Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
33 - Die Werwölfe von Kregen

33 - Die Werwölfe von Kregen

Titel: 33 - Die Werwölfe von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
getroffen werden, die Lebenden und die Toten nach Hygonsax zurückzuschaffen. Die hamalischen Swods, schlichte Luftkämpfer, sprachen leise miteinander. Nango hielt sich nur mit letzter Kraft und einem starken Willen auf den Beinen. Er brachte hervor: »Ich würde schwören, daß wir schon vor zwei Tagen durch dieses Tal geflogen sind.« Seine Gedanken waren aber sehr träge geworden. Wenn er ausgeschlafen war und sich erfrischt hatte, konnte er sich noch richtig über die wundersame Errettung freuen.
    Die Moorkrim wurden liegengelassen. Ihre fliegenden Satteltiere, vorwiegend Tyryvols, waren längst fortgeflattert. Marion beugte sich über einen toten Wilden und musterte ihn eingehend. Schließlich erschauderte sie. Die Bosheit der groben gebräunten Züge, die Stammesmerkmale, die Schmuckzeichnungen – dies alles verriet ein Leben, das den Grundregeln der Zivilisation weit entrückt war.
    Der Mann zeigte keine Wunden, doch war er tot, und sein abstoßendes Äußeres würde verschwinden, wenn der Körper sich auflöste und wieder in der Nahrungskette der Berge aufging.
    Die Freude über die Rettung von neunzehn Mädchen ihres Regiments minderte nicht die Trauer um die anderen Angehörigen der Pastang, die den Zusammenstoß nicht überlebt hatten. So viele prächtige junge Mädchen aus Vallia, ausgebildet von den Schwestern des Schwertes, klug und erfahren, mutig, eifrig – und nun lagen sie tot in sauberer Reihe da und warteten auf ihre Beerdigung. Marion brachte die Trauerfeier ziemlich apathisch hinter sich.
    Noch spürte sie den Wein auf der Zunge, den das Regiment vor Verlassen Vallias hatte herumgehen lassen, in der Erinnerung sah sie noch die langen Tische, die Kerzen, roch die Blumen, die sorgfältig aufgebaut worden waren. Als sei seit diesem Abschiedsessen nicht weniger als ein einziger Herzschlag vergangen, war sie nun hier in Hamal, in Staub und Hitze, umschwirrt von Fliegen, umgeben von Gerüchen, die so völlig anders waren. Die Mühe, die es kostete, die Augen zu öffnen und Nango anzuschauen, der die Worte sprach, die er für erforderlich hielt, drohte sie zu verzehren.
    Die eigenen Gefühle trieben sie weiter voran, und sie glaubte bereits einen Teil der Zukunft vorausschauen zu können.
    Weniger als einen Herzschlag lang.
    Das Regiment war ausmarschiert mit Musikkapellen und Bannern. Die Pflicht rief sie zu einem harten Leben hier in den hamalischen Bergen des Westens. Sie war diesem harten fähigen Jiktar der Luftkavallerie begegnet, diesem Strom Nango ham Hofnar. Es schien ihr weniger als einen Herzschlag zurückzuliegen, daß sie Vallia verlassen hatte, um in Übersee zu dienen, und hier war sie nun in Übersee und in Hamal – und allzu viele ihrer tüchtigen jungen Mädchen lebten nicht mehr ...
    Ein solches Leid glaubte sie nicht allein ertragen zu können. Als schließlich alle Rituale angemessen abgeschlossen waren, die Feier dem Ende zuging und sie sich langsam entfernte, schaute sie zu Nango hinüber. Im gleichen Augenblick machte er ebenso kehrt, um sie anzublicken.
    In diesem Moment, inmitten der entnervenden Hitze, inmitten des Staubes, der auf der Zunge wie Tafelkreide schmeckte, begegnete ihr Nangos Blick. Ohne auf Hitze, Staub und Fliegen zu achten, starrten die beiden sich an – und ihre Zukunft war entschieden.

4
     
     
    Delia warf einen Schuh nach mir. Ich fing das seidige Gebilde mit der linken Hand auf und schleuderte es unverzüglich zurück. Sie duckte sich lachend, zog den anderen Hausschuh aus und zielte damit nach meinem Kopf. Als ich die Hand hob, um mir das Geschoß zu schnappen, sprang sie über das Bett, stürzte sich auf mich und drückte mich energisch auf den Teppich.
    »Winselst du um Gnade, Fambly? Bietest du deine Kehle zum Biß dar?«
    »Aye, aye, Liebste, ich biete dir die Kehle. Und mein Rücken tut schrecklich weh!«
    Sie gab mir einen schnellen Kuß und ließ los. Ich wälzte mich mühsam herum, fuhr hoch und tastete behutsam unter mich.
    »Kein Wunder – bei der Unterlage!« rief sie lachend. Ich zerrte den schweren Reitstiefel hervor und verzichtete darauf, ihn nach ihr zu werfen. Sie richtete sich auf, mit gerötetem Gesicht, strahlend, göttlich anzuschauen. Ehrlich, wenn es um die Beschreibung meiner Delia aus den Blauen Bergen geht, gibt es für mich keine Worte, die zu großartig oder gar göttlich wären.
    »Was bekümmert dich, mein Herz?« fragte ich philosophisch und begann nach meiner Kleidung zu suchen. Der Tag war noch jung, würde uns

Weitere Kostenlose Bücher