325 - Gefahr aus dem All
Faustgröße wahr, das langsam größer wurde.
Allmählich wurde Matt unruhig. Wie soll es ein Raumschiff schaffen, den Kurs diesen Giganten zu verändern?, fragte er sich beklommen.
Der Android behielt seine stoische Ruhe bei. »Der Bordcomputer hat den Abfangkurs für die AKINA jetzt den aktuellen Daten angepasst«, verkündete er. »Wir werden einen Bogen fliegen, damit wir uns dem Schiff nicht zu schnell nähern.«
Tatsächlich zog das Shuttle plötzlich nach rechts weg, nachdem es sich zwischen zwei kleineren Trümmern durchmanövriert hatte. Der obere Rand des Trümmerstücks schob sich als unregelmäßige, gezackte, leicht flimmernde Linie in Matts Blickfeld. Er nahm sie nur einen kurzen Moment wahr. Dann zog die graue Wand an ihnen vorbei, als die Steuerdüsen das Shuttle herumschwenken ließen. Der Hauptantrieb ging auf Volllast. Für Minuten vibrierte der ganze Rumpf beängstigend stark, dann hatten sie sich der Geschwindigkeit der AKINA angepasst.
Das gewaltige marsianische Raumschiff kam auf der rechten Cockpitseite in Sicht.
Matt fühlte sich unwillkürlich an ein Geisterschiff erinnert. Woher stammte dieser Eindruck? Er konnte ihn nicht sofort zuordnen. »Irgendwas stimmt da nicht«, murmelte er.
Miki Takeo gab ihm die Antwort. »Du hast recht. Die AKINA rotiert um ihre Längsachse. Wäre noch jemand dort drüben am Leben, hätte er die Rotation mit den Steuerdüsen längst gestoppt. Ich befürchte das Schlimmste...«
***
Clarktown II
Master-Sartsch Lydia Jones ließ den Spähwagen kurz auf dem Bergrücken anhalten. Sie glaubte, eine Bewegung in der Ferne gesehen zu haben. Als sie das Okulaar an die Augen setzte, war aber nichts mehr zu sehen.
»Los, weiter«, befahl sie. Gleich darauf hatte der Spähwagen wieder zur Transportplattform, die sich surrend auf einem Luftkissen vier Feet über dem Boden fortbewegte, aufgeschlossen.
Vor ihnen zog sich Clarktown II den gegenüberliegenden Hang des weiten, mit gelb-blauem Bewuchs bestandenen Tales hoch. Transportplattformen schwebten zwischen den bunten Häusern und schwarzen Ruinen, die schon wieder deutlich in der Unterzahl waren. Überall arbeiteten Clarkisten am Wiederaufbau. Zahlreiche Kranarme schwenkten umher, verteilten Lasten und setzten sie ab. Laute Schreie und Kommandos hallten durch das Tal, vereinzelt kläfften Hunde.
Die Minenfelder, die die Stadt umgaben und schützten, waren bereits fertig, ebenso fünf von acht zerschossenen Geschützstellungen und natürlich das oberirdische Wohnhaus des 37. Clark Manuel und seiner Familie. Erste bauliche Priorität hatte im Moment nun also das weiße, von Säulenreihen umgebene Gebäude mit dem halbrunden Kuppeldach, das den höchsten Punkt Clarktowns bildete. Das Capitol glänzte schon fast wieder so schön wie früher. Leider hatte es momentan nicht mehr die Bedeutung von früher...
Früher, das war vor dem Angriff der U-Men und der Briten, als Lydia Jones noch stolz auf das Capitol gewesen war. Jetzt aber krampfte sich ihr Magen schmerzhaft zusammen, wenn sie das Symbol der Macht sah, das unter anderem auch den Zugang zum Sanktuarium bildete.
Als sie an die unterirdische Hohlwelt dachte, erschien für einen Moment ein harter Zug um ihren Mund. Auch das Sanktuarium war nicht mehr das, was es einst gewesen war. Wie hatte es nur zu dieser Katastrophe kommen können, die eine Evakuierung unumgänglich gemacht hatte...?
Plattform und Spähwagen fuhren auf einem der verbreiterten Zugangswege durch die Minenfelder hoch zum Capitol. Vor dem Eingang wartete bereits Herb Randall mit seinem neunköpfigen Stab. Der Ober-Clark, ein groß gewachsener, hagerer Mann mit Stoppelhaarschnitt und Oberlippenbärtchen, begrüßte Adolfo Darnell, der elegant von der Plattform sprang und salutierte, mit einem kalten Lächeln. Aber immerhin ein Lächeln. Sein Blick erreichte Lydia Jones. Er flackerte kurz, dann wandte er ihn rasch ab.
Das personifizierte schlechte Gewissen. Ich könnte kotzen, wenn ich den Kerl bloß sehe...
Hinter Randall war ein großes Messingschild neben das Haupteingangstor geschraubt. Alle Menschen sind gleich und haben die gleichen Chancen, stand dort unter anderem zu lesen. Lydia konnte den Text, wie alle Clarkisten, auswendig herunterbeten. Im Moment kam er ihr wie Hohn vor. Vor allem, weil Randall direkt davor stand. Denn der hatte seine eigene Interpretation von Chancengleichheit.
Was hätte ich machen müssen, um befördert zu werden? Auch regelmäßig Pooker mit dir spielen? So wie
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