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365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni

365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni

Titel: 365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster , Sissi Kaipurgay , Nia White , Savannah Lichtenwald , Sophie R. Nikolay , France Carol
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Erik mit niemandem gesprochen, sondern lediglich Selbstgespräche mit dem augenscheinlich auch tauben Jack geführt. Er hatte schon längst nicht mehr damit gerechnet, dass dieser auch nur ein Wort von dem verstand, was er sagte.
    Es war ein seltsam einsames Fleckchen Erde hier. Kein Dorfbewohner hatte mit ihm das Gespräch gesucht, aber Erik hatte sich auch nicht darum bemüht. Es war, als befänden sich Tante Marys Haus und Garten unter einer Glasglocke, als wäre der Ort gefangen in einer Kristallkugel.
    Der stumme Jack nickte verhalten.
    „Du kannst mich verstehen?“, fragte Erik und machte einen Schritt auf den schweigsamen Mann zu, der abermals nickte. „Warum, verdammt noch einmal, hast du mir das nicht schon früher mitgeteilt?", rief Erik ungehalten.
    Jack hielt den Mund zwar verschlossen, aber er versuchte zu lächeln. Zum ersten Mal seit vier Wochen fand sich Erik in Kommunikation mit einem anderen Menschen wieder. Das tat so gut! Ihm war nicht aufgefallen, wie sehr er es gebraucht hatte, dass seine Worte gehört wurden. Der stumme Jack war plötzlich nicht mehr bloß ein skurriles Inventar in Marys Haus, sondern Jemand. Jemand der zuhörte, jemand, der verstehen und antworten konnte, jemand, der nun alles von ihm wusste. Zum ersten Mal, seit Erik den stummen Jack kannte, nahm er ihn als Mensch wahr. Besser noch: als Mann. Erik war schon sehr lange keinem mehr nahe gewesen. Vier ganze Wochen! Das wurde ihm so plötzlich bewusst, wie die Tatsache, dass der stumme Jack eigentlich ein attraktiver Kerl war.
    Nicht nur das Haus und der Garten, auch Erik selbst schien hier unter einer Glaskuppel gelebt zu haben, die nun langsam von ihm genommen wurde.
    „Ich habe zugenommen, ich bin überall behaart, ich sehe definitiv schrecklich aus“, klagte Erik dem stummen Jack vor. Dieser schüttelte den Kopf, packte den Jammerlappen am Handgelenk und führte ihn geradewegs in Tante Marys Zimmer, das zu betreten Erik tunlichst gemieden hatte. Lediglich am Tag seiner Ankunft hatte er kurz hier herein geschaut, als er nach der alten Lady gesucht hatte. Es sah so belebt aus, als wäre Tante Mary nur schnell nach unten gegangen, um sich Toast und Tee zu holen.
    Ihre üppigen Hüte zierten diverse Perückenständer, die wiederum auf liebevoll gehäkelten Tischdeckchen standen. An der Wand hingen geschmacklos kitschige Bilder von Engeln und Jungfrauen, und überall verstaubten künstliche Blumen. Erik hatte das Zimmer in seiner Kindheit geliebt – aber Tante Mary war fuchsteufelswild geworden, wenn sie herausgefunden hatte, dass er hier drin gewesen war.
    Der stumme Jack führte ihn zum Kleiderschrank und drehte den rostigen Schlüssel im Schloss um. Die Schranktüre öffnete sich knarrend. An ihrer Innenseite befand sich ein großer Spiegel. Erik erschrak, als er sich sah – erkannte sich selbst kaum wieder.
    Sein Leben lang hatte er sich mager wie ein Jüngling gehalten, war schmächtig und blass wie ein Kranker gewesen. Doch der Mann, der ihm nun gegenüberstand, war stark. Er war nicht fett, sondern muskulös, hatte breite Schultern, war braungebrannt, hatte Haare wo ein Mann Haare haben musste. Seinen sonst kahlen Schädel zierten kurze, dunkelbraune Locken – er sah gut aus.
    Erik mochte sich kaum vorstellen, wie er mit dem Bart gewirkt haben musste – etwas zu wild vermutlich. Nie hätte er sich träumen lassen, dass er jemals so verwegen männlich aussehen könnte. Er hatte sich stets sehr um sein Äußeres bemüht und nun, da er sich einen ganzen Monat überhaupt nicht darum gekümmert hatte, sah er um vieles besser aus, als durch jede bewusste Anstrengung dahingehend.
    Er wollte mehr sehen. Rasch zerrte er das T-Shirt über den Kopf und bestaunte seine Brust- und Bauchmuskeln. Er fand sich anziehend, strich über den Bauch abwärts und fing Jacks Blick im Spiegel auf, der direkt hinter ihm stand und ihn betrachtete. Erik hatte sich bisher nicht zu jenen Männern gezählt, die aktiv auf andere zugingen, ließ sich lieber erobern, aber seine betörende Erscheinung ermutigte ihn. Er hatte sich auch innen drin verändert.
    „Komm her“, forderte er den stummen Jack auf und streckte ihm die Hand entgegen. Zögernd folgte dieser, den Blick auf Eriks Lippen fixiert, wie all die Abende, an denen er den Worten gelauscht hatte. Erik zog den stillen Riesen zu sich, legte sich dessen verschwitzte Hand auf die Taille und musterte die glänzenden, braunen Augen. Er legte eine Hand in Jacks Nacken, zog ihn zu sich herunter

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