3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)
mit Aperitif, Rotwein und - natürlich - Pasta, diesmal mit Bolognese! Und siehe da, je mehr wir trinken, desto besser klappt es auch irgendwie mit der Verständigung. Zum Abschluss gibt’s noch wunderbaren Käse und heute Abend fühl ich mich trotz Sprachbarrieren wie im Himmel!
Fazit des Tages: Mit Engeln gibt es keine Sprachprobleme!
Donnerstag, 29. Mai, 17. Tag:
Autigny - Bressonaz, 29 km
Heute darf’s mal wieder ein bisschen mehr sein. Selbstverständlich lasse ich mir vor meinem Aufbruch aber wieder wie üblich jede Menge Zeit. Das Frühstück, das übrigens ebenfalls bis Santiago nicht mehr übertroffen werden soll, ist das Beste bisher, sucht wirklich seinesgleichen und lässt, mal abgesehen von Nutella, wirklich keinen Wunsch offen. Marie Rose verwöhnt mich sogar mit preisgekröntem französischen Käse, der es sogar schon bis auf die Tafel des Elysee Palastes geschafft hat.
Weil mich spätestens jetzt mein Gew issen einholt und ich mich doch schäme, gestern bei meiner Ankunft den Übernachtungspreis heruntergehandelt zu haben, möchte ich nun doch den vollen Preis, nämlich 40,-- anstatt 30,-- Franken für die Übernachtung zahlen, aber Marie Rose weigert sich entschieden. In der Jugendherberge in Freiburg hatte ich 45,-- (!) Franken bezahlt. Was für ein Vergleich. Es hätte genau umgekehrt sein müssen. Natürlich versuche ich gerade bei den Übernachtungen so viel wie möglich zu sparen, weil ich ja noch eine Weile unterwegs sein werde und die Schweiz eben echt ins Geld geht, aber ich wusste ja vorher nicht, was mich hier bei Marie Rose erwartet.
Als ich dann gegen späten Vormittag mit übervollem Magen, Proviant für 3 Pilger und frisch gewaschener Wäsche loslaufen will, entdecke ich in der offen stehenden Scheune neben dem Haus zahlreiche mit Spinnweben dekorierte Wanderstöcke, die Marie Roses verstorbener Mann noch zu seinen Lebzeiten geschnitzt hatte. Ich frage sie , ob ich ihr einen abkaufen kann, aber bekomme, wie hätte es anders sein sollen, einen geschenkt und nicht nur mein neuer Wanderstock, sondern auch ich bekommen von Marie Rose vor dem herzlichen und etwas schweren Abschied ein Küsschen mit auf die lange Reise.
Der Weg wird dann leider nicht so spektakulär wie die Gastfreundschaft von Marie Rose, ist aber gut zu laufen. Habe sogar mit Leni und Kathi vom Starnberger See für eineinhalb Stunden zwei Weggefährtinnen und mir wird bewusst, wie sehr ich mich wieder nach einem dauerhaften Weggefährten sehne von einem Format, wie Harald es war.
Knapp 13 der 17 Tage , die ich unterwegs bin, war ich bisher alleine und ich bin mal gespannt, wann die ständige Einsamkeit endlich ein Ende hat und ich mal wieder einen Weggefährten für mehr als nur ein paar Tage haben werde. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwann nicht mehr ständig alleine unterwegs sein werde und diese Tatsache macht mir Mut, aber ob und für wie lange ich vielleicht mal einen Weggefährten finden werde, diese Frage bleibt spannend.
Es muss nämlich nicht nur die Chemie stimmen, sondern auch der R hythmus. Am Abend erreiche ich Bressonaz, wo mich Marie Rose am Morgen telefonisch angekündigt hatte. Das neue Doppelhaus scheint verwaist und erst nach mehrmaligem Rufen hört mich der Bewohner der einen Hälfte, von dem ich den Schlüssel für die andere Hälfte bekomme. Nachdem ich die letzten 4 Tage tagsüber alleine war, hatte ich wenigstens abends das Glück, Gesellschaft zu haben. Dieses Glück habe ich heute leider nicht.
Fazit des Tages: Manche Erlebnisse geben einem viel Kraft!
Freitag, 30. Mai, 18. Tag:
Bressonaz - Lausanne, 24 km
Von Brötchen zum Aufbacken bis zum löslichen Kaffee finde ich an diesem Morgen alles, um mir mein Frühstück selbst zu machen. Das Frühstück und das neue Haus, in dem die Appartements für die Pilger untergebracht sind, sind der krasse Gegensatz zu der Herberge von Marie Rose. Etwas steril, zwar zweckmäßig und nett, aber ohne wirklichen Charme und erst recht ohne Seele. Daran ändert auch die perfekte Lage direkt am Jakobsweg nichts.
Diesmal bin ich froh, gehandelt zu haben. Eigentlich kostet ein Bett inklusive Frühstück 45,-- SFR, aber da ich in meinem Schlafsack auf einer Liege schlafe und keine Bettwäsche benutze, zahle ich nur 25,-- SFR. Kurz vor meinem Aufbruch lerne ich dann doch die Gastgeberin kennen. Sie ist sogar so nett und gibt mir noch eine
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