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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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nicht im guten gelang, ihn
von seinem Vorsatz abzubringen, konnte sie ihn vielleicht schon durch ihre
Kenntnis der Angelegenheit unter Druck setzen. Und Marohn brauchte im besten
Fall gar nichts zu erfahren. Klar, das war der Ausweg, der Teufel sollte alle
Bedenken holen. Männer machen nur Unsinn, wenn man sie allein läßt.
    Sie sprang auf und zog sich um.
Ein Glück, dachte sie, daß ich mir die Adresse gemerkt habe, als sollte es so
sein. Der Hund schüttelte sich fröhlich. Er war zufrieden, daß wieder etwas
passierte und eine Abwechslung zu kommen schien. Julia verschloß ihre Wohnung
und fuhr zum Tanken.
    Eine Viertelstunde später schoß
der Wagen auf der Autobahn dahin, und Herrn Minks Ohren flatterten wie am
Vortage im Wind, als Herrchen noch dabei war.
    Die Dämmerung sank schnell, und
die Laternen brannten, als Julia München erreichte. Sie kannte die Stadt und
fand bald die Giselastraße. Das Haus Nummer 29 sah einem Geschäftsgebäude eher
ähnlich als einem Wohnblock. Die Fenster des Erdgeschosses waren kunstvoll
durch geschweifte, schmiedeeiserne Gestänge vergittert, und Julia las aus den
matten Goldbuchstaben auf den Scheiben, daß eine Bank ihr gewinnbringendes
Gewerbe in diesen Räumen betrieb. Licht brannte nur in einigen Fenstern des ersten
Stockwerkes, sonst lag alles in tiefem Dunkel.
    Julia parkte ihren Wagen ein
Stück weiter unter einer Laterne. Die Uhr zeigte zehn Minuten nach acht. Sie
schloß die Türen ab. Mink sah ihr tiefbekümmert nach, als sie die Straße
überquerte. Zu jeder Seite des Eingangs wiesen Messingschilder von gleicher
Größe den Weg, und Julia las zu ihrer Freude, daß die Praxis Dr. Randolphs im
ersten Stock lag. Also arbeitete er noch.
    Die Haustür fiel hinter ihr ins
Schloß. In der kühlen, dumpfigen Luft vernahm das Mädchen ein gleichmäßiges
Summen. Der Flur wurde durch die matte, indirekte Deckenbeleuchtung nur wenig
erhellt, und Julia sah neben der breiten Treppe einen Paternosteraufzug, dessen
Kabinen, wie von Geiserhand bewegt, aus der Erde stiegen oder nach unten sanken.
Sie mußte einen Augenblick warten, denn gerade tauchte erst die Öffnung des
nächsten Abteils aus der Tiefe.
    Schon setzte sie den Fuß vor,
da warf sie einen letzten Blick nach rechts, wo eben das Bodenstück einer
Kabine sich niedersenkte. Sie sah ein paar dunkle Hosenbeine, dicht an der
Rückwand, die Beine eines Mannes, der im hinteren rechten Winkel der Kabine
stand. Aber mit greller Deutlichkeit prägte sich ihr ein, daß er hellgelbe
Sandalen trug; nie zuvor hatte sie solche gesehen — flache, sandfarbene,
durchbrochene Sandalen aus abgewetztem, brüchigen Leder.
    Sie trat rasch in den Aufzug,
es brauchte sie jetzt niemand zu sehen. Einige Sekunden später stand sie vor
der breiten Glastür der Randolphschen Praxis. Vornehmer Laden, das mußte man
schon sagen. Sprechstunde 15 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung; das sprach für
Privatkundschaft und größere Einnahmen.
    Julia läutete. Es rührte sich
nichts. Sie läutete ein zweites Mal, drückte dann entschlossen die Griffstange
nach innen. Die Tür war nicht verschlossen und wahrscheinlich für angemeldete
Patienten offengelassen worden.
    Der Vorraum war nicht
erleuchtet, aber aus einem Türspalt im Hintergrund fiel ein schwacher
Lichtschimmer. Julia öffnete die Tür etwas weiter. Sie sah in ein modernes
Untersuchungszimmer und nahm den typischen Geruch war, der die Beschwerden
ängstlicher Leute zu mildern imstande ist.
    Es war totenstill. Sie
durchquerte den Raum »Röntgen! Zutritt verboten!« stand an einer kleineren,
weißlackierten Tür an der linken Seitenwand, und Julia dachte an Peters
gerettete Drehanodenröhre. Sie kam sich jetzt doch etwas eigenartig vor, sie
konnte doch nicht die ganze Wohnung durchstöbern.
    »Wohnung 3. Etage« hatte sie
draußen gelesen. Vielleicht war der Doktor oben und kam gleich zurück. Sie
mußte das Wartezimmer finden. Gegenüber vom Röntgenraum lag eine zweite Tür —
sie klopfte kurz und öffnete.
    Dann preßte sie die Hand auf
den Mund und blieb wie erstarrt stehen. Ein Mann lag mit dem Oberkörper auf dem
Schreibtisch, sein rechter Arm hing kraftlos herunter, und sein wachsbleiches
Gesicht war ihr zugewandt.
    Ein paar Herzschläge lang
schwamm alles vor ihren Augen, dann arbeiteten ihre Sinne wieder scharf und
klar, und sie sah, daß sie zu spät gekommen war. Peter, dieser Narr!
    Das Duell sah etwas einseitig
aus. Der Mann war tot, da gab es keinen Zweifel. Das weiße Tuch über

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