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327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Feuereifer auf die Trommeln eingeschlagen?
    Das Lied erklang. Wie klares Wasser auf nacktem Fels hallte es durch die Luft. Ein Windstoß veranlasste Hunapee, die Augen zu öffnen. Aus dem Bun’ker drang ein düsteres Grollen. Der Boden unter Hunapees nackten Füßen vibrierte, als wäre die Erde hungrig und nicht die Schlange.
    Der Kundschafter hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, da zeigte sich das Untier. Ein monströser Kopf schob sich durch den Eingang, verfinsterte den Fels, warf ein gewaltiges Schattengebilde. Hunapee gab einen eigentümlichen Laut von sich: einen Schluchzer, gepaart mit einem halb erstickten Lachen.
    Die Schlange walzte sich vorwärts, direkt auf Hunapee zu. Gelb schillernde Augen, mit Pupillen wie Lanzenspitzen, taxierten den Kundschafter.
    Hunapee begann zu schreien. Wild rüttelte er an den Ketten, doch natürlich kam er nicht frei.
    Ha’tuu bäumte sich auf. Ihr Kopf wiegte vor und zurück. Dass es eine göttliche Schlange war, zeigte sich schon dadurch, dass Ha’tuu mit keinem anderen Reptil des Dschungels vergleichbar war. Nicht nur ihre Größe war enorm; sie trug auch ungewöhnlich viele Fangzähne in ihrem Maul.
    Ein letzter Blick auf sein Verderben – dann schnellte Ha’tuus Kopf auf Hunapee herab. Die gewaltigen Zahnreihen schlossen sich um ihn und spießten ihn auf.
    Der Kundschafter spürte, wie er von den Ketten gepflückt wurde. Im ersten Moment hing er noch an den Ringen; dann, nach einem fürchterlichen Ruck, umwehte eisige Luft seine Armenden und er fühlte das Blut aus den Stümpfen sprudeln.
    Vor seinem geistigen Auge sah er Kuxetlan lächeln. Wie der Wind, der eine einzelne Flamme löscht , dachte Hunapee noch. Dann spürte er nichts mehr.
    ***
      Kourou, Weltraumbahnhof
    Matt sah zu, wie Xij auf einer Pritsche sitzend ihre Stiefel schnürte. Sie befanden sich in einer der Baracken.
    »Was war das für ein Tier?«, fragte sie, ohne aufzusehen.
    »Hm?«
    »Der Vogel.« Sie schaute ihn an. »Der dich angegriffen hat.«
    Matt räusperte sich. »Groyls heißen die Biester. Ein Legionär hat mich nach dem Angriff aufgeklärt. Aber das ist jetzt nicht wichtig.« Eine Braue hochziehend, betrachtete er ihr Marschgepäck. »Bist du sicher, dass du nicht noch warten möchtest?«
    Xij zog die Schnürsenkel fest und stand auf. »Warum warten? Wenn dieser Stamm etwas mit dem Überfall zu tun haben sollte, ist es besser, wir finden es so schnell wie möglich heraus.«
    »Sicher, nur...«
    Xij verzog das Gesicht. »Sieh es doch ein, Matt«, sagte sie. »Wir können nicht abwarten, bis du wieder fit genug bist – das kann Wochen dauern. Bis dahin müssen wir längst den Schlangenmenschen hinterher, die auf dem Meer unterwegs sind. Miki hat doch noch ihre Peilung?«
    Matthew nickte beifällig. Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere. »Aber mir ist nicht wohl bei der Sache«, sagte er.
    »Hab ich gemerkt.« Xij lächelte unmerklich. Ein Blitzen stahl sich in ihre Augen. »Du bist von Chevalier nicht sonderlich begeistert, hab ich recht? Oder sagen wir, mit dem Umstand, dass er diese Aktion leitet.«
    »Unsinn«, brummte Matt unwirsch. »Hauptsächlich mache ich mir um dich Sorgen.« Er spürte, wie halbherzig seine Worte klangen. Xij durchschaute ihn sofort.
    »Du bist doch nicht etwa eifersüchtig auf den Kerl?« Sie lachte. »Du meine Güte! Traust du mir keinen besseren Geschmack zu?«
    »Du verstehst nicht«, wehrte er ab. »Es geht nicht darum, ob du es willst – sondern ob er nicht unterwegs entscheidet, dass du es willst.«
    »Und du glaubst, ich kann mich nicht meiner Haut erweh- Da kommt jemand«, unterbrach sie sich. Matt wandte sich um und sah einen Schatten auf das Türglasfenster fallen. Augenblicke später betrat eine Frau im Kampfanzug den Raum. Sie hatte lange dunkle Locken, und unter ihrem engen Shirt zeichneten sich deutlich ihre Bauchmuskeln ab. Freundlich nickend sah sie in die Runde und reichte Matt die Hand. »Monsieur Drax, nehme ich an?«, sagte sie. »Ich bin Merle. Ich soll den Trupp begleiten.«
    Matt registrierte Xijs hocherfreuten Gesichtsausdruck. Dann fiel der Groschen. »Du bist Xijs Trainingspartnerin!«
    Merle nickte. »Stimmt genau. Chevalier dachte, es wäre ganz nützlich, jemanden dabei zu haben, der sich in dieser Gegend gut auskennt.«
    »Ich dachte, er sei hier der große Pfadfinder?«
    Merle lachte hell. »Das erzählt er jedem. Zugegeben, er kennt sich gut aus im Busch, aber ich bin darin aufgewachsen. Meine Mutter

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