Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
Vom Netzwerk:
Kriegsvorbereitungen aus. Einen Moment verspürte Fowler Beal den Drang, einfach davonzulaufen, zurück in Terri MacLeans rosa Liebesnest in Rockville, und dort den Kopf zwischen ihren üppigen Brüsten zu bergen, in ihrer Wärme vor dem grausigen Schicksal, das ihm drohte, Schutz zu suchen. Aber das war natürlich unmöglich, ihm blieb nichts anderes übrig, als hier auszuharren und dem Gebot der Stunde zu folgen. Er mußte das tun, was für ihn selbst, für die verängstigten, empörten, ratlosen Menschen im ganzen Land und für die Interessen der USA erforderlich war. Das Problem bestand freilich darin, dass er nur mehr die äußere Erscheinungsform einer Führungsposition kannte, aber nicht die Dynamik. Es war eine bittere Erkenntnis, dass nun ein anderer ihm die Hand führen mußte.
    Admiral Stuart Ainsworth betrat den Raum. Nach der plötzlichen Rückreise über einen ganzen Kontinent wirkte der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs sehr müde. Seine sonst so untadelige Marineuniform war etwas verdrückt, und er hatte Schatten unter den Augen. Aber das Kinn war vorgereckt und die Miene streng. »Die Direktübertragung aus dem Sektor wird sofort beginnen. Ich möchte, dass Sie zusehen«, sagte er.
    Und ins Intercom: »Schalten Sie Sinai herein. Auf Monitor drei.« Die Sendungen der heimischen TV-Stationen wurden ausgeblendet, und auf dem mittleren Schirm erschien ein neues Bild: ein Gewirr schwerbeschädigter und ausgebrannter Militärfahrzeuge, dicht aufgeschlossen, auf einer schmalen Straße durch felsiges Wüstengebiet. Die Szene war grell mit Scheinwerfern ausgeleuchtet, obwohl der Himmel bereits die rauchblaue Tönung des frühen Morgens zeigte. Nun schwenkte die Kamera auf eine Gruppe amerikanischer Soldaten mit blauen Baretts, sie schoben Leichen in Plastiksäcke, die im scharfen Licht glänzten, als wären sie nass.
    »Das ist der Konvoi, er wurde knapp zwanzig Kilometer vor dem UN-Hauptquartier überfallen«, sagte Ainsworth scharf. »Innerhalb des entmilitarisierten Territoriums! So viel, was die verdammte UNO betrifft.«
    Das Zoomobjektiv holte eine von Einschlägen durchsiebte große Limousine mit zerschossener Windschutzscheibe ganz nahe heran. Links vorne flatterte der Wimpel mit dem Ring und den beiden Pfeilen, darunter stand in vier Sprachen das Wort ›Frieden‹, das nun wie ein Hohn wirkte. Der Wimpel auf der anderen Seite zeigte das offizielle Emblem des Vizepräsidenten der USA.
    Ainsworth drehte den Ton lauter, die Stimme eines der jungen Offiziere des Kontingents, der die Situation kommentierte, tönte durch den Raum. »Die Leiche von Colonel Benjamin Crowell wurde im Wagen des Vizepräsidenten auf dem Boden vor dem Rücksitz gefunden. Der Fahrer lag am Straßenrand neben der Limousine. Die meisten Angehörigen der militärischen Eskorte des Vizepräsidenten fielen offenbar beim ersten Feuerstoß des Gegners. Vier der Soldaten kamen nicht einmal dazu, aus ihrem Fahrzeug in der Spitzengruppe der Kolonne zu springen. Die übrigen wurden vor dem Wagen des Vizepräsidenten getötet. Von den Männern der Eskorte konnte nur Sergeant Crispus Robinson nicht gefunden werden.«
    Nun erfasste die Kamera den ausgebrannten Funkwagen. »In diesem Fahrzeug wurden die Leichen eines Offiziers und dreier Techniker gefunden«, sagte die junge Stimme in nüchternem Ton. Wieder ein Schwenk, diesmal zum Ende der Kolonne, wo Reste von TV- und Filmausrüstung verstreut waren. »Alle zivilen Pressevertreter, die zur Reise mit dem Vizepräsidenten angemeldet waren, wurden identifiziert.«
    »Er meint, sie sind tot«, erklärte Ainsworth grimmig.
    »Eine Anzahl von Zivilisten wurde offenbar von Handgranatensplittern getroffen und dann aus nächster Nähe erschossen«, lautete der Kommentar dazu.
    Wieder wechselte das Bild und zeigte das Kommandofahrzeug hinter der Limousine mit den Wimpeln. »Alle Angehörigen des israelischen Kontingents, mit Ausnahme der Sekretärin des israelischen Verbindungsoffiziers, wurden gefunden und identifiziert. Tot.« Beim Anblick der Blutspritzer auf der von runden Einschusslöchern quer durchgesägten Windschutzscheibe wurde es Beal fast übel.
    »Vermisst werden: der Vizepräsident, der Stabschef des amerikanischen Kontingents, Colonel Jason Seidel, außerdem John Peters Reisman, Pressesekretär und Sonderbeauftragter des Präsidenten, und der Sondersekretär des Vizepräsidenten, Paul Bronstein, sowie Sergeant Crispus Robinson und Deborah Zadok, Hauptmann der israelischen Armee.«

Weitere Kostenlose Bücher