34° Ost
gegebenen Truppenstärken der vier Signatarmächte in diesem Gebiet übereinstimmten, aber es war schließlich möglich, dass Stuart Ainsworth über aktuellere Informationen verfügte, als er selbst sie besaß.
»Ich erzähle Ihnen das alles, Fowler, weil Sie immer ein Freund unserer Streitkräfte gewesen sind und ein Recht darauf haben, zu wissen, in welcher Lage wir uns befinden. Der Präsident hat meinen Vorschlag, die Sechste Flotte zu verstärken, abgelehnt. Ihm verüble ich es nicht – da steckt ganz sicher der Vizepräsident dahinter. Man nennt ihn nicht umsonst ›die Taube‹.« Er setzte sich wieder, faltete die Hände auf dem Schreibtisch und sprach etwas ruhiger weiter. Mit seinen Hinweisen auf die militärische Schwäche des amerikanischen Kontingents hatte er, so schien es ihm, dem Abgeordneten schon genügend Angst eingejagt. Was er jetzt von ihm wollte, war eine Erklärung, dass er ihm in den Kämpfen, die nun bevorstanden, seine Unterstützung gewähren würde.
»Schon heute Mittag«, sagte er, »wird die Tatsache, dass ein amerikanisches Flugzeug Rostows Schiff belästigt hat, jeden Linksextremisten, Friedensapostel und Beschwichtigungspolitiker im Land auf die Beine gebracht haben. Wie Sie genau wissen, sitzt eine ganze Reihe von ihnen im Kongress. Die Nachrichtenindustrie wird sich überschlagen. Unser guter Freund, Botschafter Kornulow, wird im Außenministerium Krach machen. Wie Sie wissen, wurde niemand verletzt, ein paar Beteiligte haben sich nur ein bisschen aufgeregt, das ist alles. Und die ›Allende‹ befand sich tatsächlich innerhalb der 15-Kilometer-Zone. Aber das wird man natürlich außer acht lassen, sobald unsere Roten ihre Schmieraktionen starten.« Einen Augenblick starrte er sein Gegenüber an und überlegte, wie lange er ihm noch zusetzen konnte, bevor Beals politischer Selbsterhaltungstrieb rebellieren würde. »Es könnte ernst werden. Ich glaube nicht, dass es so weit kommt, aber ich halte es für meine Pflicht, die Streitkräfte der Vereinigten Staaten in Alarmstufe Drei zu versetzen.«
Beal war bestürzt. »Ist das nötig?«
»Nur als vorbeugende Maßnahme. Der Samos-Satellit meldet, dass die Russen bereits Lufteinheiten einfliegen. Natürlich bluffen sie wie gewöhnlich, aber wir müssen ihnen zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen.«
»Was sagt der Präsident dazu?«
»Alarmstufe Drei ist noch lange nicht Alarmstufe Gelb. Wir ordnen sie zwei- bis dreimal im Jahr zu Übungszwecken an. Der Präsident braucht da gar nicht hineingezogen zu werden. Ich werde ihn bei der nächsten Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates davon informieren. Das ist erst Montag in einer Woche. Aber die Russkis werden es erfahren. Die passen sehr genau auf, was wir tun. Sie werden sich darüber klar werden, dass wir es ernst meinen und uns nicht erpressen lassen.«
Fowler Beal hatte ein unbehagliches Gefühl in der Magengrube. Hier ging es um Dinge, die sein Begriffsvermögen überstiegen. »Und was wollen Sie von mir, Stuart?«
»Zunächst nur Ihre Unterstützung im Kongress, wenn die Rede auf den Zwischenfall mit der ›Allende‹ kommt. Es geht nicht sosehr um Trask, obwohl er ein guter Offizier ist und man ihn nicht versetzen sollte. Wichtig ist aber, dass allen Bestrebungen, die darauf abzielen, die Roten zu beschwichtigen, energischer Widerstand entgegengesetzt wird. Und diese Bestrebungen werden ohne Zweifel in dem Augenblick laut werden, wo die Nachrichtenindustrie erfährt, was heute vorgefallen ist.«
»Ist das alles?« fragte Beal mit einem leisen Zittern der Erleichterung. Es gab Zeiten, wo Ainsworth ihm Angst machte.
»Ich habe da etwas läuten gehört, dass der Präsident die Absicht hat, an der Westküste ein paar Tage Urlaub zu machen. Wissen Sie etwas davon?« fragte der Admiral, obwohl er über den geplanten Urlaub des Präsidenten sehr wohl im Bilde war. Er hatte die Durchschrift eines Telex gesehen, das aus dem Weißen Haus an die ›Air Force Two‹ gegangen war.
»Ich habe nichts darüber gehört«, erwiderte Beal. »Für Donnerstag ist ein Abgeordnetenessen angesetzt. Es wurde bis jetzt nicht abgesagt.«
»Das kommt noch. Also: Kann ich auf Ihre Unterstützung rechnen?«
»Ja«, nickte Beal. »Ja, natürlich.«
»Ich danke Ihnen«, sagte der Admiral und erhob sich.
»Die Streitkräfte haben in mir immer einen guten Freund gehabt«, sagte Beal. »Sie können sich darauf verlassen, dass das auch in Zukunft so sein wird, Admiral.«
Ainsworth legte
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