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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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vor und bellte ihm ins Ohr.
    Schiefmaul war begierig, aus dem Chaos herauszukommen. Er bewegte sich ziemlich elegant unter dem doppelten Gewicht und galoppierte mit uns durch die Parallelstraße davon, wobei wir nur einen Burschen zur Seite drängen mußten, der vor lauter Staunen nicht schnell genug Platz machte.
    Nath äußerte Dinge wie: »Das wird dir leid tun!« Und: »Ich bin der Kov, du törichter Fambly!« Und: »Bring mich sofort zurück!«
    Hinter uns lagen vermutlich die Soldaten bewußtlos unter dem grün-gelben Baldachin und waren ihre tragbare Habe los. Wahrscheinlich gehörte auch Ulanor zu jenen, die außer Gefecht gesetzt worden waren. Was Ered Imlien betraf – ich warf einen Blick über die Schulter.
    Er folgte uns nicht.
    Wahrscheinlich hielt er sich gerade vorsichtig die Nase.
    Ich sagte mir, daß ich wohl noch Zeit gehabt hätte, mir eine andere Zorca zu schnappen. Der Plan hatte die Tatsache vorausgesetzt, daß Imlien Naths Zorcazügel halten werde. Vielleicht hätte ich dort ansetzen sollen. Aber dieser Rauch war schon längst vom Wind verweht worden ...
    Meine vordringlichste Aufgabe bestand nun darin, den sich windenden, tretenden, brüllenden Kov Nath zu beruhigen.
    Ich sagte barsch: »Wenn du nicht leise bist, muß ich dich bewußtlos schlagen. Es gefiele mir nicht, Nath, aber ich tue es – bei Vox –, wenn du nicht endlich den Schnabel hältst!«
    Wir hatten die Parallelstraße beinahe hinter uns gelassen – ich glaube, sie hieß Splittergasse. Jenseits des Tors vor uns erblickte ich den Paradeplatz. Ich würde mich auf das kurze Schlußstück des Boulevards der Gnade hinauswagen müssen.
    Nath fauchte zu mir herauf: »Schlag ruhig zu, du Rast! Ich werde nur um so lauter brüllen, denn mein Volk wird mich erkennen und retten – Hilfe! Hilfe!«
    Ich schlug zu.
    Dies bekümmerte mich.
    O ja, in einer sündigen Welt, in der sündige Dinge geschehen, steht Dray Prescot mit ganz oben auf der Liste der Menschen mit schwarzer Weste.
    Ich warf einen Mantel um den herabbaumelnden Körper, setzte mich im Sattel des armen alten Schiefmaul zurecht und bog dann auf den Boulevard ein, auf dem ich noch das letzte Stück zum Tor zurücklegen mußte.
    Am Tor lungerten nur noch zwei Wächter herum; die anderen waren diensteifrig losgelaufen, um das von Nalgre dem Punkt angerichtete Durcheinander zu klären. Ich verlieh meinem Gesicht einen halbblöden Ausdruck, begann im Sattel ein wenig zu schwanken und stimmte mit brüllender Stimme das Lied ›Die Jungfer mit dem einen Schleier‹ an, dessen erste Zeile in einem gewaltigen Rülpser endete.
    »Hai, Doms!« rief ich mit schwerer Zunge. »Der Tag geht schnell zu Ende, und ich habe noch viel zu tun – wenn ich nur noch wüßte, was!«
    »Beng Dikkane hat dein Lob verdient«, sagte der Swod lachend und stützte sich auf seinen Speer. Trotz des leichten Tons, den wir miteinander pflegten, hätte ich ihm einen Hieb in das hagere Gesicht verpaßt, wäre er auf den Gedanken gekommen, mich aufhalten zu wollen.
    Ich lenkte Schiefmaul im Schritt durch das Tor und rief zurück: »Mein Gefährte hat die Verehrung zweimal so weit getrieben wie ich. Ihm sei der Ruhm und das – äh – hick – Lob!«
    Gelassen und vorsichtig, ganz und gar nicht, wie ich es geplant hatte, ließ ich mich von Schiefmaul forttragen. Hinter dem Friedhof mit seinen pompösen Grabstätten lagen weite Felder und Obstgärten und staubweiße Straßen. Immer weiter ritt ich, und immer wieder juckte mir der Rücken. Sobald wir den Schutz der Bäume erreicht hatten, konnte ich mich entspannen und eine geeignete Stelle zum Rasten suchen.
    Kov Nath ächzte, als ich ihn unter den schimmernden grünen Blättern und grüngelben Früchten eines Postanbaumes zu Boden gleiten ließ. Ich fesselte ihn fest, damit er nicht auf dumme Gedanken kam. Auf einen Knebel verzichtete ich. Ich pflückte einen Postan und schob ihn ihm zwischen die Zähne.
    Seine Augen, vallianisch-braune Augen, richteten sich auf mich. In ihnen loderten Leidenschaft und Zorn und natürlich die überwältigende Entrüstung, die ihn erfüllte.
    Ich sagte: »Hör mir gut zu, Nath. In Kürze wird ein Gefährte von mir eintreffen, und ich muß dir dreierlei sagen, ehe er sich uns anschließt.«
    Er vermochte den größten Teil der Frucht auszuspucken und begann mich aufgebracht zu beschimpfen. Ich legte ihm eine Hand auf den Mund. »Hör zu, Nath. Eine Information wird dich überraschen, auch wenn sie nicht sonderlich wichtig ist –

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