Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

33 Cent um ein Leben zu retten

Titel: 33 Cent um ein Leben zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Jensen
Vom Netzwerk:
hebt. Das bedeutet, nun hören alle Kriege auf. Ich sehe Gott nicken. Ich sehe alle Waffen verschwinden.
    Und wenn es Gott gäbe, dann ließe er direkt bei all denen, die hungerten, Früchte und Bäume wachsen.
    Ich sehe es vor mir: Aus dem Wüstensand wächst ein Baum mit Melonen und Gurken und Äpfeln und Birnen und Salat und Rosinen und Datteln.
    Ich nicke.
    Und wenn es Gott gäbe, dann gäbe es genug Hemden!

UND DU SELBST?
    »Und du selbst?«, fragt der Richter. »Wie viele Hemden?«
    »Viel zu viele.«
    »Schuhe?«
    »Genug.«
    Er schneidet ein Stück von dem größten Stück Fleisch ab. Der Richter bekommt immer das größte Stück. Das ist okay. Denn der Richter geht zur Arbeit und sorgt für Gerechtigkeit und dafür, dass die Verbrecher mit der richtigen Strafe und dem gerechten Strafmaß ins Gefängnis kommen. Er hat auch den größten Bauch.
    »Aber nicht mehr«, sagt Sara.
    »Nicht mehr?« Mein Vater sieht sie fragend an. Sie ist sitzen geblieben, obwohl sie gerade eine Prinzessinnenkutsche für das Prinzessinnenschloss baut. Sie benutzt nur rosa Legosteine. Sie hat die schwarzen rosa angemalt, die gelben, die blauen, alles ist rosa.
    »Socken«, sagt sie.
    Ich unterbreche sie. »Ein Paar Schuhe, eine Hose, ein Unterhemd und eine Unterhose, ein Paar Socken. Und ein halber Schlips.«
    »Ein halber Schlips?« Er runzelt die Stirn. Richterstirnrunzeln.
    Ich nicke. »Ich habe nur einen Schlips. Deshalb.«

DER BALKEN
    Jesus hat das gesagt: Man sieht den Splitter im Auge des Bruders, aber nicht den Balken im eigenen. Ziemlich gut ausgedrückt.
    Ich weiß es. Andere kritisieren ist leicht. Und dabei vergesse ich mich selbst. Was tue ich selbst?
    Ich habe alles aufgeschrieben, was ich nicht richtig mache. Eine lange Liste. Eine schrecklich lange Liste. Ich besuche meine Großmutter viel zu wenig. Ich sollte ihr mehr helfen: staubsaugen, abwaschen.
     
    Ich schicke nicht genug Geld an die armen und hungernden Kinder.
    In die KHK kommt zu wenig Geld.
    Ich bin zu wütend auf alle anderen.
    Aber dafür habe ich Anne sehr gern. Und wo ich jetzt an sie denke, dann ist da ein Ziehen in meiner Brust. Das wächst aus der Mitte der Brust wie eine innerliche Wolke aus Luft. Sie reicht bis in die Arme, die sie umarmen wollen, die Wolke geht in die Beine, die wollen aufstehen und die Treppe hinunterrennen, durch die Tür und hin zu ihr. Die Wolke sitzt in den Augen, die sehen sie überall, sie steht plötzlich mitten in meinem Zimmer. Sie lacht. Anne!
    Und Robin Hood. Ich habe noch mal nachgeschlagen. Es ist nicht so, wie ich geglaubt habe. Tatsächlich steht in den meisten Büchern, dass er ein Räuber ist, dass er stiehlt. Aber es stimmt trotzdem noch immer, dass er alles weggibt. Den Armen, den Waisen, allen, die in Not sind.
    Aber er hat gestohlen.
    Ich halte zu Robin Hood.

KÖNIG KEN
    Ich wollte Danke sagen, mich noch einmal für Saras Geld bedanken. Ich ging in ihr Zimmer, vorsichtig, sorgsam achtete ich darauf, nicht auf ihre rosa Welt zu treten.
    Die breitete sich mit jedem Tag weiter aus. Jetzt ging sie die Wand hinauf, und dort, oben auf der Fensterbank, stand ein kleines Legoherz mit Rädern darunter. Es sah aus, als wollte es durch die Fensterscheibe hinaus in die große Welt fahren. Und die Richtung, merkte ich, war Süden.
    Da lag Afrika.
    Sara war nicht im Zimmer.
    Ich drehte mich vorsichtig um, aber ehe ich ganz auf dem anderen Bein stand und hinausgegangen war, fiel mein Blick auf ein Stück Papier auf Saras Tisch mit Saras Schrift:
    Meine Welt wird eine neue Welt.
    Barbie ist Königin.
    Ken ist König.
    Niemand verhungert.
    Sara.

EINE STRASSE IN KOPENHAGEN
    Der Richter kaut stumm.
    Meine Mutter isst vor allem Gemüse.
    Wir schweigen und warten.
    Wann bemerkt der Richter die neue Regelung?
    Sara schaut zur Decke. Das ist in Richtung ihres Zimmers mit den rosa Legosteinen. Mit der Kutsche, das klappt. Sie ist so gut wie fertig. Jetzt muss es noch eine Kutsche sein. Eine Hochzeitskutsche. Ich glaubte, Ken und Barbie seien schon verheiratet.
    »Die Hemden«, sagt er, »das ist egal. Es waren sowieso zu viele, aber das war Diebstahl. Wer etwas von anderen nimmt, wer etwas nimmt, was nicht ihm gehört, der stiehlt. Er ist ein Dieb.«
    DAS GESETZBUCH .
    Eine Stange Lauch, eine gekochte Mohrrübe. Eine Kartoffel.
    »Ich verstehe durchaus dein Argument.« Er sieht mich fest an. »Ich verstehe durchaus, was Johannes der Täufer gesagt hat.«
    Ich sehe ihn an. Tut er das?
    »Aber dort steht nicht, dass du stehlen

Weitere Kostenlose Bücher