34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
acht Männer zählen und erkannte auch den Germano, welcher der Anführer der Bande war, die mich berauben und sogar die Banda oriental in Brasilien verraten wollte.“
„Solchen Unsinn haben Sie sich vormachen lassen!“
„Ich glaubte es, Señor.“
„So sind Sie wohl ein sehr loyaler Untertan?“
„Nur wie jeder andere auch. Wo es mir wohlgeht, da bleibe ich.“
„Oder hassen Sie Brasilien?“
„Sehr! Ich habe schlimme Zeiten dort verlebt.“
„Haben Sie das gegen den Major erwähnt?“
„Ja, denn er fragte mich, zu welcher Partei ich gehöre.“
„Der Schlaukopf. Er hat sich Ihren Haß zunutze gemacht und Ihnen den ganz heidenmäßigen Bären aufgebunden, daß ich ein brasilianischer Agent sei. Weiter! Also, Sie sahen uns sitzen?“
„Ja. Ich sagte mir, daß Sie in dem Besitz meines Geheimnisses seien, welches Sie mir entreißen wollten. Waren Sie tot, so hatte ich nichts zu befürchten. Ich steckte einen Pfeil in das Rohr, legte auf Sie an und schoß. Ich hatte auf Ihr Gesicht gezielt, aber die Entfernung nicht genau berechnet; sie war zu groß; darum senkte sich der Pfeil und traf Sie an der Brust.“
„Was ein Glück für mich und auch für Sie ist, denn ehe ich gestorben wäre, hätte meine Kugel Sie getroffen.“
„Das war unmöglich. Sie wußten ja nicht, wo ich mich befand?“
„Das wußte ich genau. Sie befanden sich in der Richtung, aus welcher der Pfeil gekommen war. Er steckte fest im Leder und zeigte die Richtung an. Schauen Sie hinüber, jenseits des Sumpfes! Sehen Sie den schmalen Busch, welcher sich aus dem Schilf erhebt?“
„Ja.“
„Nach diesem Busch hätte ich meine Kugeln gesandt.“
„Dios! Dahinter steckte ich!“
„Sehen Sie! Ich hätte auf die halbe Höhe des Busches gezielt, denn ich nahm an, daß Sie dort knien würden, um den Erfolg Ihres Pfeilschusses zu beobachten.“
„Das ist richtig. Señor, Sie hätten mich gerade in den Kopf getroffen! Es ist wahr, Sie sind ein entsetzlicher Mann!“
„Sagte das der Major?“
„Ja. Er riet mir die äußerste Vorsicht an, denn Sie seien ein wahrer Teufel.“
„Er freilich konnte keinen Engel in mir finden. Die Hauptsache ist, daß Sie mich nicht verwundet haben.“
„Ich bin jetzt ganz glücklich darüber. Wie erschrak ich, als ich dann den Pfiff hörte, welchen nur meine Freunde kennen. Es befand sich einer von ihnen bei Ihnen, und Sie konnten also doch wohl nicht in feindlicher Absicht hierher gekommen sein.“
„So sind wir also einig und haben Frieden geschlossen. Nun zu der Hauptsache. Sie sprachen von Gefangenen, welche der Major hier gemacht hat. Was sind das für Leute?“
„Die acht Personen des Floßes, welches am Nachmittag an der Halbinsel anlegte, um morgen weiterzufahren.“
„Es wundert mich, daß er Gewalt gebraucht hat. Hätte er sie bezahlt, so hätten sie ihm wohl gern seinen Willen getan.“
„Es handelte sich nicht um die Bezahlung, sondern um die Zeit. Er weiß noch nicht, wann er hinüber kann, ob morgen oder erst später. Er erwartet jemand, bis dahin sollen die Flößer warten. Sie weigerten sich aber, dies zu tun, weil sie da den hohen Lohn nicht bekommen, welchen die Fremden ihnen versprochen haben.“
„Fremde sind bei ihnen?“
„Zwei.“
„Aus welchem Land sind sie?“
„Ich weiß es nicht. Sie sprechen ein Mischmasch von Spanisch und einer andern Sprache, welche ich nicht verstehe.“
„Wie sind sie gekleidet?“
„Blau, fast wie Seeleute. Der eine hat einen Hut mit einer so breiten Krempe, wie ich noch keine gesehen habe. Gerade dieser hat sich so giftig gegen den Major benommen, daß dieser höchst zornig auf ihn geworden ist. Beide haben sich gewehrt wie die Elefanten und konnten nur durch die große Übermacht überwunden werden. Viele der Reiter haben Beulen und Flecke davongetragen.“
„Brave Kerls! Wir machen sie frei.“
„Das ist unmöglich!“
„Pah! Zwei alte und acht neue Gefangene, macht zehn. Wir sind acht Mann, das ergibt in Summa achtzehn Mann, wobei Sie noch nicht gerechnet sind.“
„Ich helfe mit, Señor!“
„So sind es neunzehn gegen fünfzig, immerhin kein ganz schlimmes Verhältnis. Übrigens sollen Sie das Goldstück, welches der Major Ihnen geboten hat, nicht einbüßen, denn –“
„Ja, er soll es nicht einbüßen“, fiel der Estanciero ein. „Wenn es uns wirklich gelingt, meinen Bruder und meinen Sohn zu befreien, so zahle ich zehn Goldstücke an Petro Aynas.“
„Ist's wahr, Señor?“ fragte der Indianer,
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