39 - Meuchelmörder von Scorpio
zum Trylon gemacht worden, dem dritthöchsten Adelsrang nach einem Kov und einem Vad – den Vadvar nicht mitgezählt –, nicht nur wegen seiner hervorragenden, glänzenden künstlerischen Leistungen, sondern auch wegen der finanziellen Zuwendungen für die Krone. Den Del Vanians war es schlecht ergangen, und obwohl ich nicht alle Details kannte, hatte ich gehört, daß sie ihr Trylonat verloren hatten. Als die schweren Zeiten über Vallia hereingebrochen waren, hatte man nur wenig von ihnen gehört. Nun schien es, als ob der jüngste Nachkomme der Linie vorhatte, die Reichtümer der Familie nicht nur durch Pinsel und Farbe zurückzugewinnen.
»Du scheinst«, sagte er und verfolgte seinen Gedanken weiter, »nicht darüber beunruhigt zu sein, daß man dich beinahe umgebracht hätte.«
»Ich habe gerade gedacht, daß auch du ein ganz schön kaltblütiger Bursche bist.«
Er lächelte darüber und zeigte gleichmäßige weiße Zähne. »Es ist ein Handwerk.«
»Ach?«
Er schüttelte den Kopf wegen meines Tonfalls. »Nein, nein. Ich bin kein gewöhnlicher Meuchelmörder.«
»Ich kann nicht behaupten, daß ich für diese Sorte etwas übrig habe.«
»Ich verstehe genau, was du sagen willst. Aber du mußt zugeben, daß es Leute auf der Welt gibt, die besser nicht lebten.«
»Ja«, sagte ich, und dachte unter anderem an Shang-Li-Po.
»Siehst du.« Er hatte wirklich ein einnehmendes Lächeln. »Ich muß gehen. Die erste Sitzung wird nicht lange dauern. Danach werde ich Mevancy und dich in der Mishuro-Villa besuchen. Die Everoinye haben ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, daß ihr einen weiteren Helfer braucht.«
19
»Ein Helfer! Willst du damit sagen, Schwachkopf, daß dieser Helfer ein Meuchelmörder ist?«
»Und er ist zweifellos ein sehr kluger, wohlerzogener junger Bursche.«
»Caspar Del Vanian? Was für ein Name soll das sein, bei Gahamonds süßem Willen?«
Zweifellos klang der gute vallianische Name hier unten in Loh merkwürdig; sie machte nur deswegen einen Aufstand, weil sie überrascht worden war. Die Menschen auf Kregen sind daran gewöhnt, alle möglichen Arten von seltsamen und ausgefallenen Namen zu hören.
»Er muß aus irgendeinem Land aus dem Norden kommen. Du mußt ihn fragen, wenn er kommt.«
»Bei Spurl! Ich werde ihn noch eine Menge mehr fragen!«
Ihr Gesicht glühte. Da sie die Befehlsgewalt hatte – oder etwa nicht? –, sagte ich vorsichtig: »Zweifellos wird er es wie einen Unfall aussehen lassen. Aber in jedem Fall muß Chandra ...«
Ich war nicht vorsichtig genug gewesen.
Sie brauste auf – zwar anders als Leone im Thronraum, aber dennoch mit ihr vergleichbar. »Wie oft muß ich es dir noch sagen, Schwachkopf? Überlaß das Denken mir. Natürlich dürfen wir Chandra nicht Del Vanians Beruf herausfinden lassen. Hältst du mich für einen Onker?«
»Das kann ich nicht beantworten, Gimpel.«
»Ach, du!«
»Wie dem auch immer sei, wenn Shang-Li-Po aus dem Weg geräumt ist – egal wie dieser Caspar es anstellt –, wird Chandra seine Chance ergreifen müssen.«
Die Verwicklungen hier waren so verzwickt, daß jeder Versuch vorauszusagen, was geschehen würde, absolut sinnlos war. Chandra hatte darauf bestanden, daß jegliche Gewalt zwischen den oder gegen die Dikaster Tsungfarils in einer Katastrophe enden würde. Wenn Caspar einfach Shang-Li-Po ausschaltete, konnte dies die Katastrophe heraufbeschwören. Ich glaubte, daß die Herren der Sterne außer dem absoluten Meister seiner Zunft niemanden ausgewählt hätten, um ihnen zu dienen. Und das, stellen Sie sich vor, nachdem ich andere Kregoinye kennengelernt hatte, über die ich nur lächeln konnte.
Während sich meine Gedanken um das alles drehten, hatte Mevancy während der kleinen Stille offenbar auf den gleichen Bahnen nachgedacht.
»Wenn Shang-Li-Po bei einem Unfall oder unter scheinbar natürlichen Umständen stirbt, muß Chandra sofort zuschlagen. Ich werde diesem Caspar sagen, daß er Shang-Li-Po nicht wie jeder gewöhnliche Stikitche umbringen darf.«
»Oh, an ihm ist nichts Gewöhnliches.«
»Ich werde gehen und ein paar hübsche Sachen anziehen.« Sie schenkte mir ein unvermutetes strahlendes Lächeln, und dabei sah sie wirklich wunderschön aus. »Schließlich geschieht es nicht alle Tage, daß mein Porträt von einem Künstler gemalt wird, der die Königin porträtiert!«
»Oh, ich würde mich nicht damit aufhalten«, rief ich hinter ihr her, da mir ein boshafter Einfall gekommen war. »Vielleicht
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