3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)
Setoux. Die Landschaft ist dafür wieder atemberaubend schön und vor allem das Traum-Panorama kurz vor meinem heutigen Ziel ist eines der schönsten bisher!
Vorher laufe ich stundenlang durch endlose Wälder, aber ich habe mich heute besser vorbereitet und entsprechend Proviant eingepackt. Ich kann die Menschen, denen ich begegne, an einer Hand abzählen, also freue ich mich umso mehr, dass auch Alois aus Österreich, Arnold aus der Schweiz und Carlo aus Italien, denen ich gestern schon in der Gite in St. Julien begegnet war, auch heute wieder dasselbe Etappenziel haben und in Les Setoux in der selben Gite übernachten. Sie sind auch heute wieder viel früher als ich losgelaufen und angekommen.
Die Gite ist zwar sehr neu und modern, aber hier ist anscheinend der Monat und nicht die Außentemperatur entscheidend dafür, ob die zentral geregelten Heizungen angestellt werden oder nicht. Da ich nicht wie meine drei Zimmergenossen Halbpension wollte, weil ich ja genug Proviant dabei habe, wird es bei saukalten 13 Grad Zimmertemperatur ein ziemlich ungemütliches Abendessen und ich bin schnell im Bett verschwunden.
Fazit des Tages: Warme Gedanken machen!
Montag, 16. Juni, 35. Tag:
Les Setoux - Tence, 25 km
Auch heute Morgen spart der Besitzer der Gite an den Heizkosten. Die Heizung bleibt aus und das Thermometer bei 13 Grad stehen. Immerhin sind das stolze drei Grad mehr als die Außentemperatur und es ist trocken. Regen und zehn Grad sind nämlich das, was mich draußen erwarte, und ich weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es, abgesehen von vielleicht 30 Minuten, für die nächsten acht Stunden dabei bleiben soll.
Wegen des Dauerregens ist der offizielle Weg wieder in einem sehr schlechten Zustand und weil ich nach ein paar Stunden Schlammschlacht die Nase wieder voll habe, pilgere ich für einige Kilometer auf der Land-/ später Bundesstraße weiter. Ich will ja vor Weihnachten in Santiago ankommen. Ab Montfaucon gebe ich dann dem Camino nochmal eine Chance.
Der Regen und einige fiese Steigungen machen die Tour heute wieder zu einer Tortur, also entscheide ich unterwegs, mich in Tence mit einem Hotel inklusive Halbpension zu belohnen! 2 km vor Tence komme ich an einer Gite vorbei, die nur 16,-- Euro inklusive Frühstück kostet und mich in Versuchung führt 14,-- Euro zu sparen. Dafür müsste ich auf ein warmes Abendessen verzichten, obwohl es zwar eine Küche gibt, ich aber nichts zum Kochen eingekauft habe, und außerdem auf ein eigenes Zimmer mit Doppelbett.
W eil ich mir aber heute eine Belohnung für meinen Regen-Dauerlauf verdient habe und ich mich nach einem warmen Abendessen sehne, entscheide ich mich dann aber schnell gegen die Gite und für das Hotel. Was ich für 14,-- Euro mehr bekommen werde, rechtfertigt sicher den Preis und man muss sich ja auch mal was gönnen! Für 30,-- Euro bekomme ich in dem einfachen, aber sauberen und charmanten Hotel ein Einzelzimmer mit Doppelbett und Fernseher sowie ein üppiges und gutes Abendessen mit den in Frankreich üblichen vier Gängen, Rotwein und Wasser.
Eine Gemeinschaftsdusche auf der Etage ist mir dabei heute lieber als ein Gemeinschaftsfernseher, denn nach dem Abendessen genieße ich den Rest Wein und den Nachtisch im Bett und der Abend wird durch ein Ballack-Traumtor gegen Österreich und den Einzug der Deutschen Elf ins Viertelfinale der EM gekrönt.
Fazit des Tages: Fußball vom Kingsize-Bett aus mit vollem Magen, Rotwein und Eis, sind paradiesisch und können so einiges wieder gutmachen. Ob das wohl auch so gewesen wäre, wenn Deutschland nicht gewonnen hätte?
Dienstag, 17. Juni, 36. Tag:
Tence - Queyrieres, 22 km
Nach dem gestrigen Verwöhnabend geht es mir heute, nach einem selbstverständlich wieder sehr ausgiebigen Frühstück, echt gut und es wird ein schöner Tag. Heute ist das Wetter der krasse Gegensatz zu gestern: Es regnet ungefähr so oft wie gestern die Sonne geschienen hat, also sehr wenig. Nach einer recht humanen Steigung erreiche ich den mit 1.276 Metern höchsten Punkt der Via Gebennensis, also den ersten Teil des französischen Jakobsweges zwischen Genf und Le Puy, und ich frage mich völlig entsetzt, ob es, wenn dies nur der höchste Punkt der Via Gebennensis war, auf der ab Le Puy folgenden Via Podiensis einen noch höheren Punkt gibt!
Auf dem Weg nach oben habe ich übrigens, wenn auch von
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