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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vorsicht. Wo es solches Wild gibt, da kann man auch leicht größeren Raubtieren begegnen, die wir aber“ – fügte er lächelnd hinzu – „keineswegs fürchten. Seit Buenos Aires habe ich keinen Jaguar gesehen, und der dort in der Arena war ein feiger Bursche.“
    Man entsattelte die Pferde und gab sie zum Weiden frei. Dann wurden zwei Abteilungen gebildet, deren größere dem Fischfang obliegen sollte, während die kleinere mit Hammer ging, um nach dem Waffendepot zu suchen, welches hier wahrscheinlich auch vorhanden war. Gerade die große Üppigkeit der Vegetation erleichterte die Nachforschung. Auf dem Versteck war sie jedenfalls nicht vorhanden, und so kam es, daß dasselbe sehr bald gefunden wurde, obgleich die Oase, welche der See mit seiner grünen Umgebung in der Wüste bildete, weit größer war als diejenigen, in denen man bisher gelagert hatte. Die heimliche Niederlage wurde in der bereits beschriebenen Weise geöffnet, ihrer Vorräte beraubt und dann wieder zugemacht.
    Nun hatte man drei solcher Arsenale entleert, und die Waffen und Munitionsvorräte, welche man infolgedessen jetzt besaß, konnten nur auf die unbequemste Weise noch weiter mitgeführt werden. Es mußte den Pferden schwerfallen, das alles nebst den Reitern zu tragen. Wenigstens war an einen Ritt von derselben Schnelligkeit wie bisher nicht mehr zu denken.
    Der heutige Fischzug war auch ein ergiebiger, doch wurden nur die größten und besten Fische den Netzen entnommen; die anderen gab man in den See zurück, da man von nun an auch auf anderes Fleisch rechnen konnte. In dieser Beziehung von den anderen befragt, erklärte der Vater Jaguar: „Es fliegen hier zahlreiche Kolibris, welche gewöhnt sind, von Blüte zu Blüte zu gaukeln. Sie unternehmen zwar im Herbst und Frühling weitere Reisen, fliegen da aber nur durch Gegenden, in denen sie Nahrung finden. Außer diesen Vögeln gibt es hier Vierfüßler, welche selten oder nie in die Wüste gehen und sich meist in dichten Waldungen aufhalten. Aus diesem Grund steht zu erwarten, daß wir das öde Sandland hinter uns haben. Wenn auch nicht sofort Waldland folgt, so dürfen wir wenigstens auf grasigen und wohl gar blühenden Campo rechnen. Señor Morgenstern und Kiesewetter haben von unseren Feinden gehört, daß man über die Fisch-, Blutegel-, Krokodils- und Zwillingsquelle muß, um nach dem Palmensee zu gelangen. Wir haben diesen See also jetzt vor uns, und da aus den vorhin angeführten Gründen uns Waldland nahe liegt, so ist daraus zweierlei zu schließen, nämlich erstens, daß wir nicht anderthalb Tagereise mehr brauchen, um den Palmensee zu erreichen, und zweitens, daß derselbe sich nicht im offenen Land, sondern im Wald befindet.“
    „Dann heißt es, doppelt Achtung geben und vorsichtiger sein als bisher“, antwortete Geronimo.
    „Warum das?“ fragte El Picaro. „Meinst du etwa, daß wir wieder Blutegel finden werden?“
    „Laß den Scherz! Wir haben Veranlassung, ernst zu sein. Du hast doch gehört, daß Kapitän Pellejo die Soldaten nach dem Palmensee beordert hat. Vielleicht befinden sie sich schon dort, wenn wir kommen. Entdecken wir sie aber nicht zur rechten Zeit, so können wir von ihnen ganz unversehens überfallen werden.“
    „Wären sie schon dort, so hätten wir das allerdings zu befürchten“, fiel der Vater Jaguar ein; „ich bin aber überzeugt, daß sie noch nicht angekommen sind.“
    „Aus welchem Grund?“
    „Weil sie zu weit haben.“
    „Das glaube ich nicht. Wenigstens haben sie nicht weiter als wir. Seit dem Zusammentreffen an der Fischquelle sind nun fünf Tage vergangen. Diese Zeit reicht sehr gut aus, um von Matara, Cachipampa oder gar Miravilla nach der Gegend zu kommen, in welcher unserer Vermutung nach der Palmensee zu suchen ist.“
    „Ganz richtig! Aber du mußt bedenken, daß dies nicht die einzigen Orte sind, von woher wir Soldaten zu erwarten haben. In Cruz grande und ganz besonders in Candelaria stehen auch welche, und diese haben einen längeren Weg zurückzulegen, als derjenige ist, den wir glücklicherweise bereits hinter uns haben.“
    „So kommen diese vielleicht später; die anderen aber, die ich vorhin nannte, sind schon da.“
    „Nein, eine solche Disposition trifft kein Offizier. Es wird dem Kapitän nicht einfallen, in einer so einsamen Gegend, welche noch dazu in der Nähe der feindlichen Grenze liegt, die einen auf die anderen warten zu lassen. Er hat jedenfalls die Ausmarschbefehle so gegeben, daß die einzelnen

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