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stellen sich mit ihrem Plastikgeschirr vor der Tür an. Da kommen dann auf einen Schlag vierzig, fünfzig Leute zusammen, bei denen außer auf dem Hofgang und zur Postausgabe den ganzen Tag lang nichts weiter passiert. Von der Atmosphäre ist das wie im Kino, kurz bevor der Film anfängt. Natürlich steht neben der Tür immer ein Beamter, aber ein Beamter, selbst wenn’s wie in dem Fall ein Brecher wie der Hopp ist, ist nicht viel, wenn die Situation auf einmal eskaliert. Das kann immer passieren.
Letzte Woche greift zum Beispiel so ein schräger Vogel über den Tisch und nimmt sich einen zweiten Apfel. Was nun?
Natürlich könnte der Hopp sagen: »Legen Sie den Apfel wieder hin!« Und das würde der auch machen.
Aber dann sagt der hinter ihm in der Reihe: »Den Apfel esse ich nicht mehr. Den hat der angefasst. Ich will jetzt auch zwei.«
Das ist schon eine schwierige Situation, da kann der Hopp bereits in Richtung Schlagstock greifen. Wenn er dann nicht zwei Essenausgeber hat, die sich durchsetzen können und ihn covern, muss er im schlimmsten Fall über Funk weitere Beamte dazu rufen, alle Gefangenen auf ihre Zellen schicken und die komplette Ausgabe abbrechen. So was ist denen vor Kollegen, die das hinkriegen, immer extrem peinlich. Darum sind die Beamten total froh, dass Andi und ich als Essenausgeber überhaupt keine Lücke aufmachen. Ich stehe immer mit so ’ner riesigen Schöpfkelle da, und wer rübergreift, kriegt was auf die Finger. So hab ich letzte Woche auch den schrägen Vogel mit dem Apfel erwischt.
»Hast du sie noch alle?«, fragt der mich.
»Zieh bloß ab, Dicker«, sag ich.
Der Typ latscht also die Schlange ab nach hinten zur Zelle, da greift ihm, als er auf der Hälfte ist, Abu aufs Tablett und nimmt sich seinen Joghurt runter, und er kommt wieder nach vorn.
»Mir hat einer den Joghurt geklaut«, sagt er zum Hopp.
Ich misch mich ein: »Tja, das nennt sich scheiße gelaufen.«
Der Apfeldieb guckt den Hopp an: »Aber …«
Und der Hopp: »Sie haben den Herrn Stein doch gehört.«
Der Andi und ich führen die Essenausgabe wie ein selbstständiges Unternehmen, und das ist den Beamten super wichtig. Kein Stress, kein Gezeter, keine Arbeit für sie. Die haben keinen Bock, sich in irgendeiner Art und Weise einzumischen. Die Gefangenen setzen sich untereinander auseinander, zumindest in dem Rahmen, der vertretbar ist. Theoretisch darfst du natürlich niemandem mit ’ner Schöpfkelle auf die Hand kloppen, das ist ’ne Waffe und ’n Angriff. Aber das sind auf einmal die Toleranzbereiche, die entstehen, wenn du dauernd Kontakt mit den Beamten hast und zu denen eine Beziehung aufbaust.
Nehmen wir nur die Sache mit den Hähnchenschenkeln. Andi und ich lieben Hähnchenschenkel, dummerweise gibt es nur alle zwei Wochen welche, und dann sind sie abgezählt. Für jeden Gefangenen zwei Stück, es sei denn, einer hat Diätessen, dann kriegt er drei, keine Ahnung, warum das so ist, aber es war eben so, bis wir es letzte Woche mal geändert und uns überall den dritten Schenkel abgezwackt haben. Die Diätlinge haben zuerst zwar dumm geguckt, aber was wollten sie machen. Wir sind sonst keine Leute, die Essen unterschlagen, wir versuchen wirklich, jedem gleich zu geben. Wenn die Typen von der 2. Station sich wieder einen Fiffi ansetzen wollen und dafür Hefeteilchen brauchen, geben wir ihnen auch ein paar mehr. Aber bei Hähnchenschenkeln müssen wir leider eine Ausnahme machen. Wir sitzen also nach dem Mittag gerade so schön auf meiner Zelle, vor uns auf dem Tisch stapeln sich realistisch geschätzt zweiundzwanzig Hähnchenschenkel, und wir sind die ganze Zeit am Ablachen, wie leicht es war, sich diesen Berg zu organisieren, als es auf einmal an der Tür klopft.
Normalerweise musst du nicht damit rechnen, dass die Beamten deine Zelle betreten, zumindest nicht, wenn sie dich nicht im Visier haben, was aber nicht ausschließt, dass es jederzeit passieren kann. Der Andi schafft es noch, ein Handtuch über die Schenkel zu werfen, als auch schon der alte Scherer im Raum steht.
Ich ganz beiläufig: »Herr Scherer, welche Ehre.«
Aber er winkt gleich ab, wir sollen ihm nichts vormachen.
Er meint, wir hätten einen harten Job, wir müssten viel tragen, er weiß das, und er hat auch grundsätzlich nichts dagegen, wenn wir ein paar Äpfel, Bananen oder Kekse mehr haben. Aber das, was wir heute abgezogen hätten, sei so was von völlig daneben.
Und wir noch so unschuldig: »Ja, wieso?«
Aber er: »Jungs,
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