34° Ost
Finte.«
»Nein, es ist wahr.«
»Dann halten diese Irren den Präsidenten der USA fest«, murmelte Reisman. »Die Welt ist ein Tollhaus geworden.«
»Wo ist er? Kann ich zu ihm?«
Stumm verneinend tastete Reisman in sein offenes Hemd und zog einige Blätter hervor, die wie altes Pergament aussahen. »Da sind die Bedingungen, General. Die Guerillas hatten nicht einmal richtiges Schreibpapier. Diese Seiten haben sie aus einem Buch gerissen.« In seinen umschatteten Augen glomm ein hysterisches Leuchten auf, aber seine Stimme wurde fester. »Sie werden nicht glauben, was die Kerle verlangen, Tate. Sie werden es einfach nicht glauben …«
Der General nahm die mit eckigen Schriftzügen bedeckten Pergamente. Schweigend las er die Forderungen durch. Er fand die einzelnen Punkte nicht besonders überraschend. Unerfüllbar, das schon. Aber nicht überraschend, wenn man die Situation in Betracht zog.
Sergeant Robinson sagte: »Ich soll Ihnen ausrichten, Sir, dass es diese Bande verdammt ernst meint. Falls Sie sich mit den Forderungen einverstanden erklären, wird eine weitere Geisel freigelassen – Colonel Seidel oder vielleicht Captain Zadok. Und wenn alle Bedingungen erfüllt sind, geht auch Mr. Bailey frei.«
Tate blickte den Sergeant unverwandt an.
»Ich glaube, Miß Zadok ist soweit o.k. Sir. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit die Guerillas den Bau besetzten«, sagte Robinson.
»Ich verstehe.«
»Die Abu Mussa haben übrigens vor, Ihnen zu beweisen, dass sie dies alles ernst meinen«, sagte der Pressesekretär.
Tate ahnte, was nun kommen würde. Reisman, der auch zum Kloster sah, stöhnte: »O Gott im Himmel!«
Leč rief herab: »Haben Sie unsere Bedingungen zur Kenntnis genommen, General?«
»Ja. Es ist kein demonstrativer Akt nötig, Oberst Leč. Ich glaube Ihnen auch so aufs Wort.«
»Ich möchte, dass Sie absolut sicher sind, General«, rief Leč zurück und nickte den Guerillas zu, die neben ihm standen.
John Emerson wurde von der Mauer gestoßen. Lautlos fiel er etwa sechs Meter, dann fing die Schlinge um seinen Hals den Sturz ab; mit einem Ruck blieb er hängen, sein Körper schwang hin und her.
Aus der Schar der Mönche erhoben sich laute Klagerufe. Die Beduinen, die aus der Ferne alles mit ansahen, schrien entsetzt auf, und hinter sich hörte Tate einen seiner Offiziere wütend brüllen: »Ihr verfluchten mörderischen Schweine!«
Tate wurde übel vor Zorn. Sein Gesicht verhärtete sich zu einer steinernen Grimasse. Lange starrte er zu den Gestalten auf der Mauer und der Leiche von Baileys Leibwächter, die noch immer langsam vor dem Gemäuer pendelte.
»Kommt mit«, sagte Tate zu Beaufort, Reisman und Robinson. Sie gingen zum Hubschrauber, wo Sergeant Anspaugh kreidebleich wartete.
»Reisman, ich schicke Sie nach Es Schu'uts zurück«, sagte der General. »Jimmy wird für Ihren Flug nach Washington sorgen. Sie werden dem Nationalen Sicherheitsausschuß einen Augenzeugenbericht dieses Vorfalls geben und Lees Forderungen überbringen.«
Auch völlig erschöpft und unter Schockwirkung blieb Reisman immer noch Journalist. »Ich würde gern bleiben, bis alles vorüber ist, General.«
»Einer, der dabei war, muß daheim davon berichten. Und Sie sind der einzige, der hier abkömmlich ist. Wir müssen unbedingt verhindern, dass diese Liste von Forderungen allgemein bekannt wird, sonst werden die anderen verrückt spielen. Ich glaube, ein Fall wie dieser ist in unserer Verfassung nicht vorgesehen. Ich verlasse mich darauf, dass Sie nur vor dem Sicherheitsausschuß offen sprechen.«
»Gut, General. Wenn es sein muß.«
»Bring ihn so rasch als möglich nach Es Schu'uts, Jimmy«, sagte Tate zu seinem Piloten. »Und wenn es Schwierigkeiten wegen seiner Weiterreise in die USA geben sollte, dann wende dich an die Israelis. Der Mosa'ad wird dafür, wenn nötig, sogar eine El-Al-Maschine zur Verfügung stellen.« Er wandte sich zu Reisman: »Admiral Ainsworth hat mich meines Kommandos enthoben. Ich habe das nicht zur Kenntnis genommen. Lassen Sie auch darüber nichts verlauten. Fowler Beal wird dazu gedrängt, sich als amtierender Präsident zu erklären. Vielleicht hat er es bereits getan.«
»O Gott, jetzt zerfällt alles«, murmelte der Pressesekretär.
»Nein, nicht alles. Bailey lebt noch. Für mich ist er nicht gerade der ideale Führer der freien Welt – aber jetzt ist er unser Präsident. Die Stabschefs glauben, dass hinter dieser Aktion die Sowjets stecken. Aber Bailey ist noch am
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