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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es mir zu sagen!“
    Wie so ganz verschieden von seinem ersten Auftreten war sein jetziges! Seine Stimme klang beinahe weich; es mochte wirklich so sein, wie er sagte: er hatte eine weiche Stunde. Ich selbst wußte eigentlich nicht, warum dieser Mann auf mich einen mehr als oberflächlichen Eindruck gemacht hatte. Und dieser Eindruck war nicht ein böser, sondern ein guter gewesen. Antonio Gomarra hatte wohl Erlebnisse hinter sich, welche ihn in sich selbst zurückgetrieben hatten. Nun zeigte er eine rauhe Schale, welche aber wohl einen guten Kern in sich schloß. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen; aber es war mir, als müsse ich einen wehmütigen Zug in demselben erblicken, einen Zug, der mir sympathisch sein werde. Darum antwortete ich in freundlichem Ton:
    „Sie sollen es erfahren. Habe ich recht, wenn ich annehme, daß Sie früher nicht der finstere, verbitterte Mann waren, der Sie jetzt sind?“
    „Ja, da haben Sie wohl recht, Señor. Ich war ein munterer, lebenslustiger Mann.“
    „Irgendein trauriges Ereignis hat die Veränderung hervorgebracht?“
    „Allerdings.“
    „Darf ich erfahren, welches Ereignis das gewesen ist?“
    „Ich pflege nicht davon zu sprechen.“
    „Aber, wenn man eine Last auf dem Herzen hat, kann man sich ihrer nicht dadurch entledigen, daß man sie still mit sich herumschleppt und sie keinem teilnehmenden Herzen anvertraut!“
    „Das mag richtig sein. Aber suchen Sie mir doch ein wirklich aufrichtig teilnehmendes Herz, Señor! Es gibt keinen solchen Menschen!“
    „O doch! Sie scheinen Menschenfeind geworden zu sein. Bedenken Sie aber, daß es neben den bösen Menschen noch viel mehr gute gibt!“
    „Das will ich keineswegs bestreiten, aber was nützt es mir, von vergangenen Dingen zu sprechen, welche doch nicht mehr zu ändern sind?“
    „Geteiltes Leid ist halbes Leid. Dieses alte Sprichwort kennen Sie doch?“
    „Aber ebenso wahr ist es, wenn man sagt, geteiltes Leid ist doppeltes Leid. Und was hätte ich davon, wenn ich wirklich einen fände, welcher aufrichtig teil an mir nähme? Könnte er mich in meiner Rache unterstützen? Könnte er mir den Menschen bringen, den ich, um ihn zu bestrafen, seit Jahren gesucht habe, ohne ihn zu finden? Nein, gewiß nicht! Also sehe ich nicht ein, weshalb ich von Dingen sprechen soll, welche nun einmal nicht zu ändern sind.“
    „Wenn Sie nicht wollen, so kann ich Sie freilich nicht zwingen; aber ich ahne doch, was Sie so verbittert hat.“
    „Sie? Ein so Fremder?“
    „Ja. Ist es nicht die Ermordung Ihres Bruders?“
    „Señor“, fragte er überrascht, „was wissen Sie von Juan, meinem Bruder?“
    „Eben, daß er ermordet wurde, hat Ihr Verwandter, unser Führer, mir gesagt.“
    „Diese Plaudertasche! Wer hat ihm geheißen, von meinen Angelegenheiten zu sprechen?“
    „Zürnen Sie ihm nicht! Hätte er es nicht getan, so lebten Sie wahrscheinlich jetzt nicht mehr. Sie sind so gegen mich aufgetreten und haben mich eigentlich so schwer beleidigt, daß ich Ihnen nicht mit Worten, sondern ganz anders geantwortet hätte, wenn ich nicht vorher durch Ihren Vetter über Sie unterrichtet gewesen wäre.“
    „Pah! Ich war Parlamentär!“
    „Ein solcher hat aber doppelt höflich und vorsichtig zu sein; beides aber waren Sie nicht, wie Sie zugeben werden. Ihr Leben hing an einem Haar. Ich hatte aber gehört, daß Sie seit der Ermordung Ihres Bruders ein ganz anderer Mann geworden seien. Wer sich den Tod eines lieben Anverwandten so sehr zu Herzen nimmt, muß aber ein braver Mensch sein. Und das ist der Grund, weshalb ich Ihnen die Teilnahme widme, über welche Sie soeben Aufklärung verlangten.“
    „Das also war es, das!“
    Er schwieg eine Weile, und ich unterbrach dieses Schweigen nicht. Wollte er über diesen Gegenstand mit mir sprechen, so sollte das freiwillig geschehen. Erst nach längerer Zeit fragte er:
    „Hat mein Vetter Ihnen alles gesagt, was er wußte?“
    „Ich weiß nicht, wie weit er unterrichtet ist. Er teilte mir nur mit, daß man Ihren Bruder ermordet habe.“
    „Nun, viel mehr weiß er allerdings nicht. Ich bin auch gegen ihn nicht mitteilsam gewesen. Es hätte keinen Zweck gehabt.“
    „Dann darf ich mir freilich nicht einbilden, daß Sie gegen mich, den Fremden, mitteilsamer sein werden.“
    „Vielleicht doch, Señor!“
    „Sollte mich freuen, wenn Sie Vertrauen zu mir fassen wollten.“
    „Das ist es ja eben, Señor! Vertrauen habe ich zu Ihnen. Sie sind zwar mein Feind; ich bin Ihr Gefangener und weiß

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