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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Streiters! Er weicht uns aus!«
    »Warum sollte er das wohl tun?«
    »Weil er uns fürchtet.«
    Dexter hätte beinahe laut aufgelacht, konnte es sich aber gerade noch verkneifen. Nicht so Valdis Angelis. Er kicherte los, bis ihm Tränen über die Wangen kullerten.
    »Was soll daran lustig sein?«, giftete Dace ihn an.
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, knurrte Tsuyoshi. »Wir setzen eine Sonde ab und...«
    Plötzlich sprang Dace Melody von ihrem Sessel auf und stürzte sich auf Leda Raya Braxton. »Raus aus dem Pilotensitz!« Ihre Stimme überschlug sich. »Raus da! Wir müssen den Streiter rammen, das ist unsere einzige Chance.«
    »Schafft sie mir vom Hals!«, kreischte die Pilotin. »Lasst sie nicht...«
    Der Rest des Satzes ging in ersticktem Keuchen und dem Splittern von Zähnen unter. Endlich reagierten Valdis Angelis und der Kommandant. Sie zerrten die Navigatorin von Leda Raya weg, konnten sich aber nur mit Mühe ihrer wütenden Attacken erwehren. Sie kratzte, biss und spuckte. So trugen sie etliche blutige Schrammen davon, ehe sie die Tobende unter Kontrolle brachten.
    Während des Kampfes lehnte sich Dexter Wang in seinem Formsessel zurück. Auf die Idee, dass er ebenfalls eingreifen könnte, kam er gar nicht.
    Ohne Rücksicht zu nehmen, schoben sie Dace schließlich von der Brücke. »Dafür landen Sie in einer Zelle«, schimpfte Tsuyoshi. »Und wenn Sie Glück haben, werfe ich den Schlüssel nicht weg.« An Dexter gewandt sagte er: »Starten Sie die Sonde! Wenn ich wiederkomme, will ich sie im All sehen. Und erstatten Sie der Mondstation Bericht.«
    Dann schloss sich die Tür hinter ihnen.
    »Weißt du was?«, fragte in diesem Augenblick Morgan mit blutigem Grinsen. »Ich glaube, auf dich kommen ein paar interessante Stunden zu.«
    ***
    »Halb so groß wie der Mond«, murmelte Matt.
    Die Südpolarlandschaft, die er jenseits des Shuttlefensters sah, kam ihm noch einmal so trist vor, seit sie von den Marsianern auf dem Erdtrabanten die Messergebnisse bekommen hatten. Doch von dort waren weitere schlimme Nachrichten gekommen.
    »Die Verbindung zur AKINA ist sehr... unregelmäßig«, hatte der Funker durchgegeben. Erst auf Matts Nachfrage war er konkreter geworden: »Die wenigen Meldungen, die wir erhalten, klingen... merkwürdig.«
    Auch wenn Matt die Raumschiffsbesatzung nicht kannte und nur mit drei oder vier Mitgliedern per Funk gesprochen hatte, erschütterte ihn diese Nachricht. Nicht nur, dass sie nicht mehr dazu gekommen waren, die Sondenmessungen durchzuführen und so den Kampf gegen den Streiter zu unterstützen; vor allem die Tatsache, dass wieder einmal Lebewesen völlig sinnlos den Verstand oder gar ihr Leben verloren hatten, ließ Matt fast verzweifeln.
    »Du musst das Positive daran sehen«, entgegnete Xij. »Je größer er ist, desto einfacher wird es für uns, ihn zu treffen.«
    »Und desto weniger wird der Treffer ihm ausmachen.«
    »Das wussten wir aber vorher schon.«
    Matt sagte nichts. Xij hatte ja recht. Trübe Gedanken brachten sie kein bisschen weiter.
    Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sich ein Gefühl in ihm einnistete, wie er es bereits einmal hatte empfinden müssen. Vor ziemlich genau zwölf Jahren und zugleich vor mehr als einem halben Jahrtausend, als »Christopher-Floyd« auf die Erde zugerast war.
    Damals, im Jahr 2012, hatte allerorten hektisches Treiben geherrscht. Die Menschheit unternahm unzählige Versuche, die Krise zu lösen. Und doch hatte sie es nicht geschafft.
    Nur allzu gut erinnerte sich Matt an die grenzenlose Hilflosigkeit, die er unter dem Mantel der Emsigkeit nur unzureichend hatte verstecken können.
    Wieder raste etwas auf die Erde zu.
    Wieder herrschte hektisches Treiben, wenn diesmal auch nur am Südpol, weil der Rest der Menschen nichts von der Bedrohung wusste.
    Würden sie mehr Erfolg haben als damals?
    Natürlich, anders als im Jahr 2012 verfügten sie über den Flächenräumer, wenn es auch ein Wettlauf mit der Zeit werden würde, ihn rechtzeitig feuerbereit zu bekommen. Dafür waren sie annähernd allein. Und ihnen blieb nur ein einziger Schuss. Wenn sie den danebensetzten, besiegelten sie das Ende der Menschheit.
    »Allmählich frage ich mich, ob die Barschbeißer-Wache überhaupt noch Sinn ergibt«, schmuggelte sich Xijs Stimme in Matts Gedanken.
    Er wusste genau, worauf sie hinauswollte. Seit Mariann Braxtons Tod hatten sich noch zwei der Biester in die Nähe des Flächenräumers gewagt, aber seitdem herrschte Ruhe. Die jedoch kam

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