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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kamps
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begreifen, dass ich das alles zu Fuß geschafft habe.
     
     
     
    Fazit des Tages: Jetzt geht’s über die Pyrenäen und dann sind wir in Spanien!!!
     
     
     

Samstag, 26. Juli, 75. Tag:
     
     
     
Ruhetag in Saint Jean Pied de Port
     
     
     
    Wurde auch wirklich mal wieder Zeit für einen Ruhetag! Den letzten hatten wir in Moissac und seitdem sind wir 325 Kilometer in den letzten 13 Tagen gelaufen, also haben wir ihn uns echt verdient! Bis Moissac hatte ich meinem Körper einen Ruhetag pro Woche gegönnt, aber weil ich mit Jean Marie laufen wollte, hatten wir uns darauf geeinigt, erst wieder in St. Jean Pied de Port einen Ruhetag einzulegen.
     
    In der kleinen und sehenswe rten Stadt am Fuße des Passes (die Übersetzung von Pied de Port!) über die Pyrenäen gibt es in der Pilgerhochsaison wahrscheinlich genauso viele Pilger wie Einwohner und entsprechend viel ist los in den Straßen. Ich gehe in das Pilgerbüro, um mich nach einem Schuster zu erkundigen, weil ich immer noch seit Le Puy meine Schuhe neu besohlen lassen will, was nur machbar ist, wenn ich mindestens einen Pausentag einlege.
     
    In Le Puy gab es zwar einen Schuster, aber er hätte mindestens zwei Tage gebraucht und einen Wucherprei s verlangt (ich will ja nur eine neue Sohle, keine neuen Schuhe!), in Aumont Aubrac und Conques gab es jeweils keinen Schuster und in Moissac hätte es der Schuster auch nicht bis zum folgenden Tag geschafft. Hier bin ich aber sehr optimistisch, dass es in einem für Pilger so wichtigen Ort ganz sicher nicht nur einen Schuster gibt und ich ganz sicher endlich zu meinen neuen Sohlen komme.
     
    Im Pilgerbüro erfahre ich aber, dass der einzige Schuster im Ort vor einer Woche gestorben ist! Ich kann es nicht glauben, aber eine höhere Macht scheint verhindern zu wollen, dass ich zu meinen neuen Sohlen komme! Welche Schuhgröße ich denn habe, werde ich gefragt und bekomme, nachdem ich geantwortet habe, ein paar Wanderschuhe entgegengehalten, die sehr hochwertig sind, so gut wie neu und von einem Pilger als Spende für einen anderen Pilger zurückgelassen wurden.
     
    Auf den ersten Blick scheinen sie zu passen und das erste Gefühl nach dem Anziehen ist nicht schlecht. Nur der kleine Zeh von meinem linken Fuß stößt an und mag sich nicht recht wohlfühlen in den neuen Schuhen. Trotzdem nehme ich das Angebot an, sie einfach mal mitzunehmen und Probe zu laufen.
     
    Habe ja heute frei un d kann ja mal versuchen, sie einlaufen. Wenn sie passen sollten, könne ich sie gerne gegen eine Spende behalten. Später gehe ich zum Friseur, wo ich mir meinen Kopf bis auf einen Millimeter kahlscheren lasse, damit ich mir in Spanien und bis zum Atlantik keinen Kopf mehr über meinen Kopf machen muss. Neue Wandersocken gönne ich mir auch, weil ein Paar meiner zwei Paar Socken mittlerweile wie ein Schweizer Käse aussieht, und ein neues T-Shirt muss auch her.
     
    Die beiden T-Shirts, die ich ursprünglich dabei hatte, hatte ich ja kurz nach der Schweiz schon nach Hause geschickt, nachdem ich von Philippe kurz vor der französischen Grenze zwei neue geschenkt bekommen hatte. Da eines dieser T-Shirts weiß war und ich irgendwann feststellen musste, dass diese Farbe für den Camino absolut ungeeignet ist, hatte ich mir in Le Puy ein neues sandfarbenes T-Shirt gekauft.
     
    Jetzt habe ich von d em anderen auch die Nase voll, weil ich mittlerweile knapp sechs Kilogramm abgenommen habe und es mir einfach zu groß ist, was mit der Zeit nervt. Jean Marie und ich kaufen Proviant für die nächsten zwei Tage ein, weil es weder auf dem Weg über die Pyrenäen noch in der Pilgerfalle Roncesvalles eine Möglichkeit gibt, irgendwo Proviant herzubekommen.
     
    Nach dem Großeinkauf ist dann aber endlich Sightseeing angesagt. Wir besichtigen die Zitadelle, die sich mindestens seit 1191 über der Stadt erhebt und von der man einen wunderschö nen Blick auf die Pyrenäen hat. Im Gegensatz zu den vielen erst hier startenden Pilgern, erstarren wir nicht vor Ehrfurcht vor der morgigen Etappe, sondern freuen uns auf die Überquerung der majestätischen Pyrenäen. Gegen Nachmittag lassen wir uns durch die Straßen der Stadt treiben, die im 16. Jahrhundert wichtiger
     
    Schauplatz des Eroberungsfeldzuges der Krone Arragonien gegen Navarra war. Der kleine Zeh will sich nicht an den neuen Schuh gewöhnen, also bringe ich die Schuhe zurück ins Pilgerbüro, weil mir das Risiko zu groß ist. Auch wenn wir die zweite Nacht ohne Halbpension gebucht haben,

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