34 - Die Hexen von Kregen
beiden und ritt weiter.
Wenn mein Plan um Hebel und Angelpunkt nur funktionieren konnte! Dann hätten diese beiden respektablen Kaufleute, Markman und Naghan, Grund zur Freude.
Die Soldaten der Zweiten Frant-Infanterie marschierten in die Kaserne, die Prozession der Edelleute und ihrer Eskorten trabte durch das Stadttor und begann den Ritt zum Palast. Ich warf einen kurzen Blick auf den Friedhof, der auf der anderen Seite des Paradefeldes lag. Wie die Dinge um Leben und Tod nun einmal standen, gab es auf Kregen wie auch auf der Erde die unterschiedlichsten Beerdigungsriten. Hier wurden die Toten ehrfürchtig auf Friedhöfen außerhalb der Stadtmauern zur Ruhe gebettet. Manche Grabmäler ragten wie hagere Gliedmaßen aus dem staubigen Boden, andere bestanden aus Marmor oder sahen wie Äste aus, an denen helle Blumen und Bänder befestigt waren, wieder andere erinnerten an Tonflaschenreste, die hohl durch die Nacht hallten, wenn man dagegen schlug.
Erfüllt von solchen unwillkommenen Gedanken über die Sterblichkeit des Menschen, trieb ich Schiefmaul schnalzend an, zog Großherz mit und trabte der Prozession der Edelleute hinterher.
Eine enge Nebenstraße, die parallel zum Boulevard der Gnade verlief, führte zur Sukh der Weber – rechtwinklig ein wenig von der Stelle entfernt, wo der Markt an den Boulevard stieß. Wenn mein Plan funktionierte, war Nath jetzt irgendwo dort und organisierte seine Katastrophe.
Hier verkauften die Weber ihre Produkte nicht nur, sondern stellten sie auch her. Die Sukh, ursprünglich eine breite Straße und Läden und Verkaufsbuden, war im Laufe der Jahresperioden immer mehr zugebaut worden, so daß nun der größte Teil der Fläche von kleinen Baldachinen und Zeltdächern bedeckt war, vollgepackt mit Menschen. Es herrschte ein unbeschreiblicher Lärm. Es gab kein zusammenhängendes Dach wie bei den meisten Sukhs in anderen Ländern. Enge und Gewirr, ein ständiges Kommen und Gehen von Menschen, die sich irgendwie einen Weg bahnten, kennzeichneten den Markt. Fliegen am Honigtopf ... Nun ja, die Menschen mußten sich irgendwie ihren Unterhalt verdienen.
Im Branden des Lärms machte sich der zusätzliche Krach am Eingang der Sukh praktisch gar nicht bemerkbar. Die Menschen, die losgezogen waren, um sich die Parade der Soldaten anzuschauen, hatten die Reihen der Leute, die hier weiter ihrem Beruf nachgingen, kaum gelichtet. Was immer Nalgre erreicht hatte mit seinen vier Quoffawagen und dem zusätzlichen Durcheinander und der Panik, die ausbrechen mußte, wenn die Calsanys das taten, was sie in Erregung immer tun – was immer sich da tat, es mußte genügen. Zweifellos hatte Ered Imlien in seiner gewohnten Ungeduld ärgerliche Worte gebrüllt und dann angesichts des nahen Eingangs der Sukhs für sich und Nath diesen Weg gewählt. Die beiden würden hier durch den Markt reiten und dabei nach Art dieses Typs von Edelmann die Menschen aus dem Weg drängen, um den Palast auf einem kleinen Umweg zu erreichen.
Wie ich erwartet hatte, tauchte als erster Trylon Ered Imlien auf. Er schlug mit seiner Reitpeitsche um sich. Das Gesicht war eine schwarze Maske des Zorns. Ich konnte in dem Lärm zwar nicht hören, was er brüllte, doch brauchte ich keine Zauberkräfte, um mir die Worte vorzustellen, bei Vox! Mit der linken Hand zerrte er Naths Zorca mit. Vektor Ulanor trieb sein Reittier auf der anderen Seite an. Der Cadade der Wache folgte, dahinter waren die Soldaten der Eskorte zu sehen. Taumelnd machten die Menschen dieser stolzen Gruppe Platz, und wer nicht schnell genug sprang, wurde mit einem Hieb auf den Weg geschickt.
Wenn hier ein Wettbewerb zwischen Edelleuten im Gange war, wie es die Kaufleute auf dem Paradefeld mit bitteren Worten angedeutet hatten, so war klar, daß hier und jetzt Imlien über Ulanor die Oberhand hatte.
Ein wildes, von breiten Koteletten gesäumtes Gesicht linste von einem mit Flechtkörben behängten Balkon auf der anderen Seite. Eine dicke Stange stützte schräg einen Baldachin, zehn Schritt weiter tat eine weitere Stange ihr Werk. Diese Stangen waren solide Zedernstämme. Der Baldachin, daran erinnere ich mich noch, war grün-gelb gestreift. Ein zweites schurkisches Gesicht erschien neben der hinteren Stütze.
Mangarl der Mangler wartete genau den richtigen Zeitpunkt ab.
Dieser Teil des Plans ging hauptsächlich auf seine Inspiration zurück, und ich ahnte, daß die Kerle so etwas nicht zum erstenmal unternahmen. Sie verabscheuten die Soldaten. In der
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