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rausgegangen, warum muss ich immer so neugierig sein. Selbstverständlich blutet Pitbulls bestes Stück ordentlich, ist eben ’n Riesenloch in der Seite, und ich versuche hinzuschauen, während ich eben nicht hinschaue. Pitbull selbst steckt die Operation bisher am besten weg, er flucht auf Rumänisch, während er sich noch ein paar übrig gebliebene Tropfen Desinfektionsmittel auf das Loch im Schwanz kippt. Jetzt kommt auch endlich der Bauernkopf zum Einsatz: mit leicht zittrigen Händen baut er sich die Kugel in den Schwanz ein. Er schiebt sie in den großen Schlitz, in dem grade sein Dolch gesteckt hat. Mir wird leicht schwindlig, die Zelle war eh schon so heiß. Der Pitbull verlangt nach Taschentüchern, die ich ihm sofort aushändige, und zeigt uns stolz sein Werk. Er hat jetzt ’ne Kugel im Schwanz, besser gesagt, einen Bauernkopf. Bevor er die Zelle verlässt, sagt er noch »das für meine Frau, besser bei Sex«. Dann geht er.
Das muss man erst mal sacken lassen.
Am Abend erzählen mir andere Gefangene, dass das unter einfachen Häftlingen im Osten sehr verbreitet ist. Sie wollen so die Hoffnung nicht aufgeben, eines Tages wieder rauszukommen und eine Frau glücklich zu machen. Ich beschließe für mich, Bauern und deren Köpfe weiterhin zum Schachspielen zu benutzen und nichtsdestotrotz die Hoffnung auf Frau und Freiheit nicht aufzugeben.
Aber zurück zur Tätowiermaschine. Weil ich wie die meisten Leute Glatze trage, hatte auch ich einen Langhaarschneider. Du kannst natürlich auch den Gefängnisfriseur kom men lassen, ein Job, den ebenfalls ein Gefangener macht, aber erstens ist der nicht so der Rocker und zweitens arbeitet der mit Gegenständen, mit denen du in deinem ganzen Leben nicht in Berührung kommen willst. Die Nadeln, die ich für meine Tätowiermaschine brauchte, hab ich aus den Farbkartuschen meiner Schreibmaschine ausgebaut, immer wenn ein Band leer war. Ich hab sie mit dem Schleifpapier, das mir unser Maler gegeben hat, angeschliffen. Auch kein schlechter Job, Zellenmaler, du kommst an unglaublich viele Sachen ran. Das Desinfektionsmittel und die Gummihandschuhe habe ich vom Österreicher, dem Hausarbeiter, und der Rest waren nur noch so Kleinteile, die ich mir von überall her zusammengesucht habe, ich hatte Zeit, und ehe ich mir vor lauter Langeweile Kugeln in den Schwanz schiebe, mach ich lieber was Sinnvolles, zumal der Franz, der alte Zausel, mir nicht mehr auf die Nerven gehen kann.
Die Entlassung vom Franz war fast schon eine zu Herzen gehende Angelegenheit. Regulär hätte er seine Geldstrafe eigentlich erst drei Tage nach seinem vierundfünfzigsten Geburtstag abgesessen gehabt, aber dann hab ich draußen Jörg informiert, der ist zur Pforte der JVA gefahren, hat denen zwanzig Euro auf den Tresen gelegt, so haben wir dem Franz zwei Tage Freiheit gekauft. Er war total gerührt, der Franz, hat mich voll umarmt und mir von draußen sogar noch ’ne Karte geschrieben mit ’ner Stadtansicht. Seitdem sitz ich also hier sehr komfortabel allein in einer Doppelzelle und bastle nachmittags immer weiter an meiner Tätowiermaschine, nachdem der Andi und ich auf dem Hofgang schön unsere weißen T-Shirts ausgeführt haben.
Für das Tätowieren hab ich soweit alle Sachen zusammen, nur die Farbe war bis zum Schluss ein Problem. Der Pitbull hat da viel mit Ruß experimentiert. Du hältst ein Feuerzeug unter eine Keramiktasse, kratzt den Ruß ab, dann ist er keimfrei und vermischst ihn mit Wasser. Aber wie ich schon an dem total bescheuerten Totenkopf gesehen habe, ergibt das tendenziell eher Grautöne, und das ist im Endeffekt nicht so toll. Ich hatte auch an rote und schwarze Tusche gedacht, aber die soll nicht so gut verträglich sein, und daher der ganze Aufriss mit der echten Farbe, die ich über den Ufuk beim Dragan bestellt habe und die nun sauber versteckt in einer Aufziehfüllerbanane auf dem Bollerwagen liegt, den der Andi und ich bei Tagesanbruch über den Hof rüber ins Haus A schieben.
»Da sind Sie ja endlich«, sagt die Beamtin, als wir vor der Zentrale stehen. Inzwischen war Schichtwechsel, und nun ist also die kurzhaarige Lesbe, mit der ich vor einiger Zeit wegen der Hausarbeitersache Stress hatte, am Drücker.
»Einmal Bananen für den Affenpuff«, sagt der Andi.
Ich stoß ihn an. Man muss es ja nicht übertreiben.
Die Essenausgabe findet immer auf den Stationen statt. Am Ende des Ganges bauen wir uns in einer Zelle auf, die extra dafür leer steht, und die Gefangenen
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