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329 - Die Fährte der Roboter

329 - Die Fährte der Roboter

Titel: 329 - Die Fährte der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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Matthew Drax das Mondshuttle auf den letzten Ausläufern des Grüngürtels. Auf einer Länge von vielleicht fünf oder sechs Metern fiel das Gelände zum Flussbett hin ab.
    Itzel sprang aus der unteren Luke des Shuttles, kaum dass Xij sie geöffnet hatte, und rannte dem Metallo entgegen, der als Erster in den Fluss gestürzt und auf der Sandbank gestrandet war. Es war ein hagerer, zwei Meter großer Roboter, der auf die Seite gekippt dalag. Der Metallkorb auf seinem Rücken ragte zu zwei Dritteln aus dem Wasser. Darin wanden sich hektisch die Schlangen. Die Indio hatte einige Mühe, den Verschluss zu öffnen, aber schließlich schaffte sie es.
    Ein Knäuel aus gefiederten Schlangen kroch aus der entstandenen, nur etwa handbreiten Öffnung. Sie entknoteten sich, hoben ab und flogen in den Dschungel, schnell fort von den Maschinen, die sie ihren Trägern geraubt und entführt hatten.
    Es war ein faszinierender Anblick. Unwillkürlich dachte Matt an mystische Wesen aus Asien und die Legenden der Inka. Dass es die geflügelten Schlangen heute aber tatsächlich gab... Konnte das eine Laune der Natur sein oder hatten hier die Daa’muren eingegriffen und dem mythologischen Gedankengut, das sich über die Jahrtausende erhalten hatte, durch Genmanipulation eine Form verliehen?
    Xij gab ihm einen Klaps auf den Hintern. »Komm schon, Takeo wartet!« Gemeinsam liefen sie zu dem reglosen Androiden hinüber.
    Miki Takeos Plysteroxhülle hatte unter der Passage durch den mexikanischen Urwald erkennbar gelitten. Aus der Nähe erkannte Matt überall Kratzer und Dreck. Welkes Laub hatte sich an den Gelenken verfangen. Aber das waren nur Äußerlichkeiten. Das wahre Problem lag tiefer.
    Während Itzel von Roboter zu Roboter eilte und weitere Too’tems befreite, umrundete Matt den Androiden. Der improvisierte Tragekorb auf seinem Rücken, in dem zahlreiche Schlangen zischten, war mit Seilen aus Pflanzenfasern an den Schultergelenken festgemacht. Matt schnitt das Behältnis los und ließ den Korb zu Boden fallen. Mit einem weiteren Schnitt löste er die Halterungen des Deckels. Die Too’tems schlängelten sich in die Freiheit. Matt achtete darauf, dass sie ihm nicht zu nahe kamen; er hatte den Schlangenbiss in Kourou noch deutlich und schmerzhaft in Erinnerung. Doch den Tieren war nicht nach Angriff. Sie machten sich fliegenderweise davon.
    Gilbeetos Too’tem musste darunter sein. Es war Miki Takeo gewesen, der die Schlange des Jungen in Cancún betäubt und entführt hatte. Doch davon abgesehen, dass Matt sie ohnehin nicht wiedererkannt hätte, stand ihm auch nicht der Sinn danach, sie sich selbst um den Hals zu legen. Er konnte nur hoffen, dass sie selbst den Weg in die Stadt und zu ihrem Träger fand.
    Im Nacken des Androiden befand sich die geheime Klappe, von der Miki Takeo ihm in kluger Voraussicht erzählt hatte – falls es einmal notwendig werden sollte, ihn abzuschalten. Dieser Augenblick war nun gekommen.
    Matt kletterte auf den Korb, um Mikis Nacken zu erreichen, und drückte mit dem Daumen auf eine bestimmte Stelle der Verkleidung, die daraufhin zur Seite glitt und den Blick auf zwei Schalter freigab. »Systemcheck« stand auf dem einen, »Emergency Off« auf dem anderen. Außerdem waren da verschiedene Anschlüsse für externe Diagnosegeräte.
    Xij, die ebenfalls auf den Korb gestiegen war, der unter ihrer beider Gewicht bedenklich knarrte, reckte sich. »Faszinierend. Eine Urgewalt von einem Maschinenmenschen – und mit einem einfachen kleinen Knopf kann man ihn abschalten. Macht ihn das nicht sehr verwundbar?«
    Matt nickte. »Und deshalb gibt es noch einen weiteren kleinen Trick.« Er drückte mit dem Finger auf den Notaus-Knopf – einmal lang, zweimal kurz, dann noch einmal lang. »Wer diese Abfolge nicht kennt, kann sich einen Wolf drücken, ohne dass etwas passiert«, erklärte er und sah Xij ernst an. »Du bist jetzt die Zweite, die davon weiß. Ich sage es dir nur, weil ich weiß, dass das Geheimnis bei dir sicher ist. Trotzdem solltest du Miki nichts davon sagen.«
    »Geht klar.«
    Eine rote LED war neben dem Druckknopf erstrahlt. Sie flackerte eine Weile, dann erlosch sie. Matt wartete noch ein paar Sekunden, bevor er den Knopf erneut drückte. Das Licht wechselte auf Grün; Miki Takeo bootete neu.
    »Das kann jetzt eine Weile dauern«, sagte Matt. »Ich bleibe bei ihm. Schau doch mal, ob du Itzel helfen kannst. Je schneller die Schlangen befreit sind, desto besser. Ich traue dem Braten immer noch nicht.

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