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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
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ist.
     
    Während sich Zoe also in die Küche begibt , um unser Abendessen zuzubereiten, begebe ich mich in die Waschküche und gönne unserer Wäsche mal wieder ein Vollbad in einer ausgewachsenen Waschmaschine inklusive Trockner!
     
    Komm t mir schon fast so vor, als wären Zoe und ich ein altes Ehepaar.
     
     
     
    Fazit des Tages: Ich mutiere langsam zum Schaf!
     
     
     

Mittwoch, 9. Juli, 58. Tag:
     
     
     
Cahors - Lascabanes, 22 km
     
     
     
    Zoe und ich verabreden uns für den Abend in Lascabanes, denn ich möchte mir noch die mit 20.000 Einwohnern für unsere Verhältnisse schon fast riesige Stadt anschauen und ein Internet-Cafe suchen, um ein paar E-Mails zu schreiben. Obwohl sie ja eigentlich nicht wirklich besonders groß ist, empfinde ich das Treiben in der Stadt als sehr hektisch und ich komme mir vor wie einer Millionenmetropole.
     
    Wenn man wochenlang durch ländliche Gegenden wandert und nur durch kleine Dörfer kommt , ist es vielleicht auch kein Wunder, dass einen eine solche Stadt schon verstört. Die Altstadt mit der Kathedrale Saint Etienne, die über eine ungewöhnliche Kuppelarchitektur verfügt, ist zwar sehr sehenswert, aber natürlich lange nicht so schön wie Conques oder Figeac. Cahors liegt am Fluss Lot, der in den letzten Tagen unser ständiger Begleiter war und der übrigens auch Namensgeber für das Departement ist, durch das wir gerade laufen.
     
    Erst gegen 13:00 Uhr führt mich der Weg über die Pont Valentre, eine fantastische Brücke aus dem 14. Jahr-hundert mit drei befestigten Türmen, aus der Stadt heraus. Zu Recht gilt sie als eine der schönsten befestigten Brücken des Mittelalters und ich komme aus dem Staunen nicht heraus.
     
    Besser kann sich eine Stadt nicht von ihren Pilgern verabschieden und nach einem sehr steilen kurzen Anstieg hat man noch einmal einen schönen Blick auf Cahors und die Brücke. Ich laufe die Strecke in zwei Abschnitten: Die erste ist mit drei Steigungen und zwei Abstiegen und weil sich die Sonne so langsam von ihrer erbarmungslosen Seite zeigt, sehr anstrengend, die zweite dann zum Glück nur noch anstrengend wegen der brutalen Hitze.
     
    Kurz vor Lascabanes verpasse ich eine Abzweigung und drehe ers t mal eine Ehrenrunde von gut und gerne drei Kilometern.
     
    Obwohl ich einen Kompass dabei habe und mir die Richtung des in Sichtweite liegenden Dorfes komisch vorkommt, bin ich zuerst sicher , dass es Lascabanes ist. Als dann endlich das Ortsschild in Sichtweite und mir klar ist, dass ich doch in die falsche Richtung gelaufen bin, schimpfe ich wie ein Kesselflicker.
     
    Wie schon erwähnt, gibt es diesen Moment, wo man sich nur noch danach sehnt anzukommen, zu duschen und zu essen , und wenn sich die Ankunft durch einen kurzen Moment der Unachtsamkeit noch weiter hinauszögert, kann man schon mal wütend werden. Vor allem, als ich an der Weggabelung feststelle, dass es nur noch 500 Meter bis zur Gite gewesen wären.
     
    Die Gite ist dafür dann sehr schön, aber ihre Besitzerin nicht besonders gastfreundlich. Vielleicht hat sie sich ja auch verlaufen oder aus einem anderem Grund einen schlechten Tag. Zoe und ich kommen wieder in den Genuss eines Zimmers für uns alleine und der Abend wird im Garten der Gite unter großen alten Bäumen mit schönem Sonnenuntergang und Blick auf Tabakfelder sehr schön.
     
     
     
    Fazit des Tages: Wer nie den Weg verlor, weiß den Wegweiser nicht zu schätzen.
     
    Begegnung des Tages: Erste k urze Begegnung mit Jean Marie in Cahors!
     
     
     

Donnerstag, 10. Juli, 59. Tag:
     
     
     
Lascabanes - Lauzerte, 23 km
     
     
     
    Zoe startet wieder sehr früh, gegen 07:00 Uhr, was mir, als bekennendem Langschläfer zu früh ist. Ich lasse mir wieder Zeit und starte erst gegen 09:30 Uhr. Der Tag fängt toll an! Zuerst trete ich in einen riesigen Haufen Hundescheiße, den wahrscheinlich auch ein Blinder gesehen hätte, dann, als ich die Scheiße in einem kleinen Bach wenigstens so gut es geht abspülen will, versinke ich bis zum Knöchel mit eben diesem rechten Schuh im Schlamm, der eigentlich einen trittfesten Eindruck auf mich gemacht hatte.
     
    Der Schlamm läuft mir fast in den Schuh , und jetzt ist mir im wahrsten Sinne des Wortes alles scheißegal. Ich lasse den Schuh einfach, wie er ist und leihe mir ein paar Kilometer später, als ich die graubraune Kruste schon fast liebgewonnen habe, kurz mal einen Gartenschlauch aus. Der Weg selbst wird wieder sehr anstrengend und der Sonne ist das auch

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