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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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gegangen, es hatte zwei Tote und viele Verletzte gegeben. Die Luftwaffe oder die Armee würde einen Vergeltungsschlag führen – das war so sicher wie das Amen im Gebet. Und die Russen, die in den letzten paar Jahren eine beträchtliche Anzahl von Truppen nach Syrien entsandt hatten, würden protestieren. Wenn überhaupt noch die Vertragserneuerung stattfand, dann würde sie in einer Atmosphäre des Misstrauens und unter Krisen vor sich gehen.
    Deborah hatte das Licht ausgemacht und war fast schon eingeschlafen, als sie das vertraute herrische Klopfen an der Tür vernahm. Sie war plötzlich hellwach, überrascht und auch ein wenig besorgt, weil der General so unerwartet gekommen war. Seine Unbesonnenheit erschreckte sie, und doch krampfte sich ihr Herz in erregter Sehnsucht zusammen. Sie öffnete die Tür und trat zur Seite. Seine dunkle Gestalt verdeckte die trüben Lichter der Baracken. Hinter ihm sah sie Sergeant Robinson, der an der Ecke des Gebäudes Wache hielt.
    »Du«, sagte sie. In unbeschwerterer Stimmung nannte sie ihn beim Namen, und manchmal, in gespielt scheltendem Ton, auch bei seinem Rang. Doch in Krisensituationen (und deren hatte es in letzter Zeit einige gegeben) zog sie ein einfaches Du allem anderen vor. »Ich hatte nicht erwartet, dich heute noch zu sehen.«
    Er trat ein und schloß die Tür hinter sich. Ein berauschendes Gefühl überkam sie, als er neben ihr im Dunkel stand; sie spürte den Duft frisch gewaschener Khakis, starker Seife und alten Leders. Als er sich bewegte, fiel ein Lichtschimmer durch die in Falten herabhängenden Vorhänge auf die silbernen Sterne an seiner Uniform.
    »Ich habe dir doch heute früh gesagt, dass ich kommen würde.«
    »Das war heute früh. Seither sind hundert Jahre vergangen.«
    »Wenn nicht mehr.« Er streckte die Hand nach ihr aus, hielt sie einen Augenblick lang fest, dann streifte er ihr das Nachthemd von den Schultern. Seine Hand berührte ihre nackte Brust. Sie fühlte das Metall seines Ringes. Ihre Beine zitterten, als er sie an sich drückte und sie hungrig küßte.
    »Darauf wollte ich nicht verzichten. Und schon gar nicht wegen eines Talcott Bailey.«
    »Es ist gefährlich«, sagte sie.
    Er lachte. »Ja. Du hast recht. Die Taube würde sagen, dass mir das Hirn in die Hosen gerutscht ist. Ein geiler Landsknecht.«
    »Hör auf«, sagte sie.
    »Entschuldige. Ich hab's nicht so gemeint.«
    Sie zog ihn zum Bett und fing an, sich mit seinen Hemdknöpfen zu beschäftigen. »Doch. Aber das macht nichts.«
    Seine Muskeln waren straff und hart. Der Wunsch, vernünftig zu denken, ging unter im heftigen Verlangen, seine Männlichkeit zu befriedigen. Alles andere hatte Zeit.
    »Leg dich nieder«, flüsterte sie.
    Er ließ sich schweigend zurückfallen. Ihre Lippen tasteten über seine nackte Brust. Sie öffnete die Schnalle seines Gürtels, das Metall klirrte leise im Dunkel. »Verdammt!« sagte er.
    »Still.«
    Ihre Lippen liebkosten, ihre Stirn rieb sich an der seltsam glatten Haut seines Schenkels.
    Plötzlich griff er in ihr Haar und hob ihr Gesicht hoch. »Nein«, sagte er, »nicht so.« Mit wilder Eile entblößte er sich selbst, drehte sie auf den Rücken und drang tief in sie ein.
    Sie liebten sich schweigend, ohne Worte zu verschwenden. Das zerwühlte Bett wurde feucht, und Deborah hörte auf zu denken. Es war ihr gleich, ob es nur Sexualität war oder mehr als das: jeder Gedanke erstickte im Ansturm der körperlichen Empfindungen. Sie waren mehr als in geschlechtliche Vereinigung verstrickte Partner – sie waren zwei Hälften eines einzigen sich hin und her werfenden, sich selbst verschlingenden Organismus.
    Als sie endlich keuchend und nass vor Schweiß stillagen, dachte Deborah: »Lust. Mein Gott, es ist nichts anderes als Lust …«
    »Nein«, sagte er und hob den Kopf. Sie begriff, dass sie laut gedacht hatte. »Nein«, wiederholte er. »Es ist mehr als das.«
    Sie hielt ihn mit aller Kraft fest. Ihre Arme zitterten, die Wangen waren feucht, und sie wußte nicht, ob es Schweiß war oder Tränen, denn oft weinte sie in solchen Augenblicken.
    Er strich mit den Lippen über ihre Augen und drehte sich auf den Rücken. Sie lehnte an seiner Brust, die Beine waren in den Laken verwickelt. Das Tonbandgerät schaltete sich ab, und nur ihr Atem ging durch den stillen Raum.
    »Du hättest heute Nacht wirklich nicht kommen sollen. Ich wäre dir nicht böse gewesen.«
    »Zum Teufel damit.«
    Sie atmete tief ein. »Das war nicht klug von dir. Gar nicht

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