34° Ost
fragte er Rivera.
»Brigadier General Cheney, Sir.«
»Ein Farbiger?«
»Jawohl, Sir.«
Im Gesicht des Admirals spiegelte sich der Widerstreit zwischen anerzogenen Vorurteilen und sachlicher Objektivität. Schließlich siegte das militärische Denken über die Zweifel. »Sind Sie mit ihm zufrieden, General Rivera?«
»Jawohl, Sir.«
»Gut.«
»Was bedeutet ›Looking Glass‹?« Beal blickte Rivera fragend an.
»Das ist der Kodename für die fliegende Befehlszentrale, Sir. Eine mit allen erforderlichen Geräten ausgestattete Düsenmaschine, in der samt einem Technikerteam jeweils ein General eingeteilt ist, der das Kommando übernehmen würde, falls Sie – und wir – aus irgendeinem Grund von hier aus nicht in Aktion treten könnten.«
»Sie meinen, wenn wir von einer Wasserstoffbombe getroffen werden?« fragte Beal mit gepresster Stimme.
»In Washington wäre es eher eine Rakete. Wahrscheinlich aber sogar mehrere.«
»Mein Gott …«, hauchte Beal.
»Schließlich wäre das Pentagon eines der Hauptziele«, fügte Shackleford hinzu – eine Tatsache, die nicht zu bestreiten war.
In das kurze Schweigen hinein sagte General Rivera ruhig: »Ich glaube, es wäre geraten, nun den Tiefbunker aufzusuchen.«
Kaum hatte Bill Tates Hubschrauber auf dem felsigen Gelände vor dem Katharinenkloster aufgesetzt, war er schon von einer großen Schar wild durcheinander schnatternder, gestikulierender Beduinen umringt. Männer, Frauen und Kinder bildeten einen engen Kreis um die Maschine, drängten heran, ohne auf den Sicherheitsabstand zu achten. Das vielstimmige Klagegeschrei übertönte fast den verebbenden Rotorenlärm.
»Sir, ich an Ihrer Stelle würde nicht ohne Schußwaffe aussteigen«, sagte Sergeant Anspaugh, der hinter den Pilotensitzen hockte.
General Tate überblickte die freie Fläche zwischen dem Punkt, wo Jimmy Beaufort den Helikopter gelandet hatte, und dem Kloster. Die Sonne stand nun höher, und die Mauerquadern waren vom Frühlicht karminrot getönt. An der Nordseite des Klosters wuchsen dunkle Zypressen. Dahinter stieg eine Geröllhalde bis zu den schroffen Klippen des Bergmassivs an, das fast den ganzen Horizont im Westen verdeckte.
In der Nähe des Klosters sah er Mönche, die, mit übergezogenen Kapuzen, in schwankender Prozession über den steinigen Boden dahinschritten. Sie trugen ihre Toten.
Die Hubschrauber, die er auf Erkundung vorausgeschickt hatte, waren wenige Minuten früher gelandet, die Besatzungen kamen heran und schoben die aufgeregten Beduinen ziemlich energisch beiseite. Tate öffnete den Gurt und klappte den Ausstieg auf. Sofort schloß sich der Ring aufgeregter Araber noch enger. Der General verstand ihre Sprache nicht, aber es gab keinen Zweifel, dass diese Menschen äußerst verwirrt waren und ihn um Hilfe und Schutz anflehten.
Nervös zog Beaufort die Dienstpistole aus dem Halfter, doch Tate sagte scharf: »Steck sie wieder ein, Jimmy. Die armen Teufel hier haben schon genug Angst.«
Bevor er heraussprang, wandte er sich zu Anspaugh. »Funken Sie Eilat an, die Israelis sollen sofort einen Dolmetscher einfliegen.«
»Jawohl, Sir.« Anspaughs Miene zeigte deutlich, dass er sich seine eigenen Gedanken über diesen Befehl machte, aber er riskierte keinen Kommentar.
»Ich weiß, es verstößt gegen die Bestimmungen, Israelis in die entmilitarisierte Zone zu holen«, fügte Tate hinzu. »Aber machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Sergeant. Und wenn Sie Eilat erreicht haben, fordern Sie in Es Schu'uts Transportmaschinen für das restliche Special-Forces-Detachment an. Sie sollen Lagepläne und alle verfügbaren Fotos mitbringen. Ich erwarte die Einheit um 11.00 Uhr. – Jimmy, du kommst mit mir.«
Tate und sein Pilot schoben sich durch das Gewimmel verstörter Beduinen zu den Hubschrauberbesatzungen. Penetranter Gestank und aufgewirbelter Staub verschlugen ihnen fast den Atem. Die Wolkendecke von gestern war völlig verschwunden, der Tag würde sonnig und heiß werden. Aus der Entfernung musterte Tate die Mauern des Klosters. Der Bau wirkte uneinnehmbar. Tate dachte an Talcott Bailey und Colonel Seidel, die irgendwo in diesem imposanten Gefüge jahrhundertealter Steine festgehalten wurden – wenn sie noch lebten. Der Versuch, sie herauszuholen, würde viel Blut fordern. Auch Deborah befand sich dort, und ihm schnürte die Angst die Kehle zu.
Der rangälteste Hubschrauberpilot salutierte und erstattete Meldung: »Die Guerillas haben diese Leute aus dem Kloster
Weitere Kostenlose Bücher