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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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ab. Nein, da ist
nichts, lieber Nogees, dachte er. War ihm gleich so vorgekommen, daß Horvath
die Wahrheit sagte, er kannte doch seine Kunden.
    »Aichinger«, fragte er, »was
trug Leopold an diesem Abend für Schuhe?«
    »Schuhe?« fragte Aichinger
verständnislos. »Was er für Schuhe trug, meinen Sie? Was weiß ich? Irgendein
Paar alte Treter — hab’ nicht darauf geachtet.«
    »So. Ist Ihnen nichts daran
aufgefallen?«
    »Nichts, Herr Kommissar.«
    Prendl war zufrieden. Seine
Reifenbrüder hatte er. Und die Auskunft für Nogees war eingeholt. Der mußte
sich schon einen anderen Mörder suchen.
    »Ignaz«, sprach er mit milder
Stimme, »in Anbetracht Ihrer bereitwilligen Auskünfte will ich versuchen, Ihre
Schandtaten in günstigerem Lichte erscheinen zu lassen. Aber ganz ohne wird es
nicht abgehen.«
    Ignaz staunte. »Kann ich — muß
ich jetzt nicht mit?«
    »Noch nicht. Aber wenn ich Sie
benachrichtige, sind Sie wie ein geölter Blitz im Präsidium! Nicht wahr, Ignaz
— Sie kennen mich doch!«
    Aichinger nickte beflissen. Er
wollte noch allerhand erwidern und beteuern, aber da war der Kommissar schon an
der Tür und hinaus. Ignaz starrte hinter ihm her, dann suchte er mit zitternden
Fingern seine Pfeife hervor. Der Gummigeruch in der Werkstatt wurde ihm mit
einem Mal unerträglich.

IX
     
     
    Steinmann saß kerzengerade auf
dem dünnbeinigen Stuhl in Dora Welleins Garderobe und zog genießerisch den
unbestimmten Duft von Blumen, Parfüm und Frau in sich ein. Diesmal hatte er
keine Eile. Sein schwarzer Anzug betonte die Schulterbreite vorteilhaft, die
lange, schmale Fliege glänzte unter seinem glattrasierten Kinn, und in der Hand
hielt er einen Strauß gelber Nelken, von dem er das Seidenpapier bereits
behutsam abgewickelt hatte. Jetzt konnte sie kommen, er war gerüstet.
    Dennoch begann sein Herz zu
klopfen als der Beifall von der Bühne her aufbrandete, und das Klopfen
verstärkte sich, als ein leichter, hastiger Schritt sich näherte. Die Tür wurde
aufgerissen, Dora stand auf der Schwelle, erhitzt und hinreißend schön. Der
Besucher erhob sich blitzschnell. Sie musterte ihn erstaunt und verbarg ihre
Überraschung und Freude mit schauspielerischer Routine.
    »Ach, sieh mal an. Der Herr
Polizist. Ich dachte schon, Sie wären ein Opfer der Unterwelt geworden.«
    Er rührte sich nicht, sah sie
nur mit großen Augen an, und sie nahm ihm behutsam die Blumen aus der Hand.
    »Sogar eigene Blumen hat er
diesmal mit. Oder haben Sie die wieder aus einer meiner Vasen?«
    Sie griff nach dem golden
geprägten Pappstempel, der von dem Strauß herunterhing.
    »Tatsächlich! Sie haben sie
mitgebracht. Von Blumen-Binder, dem Blumenbinder.«
    »Dort waren sie auch am
billigsten«, platzte Steinmann heraus, »ich meine — die schönsten waren am
billigsten!«
    »Die billigsten waren am
schönsten. Sie sind mir ein Kavalier. Setzen Sie sich, aber ruinieren Sie
meinen Stuhl nicht.«
    Sie ordnete die Blumen in einer
langen, enghalsigen Vase.
    »Ich muß mich doch noch
vielmals bedanken für Ihren freundlichen Gruß vom letztenmal, Herr Steinmann.
Vor allem, weil Sie ja auch so prompt angerufen haben.«
    Er sah sie flehend an.
»Fräulein Dora — Sie sind mir böse, nicht wahr? Aber ich schwöre Ihnen, ich
kann nichts dafür, Ich hatte wirklich lausig viel zu tun — Sie wissen doch mit
welcher Geschichte.«
    »Ach? Wollen Sie mich jetzt
verhaften?«
    »Unsinn.« Er ärgerte sich. »Ich
möchte nur noch etwas fragen — aber nur ganz nebenbei und in außerdienstlichen
Rahmen — gewissermaßen beim Nachtisch!«
    »Bei welchem Nachtisch?«
    »Den wir jetzt zusammen essen
werden — als Abschluß einer längeren Speisenfolge natürlich.«
    »Speisefolge? Ja, glauben Sie
denn im Ernst, ich ginge mit Ihnen essen?«
    »Mein Glaube ist sogar
unerschütterlich.«
    »Dann sollten Sie Missionar
werden. Nein, mein Herr, ich bin heute abend schon besetzt.«
    Er bemühte sich, seinem Gesicht
einen grimmigen Ausdruck zu verleihen.
    »Das ist eine typische
weibliche und billige Form der Rache. Hast du keine Zeit, hab’ ich auch keine
Zeit. Aber Sie wissen nicht, wozu ich fähig bin. Wann fängt morgen Ihre
Vorstellung an?«
    »Halb sieben«, sagte sie, »aber
warum...?«
    »Halb sieben«, wiederholte er
mit düsterer Stimme. Um halb sieben bin ich in der vordersten Reihe — mit einem
Handwagen voll fauler Eier — Sorte S — die größten, die ich kriegen kann — Sie
werden aussehen wie ein Omelett.«
    »Ich erzittere«, sagte

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