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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hier befinden müsse.
    Ich erzählte, was geschehen war, und man folgte meinem Bericht mit dem allergrößten Interesse. Man konnte nur zweierlei vermuten. Entweder war er von den Bolamännern wieder ergriffen worden, oder es lag ein anderweitiger Unfall vor. Ich neigte mich der ersteren Ansicht zu, während der Frater die letztere verteidigte.
    „Die Kavalleristen sind über den Fluß hinüber, wie wir uns überzeugt haben. Das hätten sie nicht getan, wenn sie noch einen Streich beabsichtigt hätten“, sagte er.
    „Sie haben uns nur täuschen wollen“, entgegnete ich. „Wären sie am diesseitigen Ufer geblieben, so hätten wir erraten, daß es uns gelte, und der Yerbatero wäre vorsichtiger gewesen. Als sie sahen, daß wir uns wirklich täuschen ließen, daß wir sie nicht weiter beobachteten, kehrten sie über den Fluß zurück und legten sich in den Hinterhalt.“
    „Aber Sie geben doch zu, daß es eigentlich nur auf Sie abgesehen gewesen ist! Was haben sie also mit Monteso zu schaffen?“
    „Sie glaubten natürlich, daß ich mich bei ihm befinden werde. Der Hinterhalt war einmal gelegt, und so mußten sie sich mit dem halben Erfolg zufriedengeben.“
    „Wollen Sie wohl die Güte haben, mir diese Leute einmal zu beschreiben!“ forderte mich der Estanciero auf. „Sie haben das bisher unterlassen.“
    Ich folgte seiner Aufforderung.
    „Von einem Major haben Sie erzählt“, fuhr er fort. „Konnten Sie den Namen desselben nicht erfahren?“
    „Ja. Habe ich denselben noch nicht genannt? Dieser famose Offizier hieß Cadera.“
    „Cadera! Da weiß ich nun freilich, woran ich bin. Dieser Cadera ist ein gefürchteter Parteigänger, welcher bereits einigemal über den Fluß herübergekommen ist, um sich Pferde zu holen. Gestern erfuhr ich auf meiner Reise, daß er sich wieder diesseits der Grenze befinde und daß man nach ihm fahndet. Er ist es gewesen und kein anderer!“
    „Das habe ich ihm in das Gesicht gesagt“, meinte der Bruder. „Er bestritt es aber.“
    „Hätten Sie den Menschen nicht freigelassen!“
    „So hätte auch Ihr Bruder gefangenbleiben müssen!“
    „Sie haben ihn doch wieder ergriffen. Übrigens, solange sich Cadera in Ihrer Gewalt befand, konnten seine Leute meinem Bruder nichts Böses tun. Jetzt befindet er sich aber wieder in ihren Händen, ohne daß wir den Major als Geisel besitzen.“
    „Welch ein Unglück!“ klagte die Señora. „Sie werden ihn töten.“
    „Das befürchte ich nicht“, tröstete der Estanciero. „Entweder zwingen sie ihn, in ihren Reihen Soldat zu werden, nur aus reiner Bosheit, oder sie fordern ihm für seine Freiheit eine Summe Geldes ab.“
    „Ich glaube das letztere“, stimmte der Frater bei. „Töten werden sie ihn nicht. Und ein widerwilliger Soldat bringt mehr Schaden als Nutzen. Das werden sie sich wohl sagen. Wie ich höre, ist Ihr Bruder reich. Auch sie wissen das. Der Lieutenant hat es hier erfahren. Darum glaube ich, daß sie eine bedeutende Summe von ihm fordern werden.“
    „Erpressung, Räuberei! Ich werde auf der Stelle nach Montevideo reiten, damit unsere Regierung sofort in Buenos Aires vorstellig werde!“
    „Meinen Sie nicht, daß dies ein für Ihren Bruder gefährlicher Schritt sein wird?“ fragte ich ihn. „Ehe Sie nach Montevideo kommen, von dort aus die Reklamation nach Buenos Aires geht und dann nach langen Nachforschungen die Schuldigen gefunden werden, haben die Bolamänner längst ihre Absichten erreicht. Bedenken Sie, was Ihr Bruder indessen zu leiden haben würde.“
    „Das ist wahr. Sie meinen also, wir folgen den Bolaleuten nach?“
    „Ja. Wir verfolgen sie so lange, bis sich uns die Gelegenheit bietet, ihn zu befreien. Ob durch Güte, List oder Gewalt, das werden die Umstände ergeben.“
    „Ich kann Ihnen freilich nicht unrecht geben. Lassen Sie uns also sofort aufbrechen. Ich werde allen meinen Gauchos, welche abkommen können, Befehl erteilen, schleunigst sich zu rüsten!“
    Er wollte fort.
    „Halt, Señor!“ hielt ich ihn zurück. „Noch sind wir nicht soweit.“
    „Aber wir dürfen doch keinen Augenblick verlieren!“
    „Das ist richtig; aber zunächst ist das Überlegen weit notwendiger, als das Reiten. Wir müssen wissen, was wir wollen, und dürfen dabei weder zuviel, noch zuwenig tun. Beabsichtigen Sie etwa, selbst mitzureiten?“
    „Welche Frage! Ganz natürlich!“
    „Aber Ihre Anwesenheit ist hier wohl nötig? Sind Ihre Damen einverstanden?“
    Beide erklärten, daß es eine Pflicht sei,

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