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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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ist mit denen da?« Silda deutete auf Fenster im Winkel zwischen Mauer und Boden. »Sie sind vergittert, in Ordnung. Aber läßt du dich davon aufhalten?«
    »Nein. Aber sie müssen in den Keller führen.«
    »Das wäre doch ein guter Ort zum Anfangen. Ich hole die anderen. Du legst sofort los.«
    Ohne weitere Umstände machte sich Silda auf den Rückweg zum Gebüsch.
    Da sagte eine Stimme aus der Dunkelheit: »Silda.«
    Wie von einem Armbrustbolzen getroffen, hielt sie inne.
    »Silda!«
    Im ersten Augenblick dachte sie, es müsse Mandi Volanta sein, die Wache schob. Aber die Stimme ... sie wußte, was das für eine Stimme war ...
    Ein Stück entfernt, verborgen von Kando und den anderen im Gebüsch, entstand ein gelbliches Licht. Es erinnerte an den Schimmer einer Samphronöllampe. Lautlos lief sie darauf zu, hielt inne, kniff die Augen zusammen und rief leise: »Deb-Lu!«
    »Ja, meine liebe Silda. Ich bin es. Wir haben sehr wenig Zeit. Drak ...«
    Silda spürte, wie sich ihr Herz verkrampfte. »Was ist mit Drak?«
    »Er braucht deine Hilfe. Du hast ihn gegen die Klansleute verteidigt und hättest dabei dein Leben geopfert. Der Herrscher gebrauchte sein Können mit dem Krozair-Langschwert durch meine Kunst der Gladiomanzie. Du erinnerst dich, Silda, wie es damals war in Ithieursmot in Nord-Jevuldrin?«
    »O ja.«
    Deb-Lu-Quienyin, ein legendärer mächtiger Zauberer aus Loh, stand nicht wirklich im Garten von König Voduns Villa in Rashumsmot. Vielmehr konnte er sich überall in Vallia aufhalten. Obwohl hier die Schwärze einer Ein-Mond-Nacht herrschte, zeigte er sich im Licht seiner Lampe, in seiner schlichten Robe mit dem komischen alten Turban, der ihm immer wieder über ein Ohr rutschte.
    Silda hatte nebenbei mitbekommen, daß die beiden Zauberer aus Loh ihre thaumaturgischen Kräfte zum Schutz ihrer Kameraden einsetzten. Sie hatte sich bisher keine großen Gedanken darüber gemacht. Eindringlich redete Deb-Lu-Quienyin auf sie ein.
    »Ich will versuchen, dich zu lenken, Silda. Der wahnsinnige Alloran hat Drak entführt. Er soll geopfert werden, dabei sind Zauberkräfte im Spiel. Meine Künste, was immer sie bewirken können, stehen dir zur Verfügung. Aber ich muß durch einen ... ach, lassen wir das jetzt. Wähle das fünfte Fenster vom rechten Ende der Villa und mach es auf. Und zwar schnell, Silda!«
    »Ja, ja. Es soll geschehen. Drak ...«
    »Bei Hlo-Hli, Silda! Lauf!«
    Die gespenstische Begegnung, die Durchsichtigkeit des Zauberers, der sich selbst mit Hilfe seines Kharma über unzählige Meilen hinweg durch die dünne Luft projizierte – dies alles durfte sie nicht irremachen. Sie hastete durch die Nacht, rief ihre Helfer mit leiser, durchdringender Stimme. Die Gestalten kamen vorsichtig zum Vorschein und schauten in alle Richtungen. Sie sahen den Zauberer aus Loh nicht.
    An der Hausmauer angekommen, sagte Silda ungeduldig: »Brecht das fünfte Fenster von rechts auf. Schnell!«
    »Moment mal!« widersprach Kando und stand auf. Er hatte sich am ersten Fenster zu schaffen gemacht. »Wieso ...?«
    »Wir haben keine Zeit zum Streiten. Das fünfte Fenster.«
    Der Geschickte Kando sah ein, daß das Mädchen es ernst meinte. Ein Fenster oder das nächste – was machte das für einen Unterschied? Er befahl seinen Helfern, einen Weg ins Haus zu bahnen. Es dauerte nicht lange, bis sie die Gitterstäbe herausgelöst und ein Seil in die Öffnung gehängt hatten – und plötzlich waren alle Blicke auf Silda gerichtet. Sie zögerte nicht. Sie umfaßte das Seil, schob die Füße in die rutschenhafte Öffnung und ließ sich hinabgleiten. Dunkelheit und Gestank überfielen sie, als wäre sie in Cottmers Höhlen gelandet.
    »Sie sollen warten«, flüsterte Deb-Lus Stimme.
    Sie rief in die Öffnung hinauf: »Wartet!«
    Eine neue Stimme – leise, heiser – fragte: »Was? Wer ist da?«
    »Wir sind gekommen, um dich zu retten. Dafür erbitten wir einen Gefallen«, sagte Deb-Lus gespenstische Erscheinung, die schwach sichtbar geworden war. Offenbar hatte er die Lampe herumgedreht, damit sein kluges, freundliches Gesicht von unten angestrahlt wurde und einen Ausdruck der Allmächtigkeit annahm. Plötzlich sah er gar nicht mehr aus wie der fröhliche, etwas zerstreute alte Knabe, den Silda kannte und liebte. Plötzlich war sein Äußeres viel näher an der Wirklichkeit – er sah aus wie einer der mächtigsten Zauberer auf ganz Kregen.
    »Ich bin angekettet und kann mich kaum rühren ...«
    »Man wird dich bald freilassen.

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