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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Leben! Hämmern Sie das den Leuten drüben ein.«
    »Wird geschehen, General.«
    »Dann los, Jimmy. Wenn du Mr. Reisman abgeliefert hast, komm wieder zurück.«
    »Den möchte ich sehen, der mich davon abhalten könnte, Sir«, sagte Sergeant Beaufort mit einem Blick zur Mauer.
    Tate half dem Pressesekretär beim Einsteigen und duckte sich unter den anlaufenden Rotorblättern. Er sah zu, wie der Hubschrauber abhob und in einer weiten Kurve nach Nordosten verschwand. Dann wandte er sich zu Robinson um. »Sind Sie o.k. Sergeant, oder brauchen Sie den Sanitäter?«
    »Ich bin nicht verletzt. Ich bin nur zornig.«
    »Also gehen wir.« Tate kletterte in einen der abgestellten Air-Force-Hubschrauber. Robinson folgte ihm.
    »Wohin soll's denn gehen, Sir?«
    »Wir besuchen General Ulanin. Zur Abwechslung könnten wir einmal unser Hirn anstrengen statt der Muskeln.«

21
    Admiral Ainsworth' Weisungen an Colonel – nun General Dale Trask gaben den letzten Anstoß zum Zusammenbruch von Captain Elizabeth Adams' bereits schwer erschütterter Wunschwelt. Sie hatte in ihrem Leben zwei Akte persönlicher Revolte gesetzt: erstens ihren Eintritt ins Frauenhilfskorps der Armee und zweitens die bewusste Zurückhaltung jener Informationen, die den Anschlag auf Talcott Bailey vielleicht verhindert hätten.
    Liz' erste Revolte war eine Auflehnung gegen das nüchterne, sterile Milieu, dem sie entstammte. Diese Revolte brachte ihr einen herrlichen Lohn: den engen Kontakt mit William Tecumseh Sherman Tate.
    Aber ihre zweite Revolte war von verletzter Eitelkeit und Eifersucht diktiert, ein Verrat, die – wie sie selbst wußte – niedrige Rache einer gefühlsbetonten, psychisch labilen Frau. Dieser Akt hatte dazu geführt, dass General Tate die Sicherheit des Vizepräsidenten nicht zu gewährleisten vermochte, und schien ihr nun als der eigentliche Grund für die Niederlage des geliebten Mannes zu sein. Sie hatte selbst Admiral Ainsworth' Befehl gehört, wonach Dale Trask das Kommando des amerikanischen Kontingents der Friedenstruppe übernehmen sollte – dieser schreckliche Kerl, der durch seinen Angriff auf die ›Allende‹ die ganze bisherige Leistung Bill Tates auf Sinai in Frage gestellt hatte. All das wäre nicht geschehen, hätte sie, Liz Adams, sich nicht von ihrer sündigen Rachsucht leiten lassen. Dass Tate ein Verhältnis mit Deborah Zadok hatte, erschien nun nicht mehr wichtig. Er war ein Mann, und Männer gaben der Versuchung des Fleisches nach. Liz hätte sich damit abfinden, Verständnis zeigen und fest bleiben sollen. Statt dessen hatte sie es zugelassen, dass ihre eigene abscheuliche Sinneslust Oberhand gewann über jene menschlichen Vorzüge, die der General an ihr schätzte: Pflichttreue, Tüchtigkeit, Intelligenz und Zurückhaltung. Sie hatte ihn verraten, ihn und sich selbst, alles, was sie von dieser schwarzhaarigen Jüdin oder den Huren unterschied, die im Suk von Es Schu'uts mit den Soldaten ins Bett gingen. Sie verdiente nur mehr Verachtung, und er, der einzige Mann, der schützend zwischen ihnen allen und der dunklen Masse von Asiaten und Afrikanern auf der anderen Seite des 34. Längengrades stand, mußte nun dafür büßen.
    Die Meldungen vom Tod des Präsidenten und vom Überfall der Abu Mussa hatten beim Stabspersonal des amerikanischen Kontingents wie eine Bombe eingeschlagen. Die Flaggen vor dem ›Glashaus‹ und den Kommandogebäuden wehten auf halbmast. Zivilisten und dienstfreies Militär versammelten sich in kleinen Gruppen in den Unterkünften, in der ›Falascha‹ und den klimatisierten Büros des Hauptquartiers, um die Nachrichtensendungen zu hören und die Satellitenübertragungen aus den USA zu sehen. Die Atmosphäre in Es Schu'uts hatte plötzlich etwas Unwirkliches, ein Vorgefühl drohenden Unheils hing in der Luft. Die ganze Friedensmission auf Sinai schien zur reinsten Ironie geworden. Liz Adams war von einem einzigen Gedanken beherrscht: wiedergutzumachen, was sie angerichtet hatte.
    Dale Trask machte sich in seinem Quartier gerade für den Flug zum Katharinenkloster fertig, als sie an seine Tür klopfte. Etwas irritiert öffnete er und sah sie vor sich, eine schmale Silhouette im schrägen Morgenlicht. Sie trug die komplette Dienstuniform mit der Tragtasche am Riemen über der Schulter, wie zum Rapport.
    »Ja, was gibt es, Captain?« Er wollte so rasch als möglich fort; auf dem Hubschrauberstartplatz erwartete ihn eine Eskorte der Air-Force-Polizei.
    Liz Adams brachte plötzlich kein

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