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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pampa zu gehen, um mir vorzukommen?“
    „Kann mir eigentlich gleich sein. Ich möchte heim, um meine Sachen zu ordnen und dann nach der Estanzia del Yerbatero zu gehen, wo ich meine Nichte finde.“
    „Und vorher brannten Sie förmlich vor Haß und Rache gegen den Sendador! Wo bleibt da die Konsequenz! Nur fort von hier, bis dahin, wo wir Menschen finden. Vielleicht erfahren wir da etwas, was uns nützlich ist. Wir nehmen die Richtung nach den Anden und halten unterwegs die Augen offen. Ich zweifle nicht daran, daß uns der Himmel einen Fingerzeig gibt, der uns auf den richtigen Weg leitet!“

ZWEITES KAPITEL
    Der alte Desierto
    Zwei Tage waren seit unserem Aufbruch nach der unheilvollen Katastrophe vergangen; der dritte Tag hatte begonnen, und wir zwei einsamen Menschen marschierten wortlos in der Richtung, für welche wir uns entschlossen hatten, durch die Einsamkeit.
    Noch nie im Leben war ich so mißmutig gewesen, wie jetzt, und das gewiß nicht ohne Grund. Bisher stets beritten gewesen, mußte ich mich nun auf meine steif gewordenen Beine verlassen. Die Kameraden waren verloren, und ich war so ziemlich von allem entblößt, was für einen Weg durch die Wildnis nötig ist. Zwar hatte ich meine Waffen gerettet; aber die Munition war mit dem Pferd und mit den Satteltaschen verloren gegangen. Ein Glück nur, daß sich noch eine Anzahl Patronen im Gürtel befanden! Die Mehrzahl derselben, etwa drei Dutzend, war für die Revolver, eine Waffe, welche ich zum Schießen von Wildbret, von dem wir leben mußten, nicht benützen konnte. Auch Pena hatte nur einige Kugeln in dem Beutel und wenig Pulver im Horn.
    Wir wanderten durch eine der wildesten Partien des Gran Chaco. Der zur argentinischen Konföderation gehörige Teil desselben leidet allerdings unter dem Regenmangel der subtropischen Zone, doch überschwemmen während und nach der Regenzeit die Flüsse weite Strecken des Landes, und da entwickelt sich eine unvergleichliche Vegetationsfülle. Die Flüsse senden weite Buchten aus, welche den Bayous Nordamerikas oder den Maijehh des oberen Nils zu vergleichen sind. In ihrer Nähe und in derjenigen der Flüsse gibt es Waldungen, welche kaum zu durchdringen sind. Der spanisch sprechende Einwohner nennt sie Monte impenetrable, undurchdringlichen Wald. Es gibt da nicht nur Bäume, sondern auch meilenweite Dickichte von stacheligen Mimosen und Leguminosen, die nur wenige natürliche Öffnungen frei lassen, welche von den Indianern als Pfade und Wege zu ihren Raub- und Handelszügen benützt werden. Dann kommen dazwischen weite Grasfluren oder unbewässerte, öde Strecken, auf denen man nur selten einen Kaktus oder eine Salzpflanze zu sehen bekommt.
    Es gibt ausgedehnte Flächen, welche man mit der arabischen Wüste vergleichen möchte. Man nennt sie Travesías. Der stetig wehende Südwind häuft den Sand zu Hügeln, Medaños genannt, auf; daher fallen sie an der Nordseite steil ab; ihre Umrisse verändern sich beständig, da der Sand an der südlichen Seite aufsteigt und auf der nördlichen herunterfällt. Sie wandern also von Süd nach Nord. Auch gibt es Stellen, welche wegen ihres Treibsandes höchst gefährlich sind. Als Adolf von Wrede im Jahre 1843 sich auf seiner denkwürdigen Entdeckungsreise in Hadramaut befand, kam er am Bahr es Ssafy in der Wüste el Ahgaf an eine Stelle, deren Sand er, als er ihn faßte, beinahe unfühlbar fand. Es war ein bis oben an den Rand damit gefüllter Felsenkessel, und dieser Sand war sehr fein, so leicht und widerstand so wenig, daß, als Wrede mit dem Stock hineinstieß, es ihm vorkam, als ob er ins Wasser stoße. Er legte sich vorsichtig auf den Rand des Felsens und band ein Gewicht an eine lange Schnur. Als er dasselbe in den Sand warf, sank es unter und zog ihm die Schnur aus der Hand. Keiner seiner arabischen Begleiter hatte sich wie er bis an dieses alles verschlingende Grab gewagt. Humboldt zweifelte an der Wahrheit dieser Schilderung, und Leopold von Buch nannte Wrede geradezu einen Lügner, Karl Ritter aber und der berühmte Arabist Fresnel retteten seine Ehre.
    Die Araber hatten dem Reisenden erzählt, daß diese Gegend Bahr es Ssafy genannt werde, weil einst ein König namens Ssafy, welcher vom Beled es Ssaby Wadian mit einem großen Heer kam, um in Hadramaut einzufallen, den größten Teil seiner Truppen an der erwähnten Stelle verloren habe. Wrede war und blieb lange Zeit ein Märtyrer des Zweifels großer Geographen, welche seine wahren Berichte vom Studiertisch aus

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