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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beschreibt?“
    „Über alle Maßen. Es gibt da mehrere Tagereisen weit außer einigen Salzpflanzen weder Baum noch Strauch. Auch ich wäre nie da hinaufgekommen, wenn mich nicht die Jagd hinauf gelockt hätte. Wir mußten da vorüber, wenn wir in das Gebiet gelangen wollten, wo die Chinchillas in Massen anzutreffen sind.“
    „Es gibt dort einen Salzsee?“
    „Einen höchst bedeutenden. Er bedeckt die ganze Sohle des weiten, einsamen Tales. Man sagt, daß früher, bevor die Weißen in das Land kamen, an diesem Salzsee mehrere blühende Ortschaften gelegen haben, welche im Krieg zerstört worden seien. Jetzt ist keine Spur mehr von ihnen vorhanden.“
    „Vielleicht sind die Ruinen versunken, wie so etwas besonders in Gegenden vorkommt, in denen es Vulkane gibt.“
    „Die gibt es dort freilich überall.“
    „Oder ist der See früher kleiner gewesen und dann gestiegen und hat sie überflutet. Hat dieser See Zuflüsse?“
    „Ja, mehrere; aber sie sind klein und von kurzem Lauf.“
    „Ich hörte, daß der See eine feste Salzdecke habe?“
    „Die ist vorhanden. Sie besitzt eine solche Stärke, daß man über sie gehen und sogar auch reiten kann. Ich habe das sehr oft versucht. Zur Regenzeit schwillt aber der Fluß an und hebt die Salzdecke empor. Dann schwimmt sie obenauf und bekommt Risse und wird stellenweise so weich, daß man sich nicht mehr auf sie wagen darf.“
    „So ist es freilich möglich, daß der See gewachsen und jetzt viel größer ist als früher.“
    „Wieso?“
    „Sein Wasserinhalt wird durch die Zuflüsse bereichert, und da die Oberfläche eine Salzdecke besitzt, welche die Sonnenstrahlen abhält, so kann nicht ebensoviel Wasser verdunsten, wie zufließt. Also kann man wohl annehmen, daß der See in einem zwar wohl langsamen, aber steten Wachstum begriffen sei und dabei die Ruinen der Ortschaften, welche an seinem früheren Ufer lagen, verschlungen hat. Also da oben haben Sie den Bruder verloren? Das war wohl während einer Jagdpartie?“
    „Ja. Wir wollten hinauf in das Gebiet der Chinchillas und waren bis an die Pampa de Salinas gekommen.“
    „Sie mit Ihrem Bruder allein?“
    „Nein. Zwei Personen dürfen sich nicht in jene Gegend wagen. Wir waren acht Personen, lauter tüchtige und erfahrene Andensteiger und Jäger. Wir hatten an dem See übernachtet und uns an einem kleinen Feuer erwärmt, welches wir mit trockenen Salzpflanzen mühsam unterhalten konnten. Am Morgen brachen wir wieder auf, um weiter zu reiten. Das Maultier meines Bruders hatte sich verlaufen, und er mußte es suchen. Wir wollten ihm dabei helfen, aber er meinte, es sei das nicht nötig. Da wir für diesen Tag einen weiten Ritt vor uns hatten, so sagte er, wir sollten die Zeit nicht versäumen und immer langsam voranreiten.“
    „Gibt's dort keine wilden Tiere?“
    „Wenigstens reißende nicht. Es können Jahre vergehen, ehe sich einmal ein Jaguar dorthin verirrt, denn diese Tiere wissen, daß sie dort hungern müssen, da die Geier alles Aas sofort wegnehmen.“
    „Aber Menschen kann man dort begegnen, denen man nicht trauen darf?“
    „Nicht so leicht. Es gibt da zwar einen Paß, welcher über die Anden führt; aber er ist sehr hoch und ungeheuer beschwerlich. Wer ihn benutzen wollte, müßte ein großer Wagehals sein und nur die beste Jahreszeit benutzen, da er Täler zu passieren hätte, welche fast ganz mit Schnee gefüllt sind. Höchstens versteigt sich einmal ein kühner Goldsucher hinauf, der aber auch nur auf kurze Wochen dort auszuhalten vermag.“
    „Ah, dachte es mir!“
    Diese Worte entfuhren mir, da ich jetzt unwillkürlich an den sterbenden Oheim bei dem Ranchero Bürgli denken mußte.
    „Was dachten Sie?“ fragte Gomarra neugierig.
    „Ich habe einen Goldsucher getroffen, welcher da oben gewesen ist.“
    „Ganz allein? Wirklich? Den müßte ich kennen. Es gibt nur zwei Menschen, die sich allein da hinaufgewagt haben, nämlich ich und ein alter Gambusino, welcher ein Deutscher war.“
    „Kennen Sie seinen Namen?“
    „Nein. Er ließ sich eben nur Gambusino nennen. Aber ich weiß, daß er drüben in der Banda oriental Verwandte hatte, wenn ich mich nicht irre, in der Nähe von Mercedes.“
    „Das stimmt. Ich kenne ihn.“
    „Welch ein Zufall! Wissen Sie, wo er sich jetzt befindet?“
    „Er ist tot. Ich habe an seinem Sterbebett gestanden.“
    „Tot! Im Bett gestorben, anstatt nach echter Gambusinoart droben im Gebirge zu verschwinden! Ihm sei die ewige Ruhe! Er war stets still und in sich

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