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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm das Gegenteil statt, und so konnten unsere Wege sich nicht berühren. Vielleicht hatten wir den seinigen gekreuzt, aber ohne daß es von uns bemerkt worden war. Vor drei Tagen waren wir von einem Tobastamm geschieden, bei welchem wir eine Nacht geruht hatten. Eine Abteilung dieses Stammes war nach den Bergen gegangen, um dort in der Nähe der Pampa de Salinas nach Chinchillas zu jagen. Wir wünschten, mit diesen Leuten zusammenzutreffen, da sie uns nur von Nutzen sein konnten, und hielten eifrig Umschau, eine Spur von ihnen zu entdecken. Wir befanden uns auf öder Puna. Es gab weit und breit keinen Grashalm und keinen Wassertropfen für unsere erschöpften Pferde. Die armen Tiere hatten während der letzten vier Wochen über ihre Kräfte angestrengt werden müssen und stolperten bei jedem Schritt. Die Anden sind überhaupt kein Terrain für Pferde. Die Höhen kann nur ein Maultier überwinden. Glücklicherweise hatte unser Zweck uns nicht ganz hinauf bis in die Puna brava geführt.
    Pena war hier zu Hause. Er kannte jeden einzelnen Berg, jedes Tal, jede Felsplatte. Er versicherte, daß wir morgen die Salzkruste der Pampa de Salinas erblicken und heute noch ein Wasser erreichen würden, welches aus einer unzugänglichen Schlucht hervorquelle.
    Auch Gomarra begann, sich zurechtzufinden; er bestätigte die Behauptung Penas, daß wir uns der Pampa näherten. Freilich war er, wenn er dieselbe besucht hatte, stets von der anderen Seite gekommen, welche viel leichter zu passieren war.
    Wir hatten diese Richtung vermieden, um ganz unbemerkt an das Ziel zu gelangen, und uns lieber für den schwierigen Weg entschlossen. Jetzt neigte sich unsere Puna zur Tiefe, erst leise und allmählich; dann verengte sie sich und fiel so steil nach unten, daß wir absteigen und unsere Tiere führen mußten. Das war ein halsbrecherischer Weg. Endlich wurde die Passage besser. Wir kamen auf eine breite, mit Steingeröll bedeckte Lehne, welche sich sanft niedersenkte und uns an einen Paß führte, welchem wir zu folgen hatten. Dort hielten wir an, um zu verschnaufen.
    „Jetzt nur noch eine Stunde“, sagte Pena, „dann kommen wir an das Wasser und können wenigstens die Pferde trinken lassen. Wir haben Fleisch und noch ein wenig Mehl; das genügt für heute, und dann mag der morgige Tag für sich selbst sorgen. Um die Mittagszeit werden wir an der Salinas sein.“
    Unsere Vorräte waren ziemlich zu Ende gegangen, was in dieser Gegend nicht ohne Bedenken war. Waren wir nur auf die Jagd angewiesen, so mußten wir hungern, da wilde Lamas nur schwer zu beschleichen sind.
    Wir bogen in den Paß ein, welcher aus der Höhe kam und allmählich abwärts führte. Da Pena und Gomarra hier unsere Führer sein mußten, so ritten sie voran, und wir folgten hinterher. Ich ritt mit dem Bruder ganz zuletzt.
    Dennoch fiel mir eine kaum handgroße Stelle des Weges auf, über welche die anderen geritten waren und die eine abweichende Färbung zu haben schien. Ich stieg vom Pferd und untersuchte sie. Sie war feucht und gerötet.
    „Das ist Blut“, sagte ich zu dem Bruder. „Meinen Sie nicht auch?“
    Er betrachtete den Stein, schüttelte den Kopf und antwortete:
    „Feuchtigkeit ist es, Blut aber schwerlich. Blut färbt röter.“
    „Rinnendes Blut war es überhaupt nicht. Der Stein hat vielmehr die Färbung, als ob frisches, blutiges Fleisch auf demselben gelegen habe. Der Fleck konnte nicht rasch trocknen, weil es feucht und kühl hier ist und die Sonne nicht in diese Schlucht zu dringen vermag. Ich rechne, es muß jemand vor ungefähr zwei Stunden hier gewesen sein.“
    „Ein Reisender, der über das Gebirge will?“
    „Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Über das Gebirge geht man in Gesellschaft und nicht allein.“
    „Wer behauptet denn, daß der Betreffende allein gewesen ist?“
    „Niemand. Übrigens kommt es auf diesen Umstand weniger an, als vielmehr darauf, ob der Betreffende auf- oder abwärts gegangen oder geritten ist. Stieg er aufwärts, so brauchen wir ihn nicht zu berücksichtigen. War aber sein Weg niederwärts gerichtet, so haben wir ihn vor uns und müssen vorsichtig sein. Ich werde doch lieber voranreiten.“
    Der Paß war schmaler geworden, und ich hatte Mühe, nach vorn zu gelangen. Keiner von den anderen hatte die kleine Spur bemerkt. Bald hielt ich an und deutete auf eine scharf vorstehende Felsenecke, um welche wir biegen mußten.
    „Soeben finde ich etwas. Sehen Sie hier diese feuchte, dunkle Stelle? Das ist wiederum

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