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34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

Titel: 34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Reich
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mehr oder weniger auf Kosten meiner Schwester gelebt und mein ganzes Leben lang das Meer erforscht.«
    »Aber das ist doch alles was«, sagte der junge Mann.
    Horowitz stutzte. Dann brach das Gespräch unversehens ab. Der junge Mann verabschiedete sich, schlurfte aus der Tür und ließ Horowitz sitzen. Mit einem Schlag fühlte Horowitz sich ausgeliefert, wie ein Fremdkörper, als habe er kein Recht, hier zu sitzen mit all diesen jungen Menschen. Er stand auf, bezahlte und versuchte dem Blick der schönen Schwedin auszuweichen, indem er sich auf die Halbmonde ihrer Finger konzentrierte. Die schöne Schwedin nach einem Friseur zu fragen war ein Ding der Unmöglichkeit. Dann schon eher die Max-Weber-Leserin, die einen akkurat geschnittenen Pony trug, der die Stirn vom Rest des Gesichts abtrennte.
    Die junge Frau schaute zuerst erstaunt, dann lächelte sie und sagte: »Noch was Schönes vor heute, was?«
    Die schöne Schwedin lachte, das ganze Café schaute ihn an. Horowitz räusperte sich. Das alles war an Peinlichkeit kaum zu überbieten.
    »War nur ein Witz. Klar, gleich hier um die Ecke schneidet Colonel Schneider. Die hat montags offen, da sind Sie goldrichtig.«
    »Schönen Abend!«, sagte die Schwedin mit einem Augenzwinkern und winkte Horowitz nach, als er auf die Straße trat.

16
    Ella war gestern tatsächlich mit dem leisen Plätschern im Ohr eingeschlafen. Sie hatte tief und traumlos geschlafen, bis der Wecker klingelte und ihr erster Arbeitstag begann.
    Sie duschte, zog sich an, fuhr zum Sender, verbot sich jeden Gedanken an Paul und stellte sich ihren Kollegen vor. Schon nach zwei Stunden im Sender kam ihr der gestrige Tag vollkommen unwirklich vor. Zwischendurch zuckte die Szene mit Paul immer mal wieder wie eine Stichflamme durch sie hindurch, aber nur, um sofort wieder zu erlöschen.
    Sie legte ihrer Chefin eine Liste der Frauen vor, die sie porträtieren wollte, machte einen Stimmtest, der alle begeisterte, und bekam den Auftrag, gleich morgen die Kulturtipps zu lesen. Als sie sich abends von ihrer Chefin verabschiedete, fragte diese Ella im Vorübergehen, ob sie mit Zora Neale Hurston anfangen könne und ob es ihr möglich sei, schon nächste Woche das erste Porträt zu produzieren. Ella bejahte und hielt den Auftrag wie ein Pfand in der Hand.
    In der U-Bahn auf dem Weg zurück in Horowitz’ Wohnung schaltete sie kurz ihr Telefon ein. Auf ihrem Anrufbeantworter häuften sich mehrere Nachrichten von Paul und eine von Natalia. Sie hörte sie nicht ab, schaltete das Telefon wieder aus und schaute auf.
    »Gute Nachrichten?«, fragte der junge Mann mit amerikanischem Akzent, der direkt gegenübersaß und sie anlächelte.
    »Viele«, antwortete sie und merkte erst jetzt, wie sehr sie sich darüber freute, dass Paul so viele Nachrichten hinterlassen hatte.
    »Kann ich dir auch mal eine schicken?«, fragte der junge Mann.
    »Das wäre schön«, sagte Ella, lachte ihn an und stieg aus.
    In der Küche goss sie sich ein Glas Wein ein und hörte ihren Anrufbeantworter ab. Fünf Nachrichten von Paul – mal gehetzt, mal verzweifelt, mal flehend. Wo sie nur sei? Wieso sie einfach verschwunden sei, ohne sich zu verabschieden? Was das zu bedeuten habe? Dass er ihr alles erklären wolle, erklären könne; dass Horowitz nicht in ihrer Wohnung anzutreffen war, und dass Horowitz doch der Einzige war, der wusste, wo sie zu finden war; dass er nicht wusste, wie ihre Schwester mit Nachnamen hieß, dass er in dem Italiener und im Dumpling-Restaurant war, aber dass ihm da auch niemand helfen konnte; dass er abends nach der Arbeit noch die Fasanenstraße auf und ab gelaufen sei, aber dass diese blöde Straße viel länger sei, als er dachte, und sie ihm die Hausnummer nicht gesagt habe.
    Ella musste schmunzeln.
    Ob sie nicht miteinander reden sollten, darüber, was passiert war? Dann seufzte er wieder und sprach von ihrer Haut, ihren Kniekehlen, ihrem Nacken, der weichen Haut auf ihrem Bauch.
    Nein, sie wollte nicht darüber reden, was passiert war, aber seine Stimme wollte sie hören. Seine Stimme war so anziehend wie eh und je, vielleicht war sie sogar noch anziehender, seit Ella dagegenhielt. Jetzt würde sie erst einmal Natalia zurückrufen.
    »Hallo Natalia«, sagte Ella. »Wie geht es dir?«
    »Hey, toll, dass du zurückrufst, aber täusche ich mich oder ist was?«
    »Na ja«, sagte Ella. »Ich schulde dir noch eine Geschichte.«
    »Ach ja, stimmt. Und wie war der erste Arbeitstag?«
    »Gut. Ich bin nur gerade ein

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