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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
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wird der nächste ganz große Gänsehautmoment seit dem ersten Blick auf den Genfer See leider sehr laut, aber trotzdem irgendwie magisch.
     
    A uf dem Montjoie, dem Berg der Freude, sehe ich zum ersten Mal, wie schon viele Pilger Jahrhunderte vor mir, zwei der drei auf Basaltspitzen erbauten Wahrzeichen von Le Puy: Die 16 Meter große rosafarbene Madonna mit ihrem Jesuskind und die Kapelle Saint Michel d’Aiguilhe (heiliger Michael auf der Nadel).
     
    W ieder steigen mir Tränen in die Augen, als ich stehenbleibe und den Moment auf mich wirken lasse. Wenn ich jetzt bei so etwas schon sentimental werde, wie soll es dann erst in Santiago de Compostela beim Anblick der Kathedrale werden? Aber ich bin eben stolz, sowohl von der französischen als auch von der gesamten Strecke schon ein Drittel, also 350 bzw. 800 Kilometer, geschafft zu haben.
     
    Als ich endlich in die Altstadt von Le Puy hochgeklettert bin, gehe ich zum Pilgerempfang, wo ankommende Pilger wirklich gebührend empfangen werden. Jeden Abend bekommen sie dort von einem sehr eifrigen Pilgervater nicht nur ihren Stempel, sondern auch noch ein oder zwei Gläschen Wein und können sich in ein Pilger-Gästebuch eintragen. Kaum habe ich das erste Glas Wein getrunken, wird mir schon nachgeschenkt, also habe ich schon fast einen sitzen, als ich noch bis zur Kathedrale laufe, um dort ganz für mich meine Ankunft in Le Puy zu feiern.
     
    I n der Unter- bzw. Neustadt habe ich mir zur Feier des Tages an einer Tankstelle noch eine Dose Bier geholt (nicht dass ich doch noch…, na ja, warten wir’s mal ab) und kurz bevor ich die Kathedrale erreiche, ich habe unheimliche Lust auf eine gedrehte Zigarette, sitzt auf einer Mauer wie bestellt ein Franzose mit Tabak.
     
    Gerne überlässt er mir seinen Tabak und seine Blättchen, damit ich mir eine drehen kann, und so feiere ich, zwischen Kathedrale und rosafarbener Marienstatue auf Pflastersteinen, mit Kippe, Dosenbier und mittlerweile leicht angetrunken, meine Ankunft in Le Puy.
     
    Als das Bedürfnis nach einer Dusche dann doch größer wird als das nach Wein oder Bier, folge ich dem Tipp der beiden jungen Franzosen (junge Pilger!!!), die ich beim Pilgerempfang kennengelernt habe, und checke in der nicht weit entfernten Accueil Jacquaire ein, die mitten in der mittelalterlichen Altstadt von Le Puy liegt. Schlagartig bin ich wieder nüchtern durch den Empfang, der mir dort bereitet wird und der seinesgleichen sucht. Als ich die Küche der Herberge betrete, die auch die “Rezeption” ist, sitzen dort drei Damen, die, wie in den Gites üblich, als Freiwillige die Gite für zwei Wochen leiten.
     
    Kaum bin ich durch die Türe getreten, springt eine der Damen auf, breitet ihre Arme aus und kommt wiegenden Schrittes auf mich zu, während sie einen berühmten französischen Chanson von Edith Piaf singt, ’Allez venez, milord’, was ja sinngemäß nichts anderes heißt als “Kommen Sie herein, mein Herr!”
     
    Ich bin heute also zum ersten Mal nicht nur platt von der Etappe , sondern auch von diesem Empfang, und kann es nicht fassen, so unglaublich herzlich begrüßt zu werden.
     
    Der Name der wunderbaren Chansonniere ist Mary Ellen. Sie stammt aus North Carolina (USA) und auch, wenn sie locker meine Mutter sein könnte, bin ich auf Anhieb verliebt und werde noch im Verlauf meines Aufenthaltes in Le Puy spüren, dass so etwas wie eine dieser seltenen Seelenverwandtschaften zwischen uns herrscht.
     
    I hre beiden ebenfalls sehr netten und etwas schüchterneren Kolleginnen Marie Antoinette und Micheline kommen beide aus Frankreich.
     
    Nachdem sie mich mit der Hau sordnung vertraut gemacht haben und ich meine Kammer bezogen und geduscht habe, begebe ich mich wieder zurück in die Küche, koche mir (na, was wohl?) Nudeln und verbringe mit den drei Damen der Gite einen sehr schönen Abend.
     
     
     
    Lied des Tages: Allez venez, Milord!
     
    Fazit des Tages: Ich bin in Le Puy, das ist verdammt geil!
     
     
     

Donnerstag, 19. Juni, 38. Tag:
     
     
     
Lauffrei & Sightseeing in Le Puy!
     
     
     
    Le Puy ist eine der schönsten Städte des gesamten Jakobsweges und die drei Damen der Gite wunderbare Gastgeberinnen, also bin ich froh, bis Le Puy mit meinem lauffreien Tag gewartet zu haben. Ausnahmsweise darf ich in der Gite eine zweite Nacht verbringen, was normalerweise, wie in anderen Herbergen auch, nur dann erlaubt ist, wenn man krank oder verletzt ist.
     
    Besonders der auf Anhieb gute Draht zu Mary Ellen

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