Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ich.
    „Was heißt auszeichnen! Sie haben eben einen Lehrer gehabt, wie ihn der Rote braucht. Geben Sie den andern Stämmen einen ebensolchen, so werden sie bald ebenso vorwärts schreiten. Wir haben jetzt sogar angefangen, Wein zu bauen, und auf einigen Inseln der Lagune, die Sie von hier aus allerdings nicht sehen können und die wir dazu bestimmt haben, weil sie durch ihre Lage gegen Überfälle und Verwüstungen gesichert sind, ziehen wir Kartoffeln und eine Menge Gemüse und Küchengewächse. Sandigen Boden, welcher bekanntlich den besten Zigarrentabak erzeugt, haben wir genug. Das Fertigen der Wickel und das Rollen des Deckblattes habe ich meinen Roten leicht beigebracht, und so brauchen Sie sich nicht zu wundem, daß ich Ihnen eine Zigarre bieten kann, deren ich mich selbst vor Kennern nicht zu schämen brauche. Nun aber erzählen Sie mir einmal ganz ausführlich Ihre Begegnung mit den Mbocovis!“
    Pena erzählte Wort für Wort, was er erlauscht hatte. Der Desierto hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen, und sagte dann:
    „Also dieser sogenannte Schwiegersohn ist hier gewesen, um zu rekognoszieren! Das muß er sehr klug angefangen haben, denn wir sind wachsam. Der Mann beweist, daß er ein sehr gefährlicher Mensch ist, und so werde ich ihn unschädlich machen.“
    „Haben Sie eine Ahnung, wer er ist?“ fragte ich.
    „Nein. Sie vielleicht?“
    „Ja. Sie kennen wahrscheinlich einen berühmten Andensteiger, welchen man nur El Sendador zu nennen pflegt?“
    „Von dem hat jedermann gehört; gesehen habe ich ihn nicht. Er ist ein Schuft, dem ich mich nicht anvertrauen möchte.“
    „Haben Sie Gründe und Veranlassung, dieses Urteil über ihn zu fällen?“
    „Mehr als einen Grund! Der Hauptgrund aber ist der, daß er der Teufel der Indianer ist. Er hetzt sie gegeneinander auf, um dabei im Trüben zu fischen. Er hetzt sie auch gegen die Weißen. Ganz besonders sind die Mbocovis seine Verbündeten, und ich vermute, daß er bei ihnen seinen eigentlichen Fuchsbau hat, von welchem aus die Ausfallsgänge nach verschiedenen Richtungen gehen. Viele Zeichen, welche mir erst nach und nach aufgefallen sind, lassen mich das vermuten. Er hat auch unter anderen Stämmen Anhänger, mit denen er allerlei Streiche ausführt, aber die Mbocovis bilden seine Leibbrigade. Warum fragen Sie mich nach ihm? Kennen Sie ihn?“
    „Leider! Das ist eine ganze Schreckensgeschichte.“ Und ich erzählte einiges. „Später sollen Sie alles hören. Jetzt müssen wir vor allen Dingen über die Mbocovis schlüssig werden. Nur soviel will ich Ihnen sagen, daß ich diesen ‚Yerno‘ für den Schwiegersohn des Sendador halte.“
    „Alle Teufel! Ich wollte, Sie hätten recht!“
    „Warum?“
    „Weil wir in diesem Fall einen ausgezeichneten Fang machen würden. Gerät der Schwiegersohn des Sendador in meine Hand, so zwinge ich ihn, mir den jetzigen Aufenthalt seines Schwiegervaters zu verraten.“
    „Er wird sich hüten!“
    „Oho! Ich zwinge ihn! Und sollte ich ihn alle möglichen Qualen erdulden lassen! Dann kann ich den Sendador unschädlich machen. Ich hole ihn mitten unter den Mbocovis heraus!“
    „Das wäre ein Unternehmen, dem ich mich sofort anschließen würde. Ich vermute, daß es eine Schar dieser Mbocovis war, denen wir unsere jetzige Lage zu verdanken haben.“
    „Welche Lage?“
    „Davon später, wie bereits gesagt. Der ‚Schwiegersohn‘ muß unbedingt in unsere Hände geraten. Was Pena und ich dabei tun können, das soll sicher geschehen.“
    „Das ist mir lieb, denn ich habe nur dreißig Männer, die sozusagen, meine Leibgarde bilden und niemals mitgehen, wenn ein Kriegszug unternommen wird. Ich habe sie mit guten Gewehren versehen, und sie haben die alleinige Aufgabe, das Dorf und hier meine Wohnung zu beschützen. Sie sind die kräftigsten und zuverlässigsten Leute des Stammes.“
    „Dreißig! Hm! Das könnte gehen, denn die Mbocovis zählen nur achtundfünfzig außer dem Schwiegersohn.“
    „Sie meinen, das könnte gehen? Es kommen zwei Feinde auf einen Mann.“
    „Und doch möchte ich bei meiner Ansicht bleiben, daß wir uns nicht zu fürchten brauchen“, entgegnete ich. „Der Angreifende befindet sich stets im Vorteil, weil er die Zeit, den Ort, die Art und Weise wählen kann und es also vermag, sich die vorhandenen Chancen möglichst dienstbar zu machen.“
    „So geben Sie mir also recht! Die Mbocovis sind ja die Angreifenden; folglich befinden sie sich Ihren eigenen Worten nach im Vorteil gegen

Weitere Kostenlose Bücher