Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
nach meinem Skalp verstärken würde.
    Die braven Bürger würden sich über meine Frechheit aufregen – wenigstens stellte ich mir das vor. Ein Bewahrer war bestimmt von der gleichen Bedeutung wie ein Sucher – aber da sollte ich mich irren.
    Außer meinen Waffen hatte ich unter dem braunen Mantel eine graue Tunika mitgenommen. In meinem Beutel klapperten die Reste der goldenen Mings und Silber-Khans, die meine hochnäsige Herrin mir zugeworfen hatte. Ich würde also keinen Hunger leiden, zumindest nicht sofort. So setzte ich denn ein schlichtes, aufrichtiges Gesicht auf, das mich nicht zu sehr schmerzen würde. Deb-Lu-Quienyin hatte mich die Kunst gelehrt, auf unmerkliche Weise mein Gesicht zu verändern – eine Täuschung, die mehr auf Irreführung denn auf wesentlichen Veränderungen basierte, und mit der Zeit hatte ich darin eine ziemliche Übung gewonnen. Auf den ersten Blick wirkte ich wie ein einfach gestrickter Bursche, der außer Luft kaum etwas zwischen den Ohren hatte.
    Bei Vox! Ich hatte sowieso den Eindruck, daß ich so ein Kerl war!
    Trotzdem war noch nicht alles verloren. Aus der Deckung der Menge konnte ich Mevancy und Mishuro im Auge behalten. Sollte Hargon – oder Hangol, falls er sich wieder erholte – gegen sie vorgehen, wäre ich zur Stelle. Das versprach ich nicht nur den Herren der Sterne, sondern auch mir selbst.
    Gekrönt von der Masse meines weißen Turbans, das Rapier unter dem braunen Mantel verborgen, sah ich aus wie jeder andere einfache Bursche, der in dieser Stadt anzutreffen war. Ich mischte mich unter die Menge und bestaunte, was sich da alles tat in Makilorn am Fluß der Treibenden Blätter. Die Stadt war lang und schmal angelegt, mit zwei ausgedehnten Fronten zum Flußufer hin, mit einigen parallel verlaufenden Prachtstraßen und zahlreichen Quergassen. Es dauerte nicht lange, bis ich ein Viertel erreicht hatte, das die Spuren von Armut, Gier und Verkommenheit trug. Ich schaute mir an, was trotz der frühen Stunde hier im Gange war, und näherte mich dann langsam wieder Leotes' Villa.
    Die Gerüche ringsum veränderten sich unmerklich. Unten am Fluß roch es vorwiegend nach Schlamm und Schilf; weiter oben kam das scharfe Aroma von Gewürzen dazu, der Biß der Gerbdämpfe oder die feinen Düfte aus einem Sukh für Frauen. Wie ich schon mehrmals angemerkt habe, wirkt die prächtige kregische Luft auf jedem Kontinent anders; ich war sicher, daß ich die Luft Lohs wiedererkennen würde.
    An der Hauptpforte schloß ich mich einer kleinen Menschenmenge an, die dabei zuschaute, wie die hohen Persönlichkeiten herauskamen. Ich kaute auf einigen klebrigen Datteln herum, wünschte, ich hätte ein zerteiltes Stück Brot mit Zwiebeln und Voskscheiben, und hatte alles in allem das Gefühl, daß ich mit meiner Umgebung verschmolz. Zuerst kamen die Wächter, dann Sklaven und Schreiber. San Mishuro unterhielt sich leise mit Mevancy, und Llodi ließ die beiden nicht aus dem Auge. Lunky bemerkte ich nicht. Weitere Wächter bildeten den Abschluß; die Horde ging die Querstraße entlang zum nächsten Boulevard – dem Boulevard der Sieben Bäume – und bog dort nach rechts ab. Langsam rückte ich mit den Zuschauern nach und freute mich. Llodi hatte mich direkt angeschaut, ohne mich zu erkennen. So blieb ich den Ereignissen auf den Fersen. Plötzlich hörte ich schnelle Schritte hinter mir.
    Ich drehte mich halb zur Seite und sah Lunky aus dem Tor stürmen, einige flatternde Papiere in seiner Mappe.
    Als er an mir vorbeikam, rief er keuchend: »Du hast in ein Hornissennest gestochen, Drajak. Hargon ist außer sich vor Wut. Nimm dich lieber in acht!«
    Ich war bekümmert. »Du glaubst, du kennst mich, Dom?« fragte ich ein wenig heftig.
    Er verlangsamte seinen Schritt. »Ob ich was? Ach, du trägst ein komisches Gesicht, wie ich sehe. Also, San Mishuro meint, ich werde als Sucher weitaus besser sein als er – und das scheint mir zu stimmen!« Er sprintete weiter.
    Mein Ärger wandelte sich zu Belustigung. Hinter dem ungeschickt wirkenden Lunky steckte mehr, als auf den ersten Blick zu sehen war. Ich war ziemlich sicher, daß Mishuro mich, als er an mir vorbeikam, nicht erkannt hatte. Natürlich hätte er meine Fassade durchschauen und mich mit seiner Reaktion verraten können. Mevancy hatte den San angeschaut und nicht mich.
    Ich folgte der Prozession in einiger Entfernung und beobachtete, wie sich San Hargon und seine Leute anschlossen. Der vergrößerte Trupp begab sich zu einem überreich

Weitere Kostenlose Bücher