365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni
verdient?“, schnaubte er.
„Hmm“, Chris stütze das Kinn auf die Hand. „Einen bodenständigen Kerl, wie du einer bist. Einen, der sich nicht dauernd das Ego streicheln muss, indem er immer jüngere abschleppt. Einen, der zu schätzen weiß, was du ihm bietest.“ Sein Blick glitt betont langsam über seinen Körper.
Marcus verdrehte die Augen. Ja, mit Anfang dreißig war er gut in Form und von Natur aus athletisch gebaut. Aber darauf alleine kam es doch wohl nicht an.
Lautes Hämmern durchbrach die Stille. Chris seufzte hörbar auf. Das Schwärmen in dem Laut entging Marcus nicht, dafür kannten sie sich schon viel zu lange.
„Was ist daran schön, wenn einer Krach macht?“
Chris grinste süffisant. „Der, der ihn verursacht“, erwiderte er und nickte mit dem Kopf in Richtung der anderen Straßenseite.
Marcus sah sich nach dem Ursprung um, der nur vom Haus gegenüber kommen konnte. Seit ein paar Tagen stand dort ein Baugerüst. Das Haus bekam ein neues Dach und auf dem Gebälk saß einer. Marcus sah ihn nur von hinten und verstand augenblicklich Chris schwärmenden Ton. Der Kerl in den schwarzen Hosen arbeitete mit nacktem Oberkörper. Die Vormittagssonne hatte bereits Schweiß auf seine Haut gezaubert und das Muskelspiel bei jedem Hammerschlag war beeindruckend und sehr erotisch.
„Ein echtes Leckerchen, nicht?“ Chris gab ein schnurrendes Geräusch von sich, was Marcus ein Lachen entlockte.
„Tja, ist ja ganz nett, dass der am Samstag arbeitet und uns einen schönen Ausblick beim Frühstück beschert … aber ich glaube kaum, dass er sich auch nur die Bohne für uns interessiert.“
„Spielverderber!“ Chris zog eine Schnute. „Jammerschade, dass ich mich mit Nina und Caro verabredet habe. Jetzt entgehen mir zwei Prachtkörper …“
Marcus schätze die Komplimente seines Freundes, auch wenn er sich nicht wirklich viel daraus machte, zumal ihre Beziehung rein platonisch war. Vermutlich könnten sie sonst auch nicht zusammen wohnen.
Nachdem sich Chris verkrümelt hatte, blieb Marcus allein auf dem Balkon zurück. Er drehte seinen Stuhl ein Stück und sah dem Kerl auf der anderen Seite zu. Die gebräunte Haut verriet, dass er öfter oben ohne arbeitete. Er sah wirklich zum Anbeißen aus. Wenn er über das Gebälk lief, hatte er etwas Raubtierhaftes an sich. Er bewegte sich geschmeidig, schien selbstbewusst und Marcus beneidete ihn um die Schwindelfreiheit. Er selbst war weder höhentauglich noch handwerklich geschickt – musste er auch nicht sein, als Programmierer.
Er trank gemütlich seinen Kaffee und aß ein Brötchen, während er die nette Aussicht genoss. Unliebsame Bilder von Patrick und dessen gestriger Eroberung schoben sich in sein Gedächtnis. Krampfhaft versuchte er, sie zu vertreiben. Marcus gab Chris recht – dieser Kerl war einfach nicht gut. Und ehe sich Traurigkeit breitmachen konnte, sorgte der Zimmerer von gegenüber dafür, dass Marcus‘ Gedanken eine andere Richtung einschlugen. Er stand ganz oben auf dem Firstbalken und hob sich eine Wasserflasche an die Lippen. Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, goss er sich einen Teil des sicherlich kühlen Nass auf Gesicht und Kopf. In Rinnsalen liefen die Tropfen über seine Haut. Marcus schluckte schwer und konnte den Blick nicht lösen.
Als der dann den Kopf schüttelte und Wassertröpfchen aus den dunkelblonden Strähnen flogen, war es um Marcus geschehen. Nicht folgenlos … er spürte, wie ihm das Blut in die Lenden schoss. Automatisch legte er die Hand auf den Schritt und presste gegen seinen Halbsteifen – als ob der sich davon vertreiben ließe. Im gleichen Moment drehte der Zimmerer den Kopf und sah direkt zu ihm herüber. Marcus fühlte sich ertappt und zog die Hand weg. Sehr zu seinem Erstaunen schob der Kerl, der vielleicht zehn Meter Luftlinie von ihm entfernt war, die Brille auf die Stirn und zwinkerte ihm zu. Marcus fiel die Kinnlade runter.
Mr. Sexy setzte noch einen drauf, zog mit der Linken den Hammer aus der Schlaufe an seinem Gürtel und glitt mit der Rechten am Griff entlang. Die Wichsbewegung war eindeutig und trieb Marcus das Blut ins Gesicht. War das peinlich!
Betreten sah er weg. Flüchten kam nicht infrage. Stattdessen griff er zum O-Saft. Sicher, wenn der Kerl sie schon vorher gesehen hatte, wusste er offenbar, dass er es mit mindestens einem Schwulen zu tun hatte. Die Aufforderung – und das war eine gewesen – er solle sich doch einen runterholen, war nicht abschätzig gewesen. Kein
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