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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geschehen, und Sie werden sich nicht wundern, wenn ich Sie frage, Señor, zu welcher Partei Sie halten, zu den Roten oder zu den Weißen?“
    Er blickte mir mit einer Spannung in das Gesicht, als ob von meinem Bescheid das Glück des ganzen Landes abhänge.
    „Ich wundere mich allerdings, diese Frage zu hören, Señor“, sagte ich. „Ich bin ein Deutscher und lege auch im Ausland meine Nationalität nicht ab.“
    „Nun, so will ich meine Frage anders formulieren: Welcher Partei geben Sie recht, den Colorados oder den Blancos?“
    „Ich bin nicht zum Richter über sie gesetzt.“
    „Aber, Señor, es handelt sich ja gar nicht um einen Urteilsspruch. Es verlangt mich nur, Ihre persönliche Ansicht zu hören.“
    „Die können Sie leider nicht hören, und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich keine Ansicht habe. Um zu wissen, wer recht hat, müßte ich die hiesigen Verhältnisse studiert haben, was aber nicht der Fall ist. Ich beschäftige mich nicht mit Politik, da ich eingesehen habe, daß ich nicht die geringste staatsmännische Begabung besitze. Mich interessieren die allgemein geographischen und ethnographischen Verhältnisse eines Landes. Auf andere Betrachtungen lasse ich mich niemals ein.“
    Er zog die Brauen enger zusammen, gab sich aber Mühe, das Gefühl der Enttäuschung nicht merken zu lassen. Er fand keine Handhabe, an welcher er mich zu fassen vermochte.
    „Aber, Señor“, sagte er, „Sie müssen doch wenigstens eine Art von Teilnahme für die Zustände desjenigen Landes haben, in welchem Sie sich jeweilig befinden!“
    „Das ist natürlich auch der Fall, nur daß mir gerade diejenige Art der Zustände, welche man politisch nennt, gleichgültig sind. Ich verspeise das Brot, ohne mich um den Bäcker zu bekümmern, der es gebacken hat, und Millionen freuen sich des Frühlings, ohne Astronomie studieren zu müssen, um die Ursache desselben kennenzulernen.“
    „Señor, Sie bringen mich in Verlegenheit. Sie sind glatt wie ein Aal; Sie weichen mir aus, obgleich Sie jedenfalls recht gut wissen, worüber ich mit Ihnen sprechen will. Sie wissen doch, daß bei uns zwei Parteien sich gegenüberstehen?“
    „So viel weiß ich.“
    „Die Partei, zu welcher ich gehöre, hat das wirkliche Wohl des Landes im Auge. Sie will Ordnung, Gerechtigkeit und Wohlstand schaffen, während die andere Partei das Gegenteil, die Verwirrung wünscht, um im Trüben fischen zu können. Wir wissen, daß wir siegen werden; aber bis dahin kann noch eine lange Zeit vergehen, welche große Opfer fordert. Wir stehen im Begriff, diese Opfer zu sparen, indem wir zu einer großen, unerwarteten Tat schreiten. Gelingt dieselbe, so sind unsre Gegner vernichtet, aber doch wenigstens für Jahrzehnte hinaus unschädlich gemacht. So unglaublich es klingen mag, so sind Sie es, welcher außerordentlich viel zu diesem Gelingen beitragen kann.“
    „Ich? Sie überraschen mich auf das höchste! Ich, der Fremde, der sich erst seit gestern im Land befindet, sollte so etwas vermögen!“
    „Der Grund liegt in Ihrer außerordentlichen Ähnlichkeit mit dem Mann, welchen wir an unsre Spitze zu stellen beabsichtigen.“
    „Mit Latorre also? Darf ich um die Erklärung bitten?“
    „Sie würde sehr einfach sein, wenn ich mich auf Ihre Diskretion vollständig verlassen könnte.“
    „Ich gebe Ihnen das Versprechen der strengsten Verschwiegenheit.“
    „Nun, so will ich, obgleich ich Sie nicht näher kenne, im Vertrauen auf Ihr ehrliches Gesicht es wagen, Ihnen einige Andeutungen in Beziehung auf unsern Plan zu geben. Wir wünschen uns Latorre zum Präsidenten –“
    „Das vermutete ich.“
    „Also haben Sie doch nachgedacht, was Sie vorhin in Abrede stellten. Soll dieser Wunsch in Erfüllung gehen, so dürfen wir die Hände nicht in den Schloß legen; wir müssen vielmehr arbeiten. Aber nicht nur wir, sondern auch Latorre selbst muß eine Tätigkeit entfalten, welche seine ganzen Kräfte in Anspruch nimmt. Das werden Sie einsehen, Señor?“
    „Natürlich! Kein Ziel ohne Streben, kein Preis ohne Anstrengung und kein Lohn ohne Arbeit.“
    „Nun aber ist Latorre Offizier. Er ist an diesen Beruf gebunden, dem er sich ganz zu widmen hat. Das ist ein großes Hindernis. Er muß also seinen Abschied oder wenigstens einen längeren Urlaub nehmen, um die notwendige Muße zu gewinnen und außerdem sich der bei seinen dienstlichen Verhältnissen unvermeidlichen Beaufsichtigung entziehen zu können.“
    „Diese Notwendigkeit sehe ich ein. Was aber hat

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