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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Dose hervor. Er öffnete sie, lauschte minutenlang der Verlockung der kleinen durchsichtigen Kapseln – und schloss sie wieder.
    Stattdessen fischte er den Medikamentenbehälter aus seiner Beintasche. Er ließ eine der Pillen unter seiner Zunge zergehen und genoss den bitteren Geschmack.
    Es ist zu früh! Du hast heute schon eine genommen.
    Scheiß drauf. Es würde ihn auch nicht mehr als umbringen. Außerdem kreiste seit Jahren so viel Wirkstoff in seinen Adern, dass daneben kaum noch Platz für Blut blieb. Da kam es auf das bisschen mehr auch nicht mehr an. Er schluckte noch zwei weitere Pillen.
    Nach wenigen Minuten legte sich ein Schleier der Taubheit über sein Gemüt. Es ging ihm nicht besser, aber es machte ihm nicht mehr so viel aus.
    Der sägende Klang einer Sirene riss ihn aus der Benommenheit. Alarm!
    Er zuckte zusammen und verstreute dabei den Rest der Tabletten beinahe über den Boden. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er die geöffnete Dose noch immer in der Hand hielt.
    Hastig steckte er sie zurück in die Beintasche, sprang auf und lief zur Tür. Ein flüchtiger Blick aufs Chronometer verriet ihm, dass er fast eine halbe Stunde in diesem Zustand auf dem Bett gesessen hatte.
    Als er vor die Kabine trat, kam Dace Melody auf ihn zugerannt.
    »Was ist passiert?«, fragte er. Nicht, dass es ihn wirklich interessierte.
    »Es ist Ravana«, schluchzte sie. »Keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte. Aber wir waren alle wie weggetreten. In unseren Gedanken gefangen. Sonst hätten wir es bestimmt verhindern können. Wir hätten bemerkt, dass sie die Schleuse... dass...«
    »Was – ist – passiert?«
    »Sie... sie hat etwas von Dämonen gebrüllt und ist raus ins All. Ohne Raumanzug!«
    ***
    Die Arbeiten am Flächenräumer gingen zügig voran, auch wenn sich ihnen ständig neue Probleme in den Weg stellten, mit denen sie nie gerechnet hätten.
    Die bionetische Membran des Zeitfeldprojektors war umgestülpt und das Eis darüber abgeschmolzen. Zunächst hatte Miki Takeo die Temperaturerhöhung so gesteuert, dass sie sich nur auf das Gebiet direkt über der umgedrehten Schüssel auswirkte. Bionetikschläuche, nicht unähnlich dem, der als Aufzug in die Eisspalte diente, pumpten das Schmelzwasser ab, das sich in der Kuppel sammelte.
    Dann jedoch stellte sich die geringe Ausdehnung der Wärmezone als unzweckmäßig heraus, denn das meterdicke Eis über dem Rest der Anlage schmolz an den Rändern und sorgte für steten Flüssigkeitsnachschub im Projektor. Gelegentlich brachen auch ganze Eisstücke ab und stürzten in die Schüssel. Die Gefahr, dass es dadurch zu Schäden an der Membran oder – noch schlimmer! – an den nun freiliegenden Feldstabilisatoren kam, war zu groß.
    Also erwärmte Miki auch die Regionen über den kreisförmigen Röhrengängen, die den Zeitfeldprojektor umliefen, und vergrößerte so die eisfreie Zone. Damit hielt er riskante Abbrüche und Schmelzwasser zwar von der Abstrahlvorrichtung fern, gleichzeitig wurde aber auch das Eis unter dem Magnetfeldkonverter der Marsianer in Mitleidenschaft gezogen. Dieser sackte über den Speicherschüsseln etwas zur Seite, was eine weitere Aufladung verhinderte.
    Um die Vorrichtung in der Waagrechten zu halten, mussten sie die darunter entstehende Lücke mit bionetischem Material ausfüllen. Da dieses jedoch nicht so schnell wuchs, schwebte zunächst das Shuttle über der Kuppel und hielt sie mit seiner Schleppvorrichtung in der richtigen Position.
    Durch die unmittelbare Nähe zum Konverter und dessen elektromagnetischer Ausstrahlung war der Kontakt zwischen Shuttle und Warnsonden nun aber so gestört, dass sich eine Herde Barschbeißer unbemerkt nähern konnte. Fast schien es, als spürten die Tiere die Unaufmerksamkeit ihrer potenziellen Beute. Glücklicherweise näherten sie sich stets nur zu zweit oder dritt, sodass die hydritischen Blitzstäbe ausreichten, sie zu verscheuchen.
    »Jetzt lasst uns doch mal in Ruhe«, brüllte Steintrieb ihnen eines Tages hinterher. »Geht ja schließlich auch um euren Arsch, den wir hier zu retten versuchen!«
    Es kam Matt so vor, als würde die Beseitigung jeder Baustelle zwei neue eröffnen. Er wünschte sich, sie könnten auch bei den oberirdischen Aufgaben auf Miki zurückgreifen. In seinen künstlichen Gliedern steckte vermutlich mehr Körperkraft, als in denen der Marsianer mit ihren Exoskeletten zusammen. Doch als neuer Koordinator musste er an die Anlage gekoppelt bleiben, schon alleine, um die richtige

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