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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wichtig freilich ist es mir, zu hören, daß wir so schnell niedergemetzelt werden sollten.“
    „Augenblicklich! Nur ein einziger sollte geschont werden. Das sind Sie. Der Sendador gab den Befehl, Ihnen nichts zu tun und, falls dies notwendig sein sollte, Sie höchstens nur leicht zu verwunden, damit Sie nicht entfliehen können.“
    „Das ist sehr hübsch von dem Mann. Meine Gefährten hier aber werden es weniger hübsch finden. Weißt du vielleicht, weshalb er gerade gegen mich diese Schonung hegen will?“
    „Das kann man wissen, ohne viel darüber nachzudenken“, viel Pena ein. „Von uns erwartet er keinen Nutzen, also weg mit uns. Sie aber sollen die Pläne erklären und die Kipus lesen. Ohne Sie kann er die Rätsel nicht lösen. Haben Sie es getan, dann erhalten natürlich auch Sie die Kugel, wie sich ganz von selbst versteht.“
    „Dann hätte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Selbst wenn ich imstande wäre, das, was er mir zutraut, auch wirklich zu leisten, so würde ich ihm gewiß erst dann den richtigen Aufschluß erteilen, wenn ich überzeugt sein könnte, daß ich mich außer Gefahr befinde. Übrigens dürfen Sie nicht denken, daß ich, nachdem er Sie alle getötet hätte, geneigt wäre, ihm zu gehorchen. Ich würde mich scheinbar bereitwillig zeigen, mein wirkliches Augenmerk aber darauf richten, Ihren Tod zu rächen.“
    „Dem sei, wie ihm sei. Die Hauptsache für mich ist, daß er unseren Tod will, und nun soll mich nichts mehr zur Schonung verleiten. Den Mann sehen und niederschießen, das wird ein einziger Augenblick sein.“
    „Nicht Sie werden das tun!“ unterbrach ihn Gomarra schnell. „Ich habe das erste und größte Recht zur Rache.“
    „Streitet euch nicht“, sagte ich. „Wer ihn etwa ohne meine Erlaubnis tötet, der bekommt es mit mir zu tun. Was Sie betrifft, Señor Gomarra, so werde ich Sie nicht hindern, mit ihm abzurechnen; aber das darf erst dann geschehen, wenn ich die Kipus in den Händen habe. Was später mit dem Sendador geschieht, das ist mir vollständig gleichgültig. Jetzt aber sind wir noch lange nicht so weit; es ist vielmehr sehr fraglich, wer die Oberhand gewinnt, er oder wir. Haben seine Leute ein richtiges Lager aufgeschlagen?“
    „Nein“, antwortete der Aymara, an den ich diese Frage gerichtet hatte.
    „Und haben sie die Pferde bei sich?“
    „Nein. Am See ist alles Salz. Da wächst kein Halm, kein Blatt, kein Kraut. Der Sendador hat die Pferde nach einem Ort bringen lassen, wo sie notdürftig Futter finden.“
    „Weit vom See?“
    „Man hat eine Stunde lang zu steigen. Es ist eine kleine, grasbewachsene Puna. Zwei Chiriguanos befinden sich bei den Tieren.“
    „So beschreibe uns die Stelle des Sees, an welcher er sich gelagert hat.“
    Der Rote folgte dieser Aufforderung, und als er geendet hatte, sagte Gomarra ingrimmig:
    „Das ist gar nicht weit von dem Punkt, wo die Flasche begraben liegt.“
    „Liegt?“ antwortete ich. „Die hat er jedenfalls entfernt und anderwärts versteckt. Es ist bedauerlich, daß wir so spät kommen. Der Zug nach der Laguna de Bambú war ein Umweg für uns, und der Sendador hat bei den Chiriguanos gegen alle Erwartung Pferde gefunden. Aus diesen beiden Gründen ist er eher als wir hier angelangt, und er befindet sich uns gegenüber nun in einem Vorteil, welchen auszugleichen uns sehr schwer werden dürfte.“
    „Meinen Sie?“ fragte der Bruder. „Ich nehme das nicht so schwer. Er ist uns jetzt zwar in Beziehung auf die Anzahl überlegen; aber vielleicht finden wir die Tobas, welche wir suchen. Und selbst wenn das nicht geschieht, so brauchen wir uns ja nur heimlich seiner Pferde zu bemächtigen; dann haben wir ihn samt allen Chiriguanos im Sack.“
    „An die Zahl seiner Leute denke ich gar nicht. Ich halte uns diesen Menschen für vollständig gewachsen. Aber wenn wir sie alle und selbst auch ihn in die Hand bekommen, so stehen wir nicht besser, sondern schlechter als vorher. Es ist uns doch um die Kipus zu tun. Der Sendador muß uns das neue Versteck derselben mitteilen und wird diesen Umstand benutzen, um aus demselben den größten Vorteil für sich und seine Indianer zu ziehen.“
    „Hm, das ist wahr. Daran habe ich freilich nicht gedacht.“
    „Sie sehen also ein, es ist sehr zu beklagen, daß wir uns verspätet haben. Wir müssen das durch List auszugleichen versuchen. Er hat die Flasche jedenfalls heimlich ausgegraben und wieder versteckt. Vielleicht sind noch Spuren zu sehen, welche uns den Ort

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