß«, sagte Leto und winkte Refor herein. »Ich habe jemanden mitgebracht, der uns unterstützen kann.«
    Auf Chandras nächste Reaktion war er nicht gefasst gewesen. Als sie den Waldmann erblickte, begann sie zu schreien. Leto schickte Refor sofort wieder hinaus und wollte Chandra bei den Schultern ergreifen, um sie zu beruhigen, da griff sie ihn an, tobend wie ein Sandteufel. Leto konnte sich ihrer kaum erwehren. Sie schlug um sich und brüllte wie eine Besessene.
    Die Medikerin war bereits bei den ersten Schreien alarmiert worden und brachte zwei kräftige Helfer mit, als sie ins Zimmer stürmte. Es gelang ihnen, Chandra zu fixieren. Sie bekam ein Betäubungspflaster aufgeklebt und sackte gleich darauf zusammen. Jalyn Gonzales ordnete an, sie in ein geschlossenes Zimmer zu bringen und im Bett mit Fesselfeldern zu fixieren.
    »Als ich zu ihr kam, war sie noch völlig ruhig...«, murmelte Leto verstört. »Der Anblick meines Begleiters scheint den Anfall ausgelöst zu haben – aber warum?«
    »Die Wahnvorstellungen sind unberechenbar«, meinte die Ärztin. »Sie machen die Leute von jetzt auf gleich in höchstem Maße aggressiv. Chandra ist nicht der erste eingelieferte Fall, der sich so verhalten hat.«
    Wenn sie ein Opfer des allgemeinen Wahnsinns geworden war, würde man sie für den Mord nicht haftbar machen können. Aber das beruhigte Leto nicht im Geringsten, im Gegenteil. Ihr wäre lieber gewesen, es gäbe einen triftigen, nachvollziehbaren Grund für Chandras Handeln.
    »Lassen Sie ihr die beste Behandlung angedeihen«,

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