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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
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unterstützt von zunehmender Erschöpfung, in einen ähnlich trostlosen Zustand. Der Weg ist lang und anstrengend. Durch den Dauerregen der letzten Tage haben sich die meisten Wege, besonders Waldwege, in Schlammpfade verwandelt und ich stapfe mehr durch Morast, als gut voran zu kommen.
     
    Sicher sind das die schöneren Wege, aber wenn ich kaum vorwärts komme, weil ich im Schneckentempo durch knöcheltiefen Schlamm waten und ständig aufpassen muss nicht auszurutschen, wobei mir der Pilgerstab als drittes Standbein immer hilfreicher wird, und dann auch noch in einem Waldstück von Mücken regelrecht attackiert und aufgefressen werde, verliert man irgendwann die Lust.
     
    N atürlich wird es heute auch wieder schön steil und ich bin heilfroh, als ich endlich in Chaumont ankomme. In der Gite d’Etappe (so heißen die Pilgerherbergen in Frankreich) bin ich zum Glück nicht alleine und nach Körper und Wäsche waschen gehe ich mit den zwei Schotten und dem Österreicher im Restaurant nebenan zum Abendessen. Das Restaurant gehört zur Gite und es gibt dort für 15,-- Euro ein gutes 4-Gänge-Pilgermenu, das ich mir heute verdient habe.
     
    In der Nacht erreichen die Tem peraturen fast den Gefrierpunkt, jedenfalls fühlt es sich für mich so an, als ich zitternd vor Kälte aufwache und zur Toilette gehe, die sich in dieser Gite leider draußen befindet. Ich zittere dermaßen, dass ich mich echt anstrengen muss, die Schüssel zu treffen und ich wünsche mir meinen alten Schlafsack zurück. Mit einer zusätzlichen Decke aus der Gite und in voller Montur im Schlafsack überstehe ich die nasskalte und ungemütliche Nacht dann aber doch ohne zu erfrieren.
     
     
     
    Fazit des Tages: Liebe Sonne, lach doch wieder…!
     
     
     

Freitag, 6. Juni, 25. Tag:
     
     
     
Chaumont - La Cote, 17 km
     
     
     
    Der heutige Tag ist kaum erwähnenswert. Viel wärmer, als in der Nacht wird es irgendwie nicht, und ich laufe ein paar Stunden mit den beiden Schottten Gordon und Jimmy. Gordon, der so eine Art Pflanzenkunde studiert, will auch bis nach Santiago pilgern, sein Bruder Jimmy hat aber leider nur 2 Wochen Zeit. Unterwegs erklärt mir Gordon ein paar Pflanzen am Wegesrand, z.B. welche essbar sind.
     
    Super ! Wenn ich also blank bin, werde ich Vegetarier und fange an, Blumen zu essen. Aber bei der ungeheuren Energie, nach der der Körper ständig verlangt, ist es kaum vorstellbar, nur vegetarisch unterwegs zu sein. So ein gutes Stück Fleisch ist doch ab und an was Feines. In Frangy, dem nächsten Ort, trennen sich erst mal unsere Wege. Ich will ein paar Besorgungen machen und zur Post gehen, um noch ein Paket nach Hause zu schicken.
     
    Durch Philippes Geschenk habe ich ja jetzt zwei T-Shirts zu viel und ich will mich auch von meinem albern großen Badetuch trennen. Bis zum nächsten Strand sind’s ja noch ein paar Kilometer und bis dahin reicht mir auch ein kleines, das immerhin 200 anstatt 700 Gramm wiegt.
     
    Insgesamt kriege ich wieder ein knappes Kilo zusammen. Hört sich nicht viel an, aber je weiter ich laufe, desto mehr spüre ich auch jedes überflüssige Gramm.
     
    Als ich Frangy ver lasse, gesellt sich mal wieder, man könnte es fast erraten, mein geliebter Dauerregen zu mir. Deshalb sehe ich schon bald wieder aus wie ein Schwein, das sich ordentlich im Schlamm gesuhlt hat. Am Abend hole ich kurz vor La Cote Gordon und Jimmy ein.
     
    Wir haben eine Gite für uns alleine, kochen und essen gemeinsam zu Abend. Gut, dass ich heute nur 17 km gelaufen bin, nach der anstrengenden Etappe von gestern und dem Scheiß-Wetter heute (momentan gibt es kein anderes Wort für dieses “Sommerwetter”). 
     
     
     
    Fazit des Tages: …alle warten ja auf dich, und ich sing dir frohe Lieder, liebe Sonne, schein für mich…!
     

Samstag, 7. Juni, 26. Tag:
     
     
     
La Cote - Channaz, 22 km
     
     
     
    Nach unserem Aufbruch wandern wir die ersten paar Kilometer zusammen. Später trennen sich dann aber unsere Wege, weil ich im Gegensatz zu ihnen einfach keine Lust und Nerven mehr habe, mich durch fast unbegehbare Schlammwege zu kämpfen und einfach mal vorwärtskommen will. In den Wanderführern sollte erwähnt werden, dass einige Wege nach Dauerregen einfach nur mühselig und unsinnig zu laufen sind.
     
    Nachdem ich also einige Kilometer auf Bundesstraßen zurückgelegt habe, was mit den vorbeirau schenden Autos und LKW auch irgendwann keinen Spaß mehr macht, riskiere ich dann doch nochmal, den eigentlichen

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