Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
Vom Netzwerk:
sie.
»Ist die Eierfrau hübsch?«
    »Wer kann so hübsch sein wie
Sie, Fräulein Dora. Aber Sie zwingen mich, es zu vergessen. Außerdem zwingen
Sie mich zu hungern. Das ist noch schlimmer. Wenn Sie nicht sofort Ihr schönstes
Kleid anziehen, kriegen wir nicht einmal mehr was zum Nachtisch. Muß ich vor
Ihnen knien?«
    »Der Fußboden ist geölt«, sagte
Dora. »Verschwinden Sie und warten Sie draußen, Sie lästiger Kriminalist.«
    Er strahlte. »Ich spare das
Geld für die Eier.« Durch den Türspalt warf er ihr eine Kußhand zu. Dora schloß
mit energischer Bewegung ab. Unverschämter Bursche, dachte sie und lächelte.
    Steinmann lief vor zur
Pförtnerloge, eine halbe Stunde konnte er getrost wegbleiben, das war klar.
Hoffentlich traf er nicht gerade auf Fehling, das wäre peinlich.
    Der Pförtner — es war derselbe
wie beim letztenmal, am Abend seines Theaterbesuches — erwies sich als
zugänglich, nachdem Steinmann sich als Bekannter von Dora Welleins vorgestellt
und ihm sein Zigarettenetui durch das Schiebefenster gereicht hatte.
    Er erfuhr, daß man am achten
Mai ein modernes Stück gespielt hatte; Beginn acht Uhr dreißig, und daß Herr
Fehling sofort am Anfang habe auftreten müssen. Nein, zu spät gekommen sei er
bestimmt nicht, das passiere ihm niemals. Bestimmt wäre er schon eine
Viertelstunde vor dem ersten Klingelzeichen im Theater gewesen, ganz genau
könne er, der Pförtner, sich aber nicht mehr besinnen, Fräulein Wellein habe
auch mitgespielt.
    Steinmann wechselte noch einige
belanglose Worte mit dem Mann, opferte abschließend eine weitere Zigarette und
empfahl sich.
    Dora erschien wider Erwarten
schon nach zwanzig Minuten, und bei ihrem Anblick schwor sich der Assistent,
jeden Nebenbuhler in alle vier Winde zu zerstäuben. Sie nahm seine Bewunderung
mit Wohlgefallen wahr.
    Steinmann beschloß, das
Dienstliche schnell zu erledigen.
    »Fräulein Dora«, fragte er, als
sie das Theater verlassen hatten, »an dem Tag, als Sie zum letzten Mal bei Dr.
Randolph waren — erinnern Sie sich — was für ein Stück wurde da gespielt?«
    »Tote ohne Begräbnis«,
erwiderte sie unbefangen. »Von Sartre.«
    »Paßt ja großartig«, sagte er
sarkastisch.
    »Ja. Ich erinnere mich auch nur
so deutlich daran, weil ich später von der Geschichte erfuhr, die sich an
diesem Abend abgespielt hat. Warum fragen Sie?«
    »Ach — mit Ihnen hat es nichts
zu tun. Es interessiert uns nur, wann Herr Fehling an diesem Abend im Theater
war.«
    »Fehling«, wiederholte sie,
»hat mitgespielt — von Anfang an. Warten Sie — halb neun ging es los — ich war
schon eine Stunde früher im Theater, das habe ich ihnen ja schon erzählt.
Fehling muß spätestens eine Viertelstunde vorher gekommen sein. Viel Maske
hatte er ja nicht — aber immerhin — doch, jetzt fällt es mir ein», rief sie
lebhaft, »ungefähr zehn Minuten vor Beginn kam er zu mir herein und fragte, wie
es mir ginge, und ob ich fertig sei — ja, bestimmt, so war es.«
    »Hm. Also Sie meinen, er muß
schon kurz nach acht im Theater gewesen sein?«
    Sie hob die Schultern.
»Beschwören kann ich es nicht. Aber als er zu mir kam, war er fix und fertig
zum Auftritt.«
    Steinmann schwieg.
    Sie sah ihn von der Seite an.
    »Haben Sie ihn denn in
Verdacht? Hat er mit Dr. Randolph etwas zu tun?«
    »So viel wie Sie. Es war auch
Patient bei ihm. Es scheint, als ob Randolph eine besondere Anziehungskraft auf
Ihr Gewerbe ausgeübt hätte.«
    »Auch Patient bei ihm? Ich habe
ihn aber nie dort gesehen. Und er hat mir auch nichts gesagt.«
    »Das glaube ich gern. Er hätte
es uns auch nicht gesagt, wenn wir nicht durch Zufall darauf gestoßen wären.«
    »Er läßt nie jemanden an seine
Angelegenheiten heran«, sagte das Mädchen nachdenklich. Wir wissen alle nicht
sehr viel von ihm. Aber daß er Dr. Randolph... das kann ich mir eigentlich
nicht vorstellen.«
    Er wollte das Thema wechseln.
»So? Können Sie sich überhaupt irgend etwas vorstellen?«
    »Was möchten Sie denn, das ich
mir vorstelle?«
    »Ich sag’s Ihnen nachher. Nach
der zweiten Flasche.«
    »Wenn ich es aber gleich wissen
will?«
    Sie waren angelangt, und das enthob
ihn einer Antwort.
    »Leider sind wir da, Gnädigste.
Sonst hätte ich es Ihnen bestimmt noch gesagt. Erinnern Sie mich bitte nach der
zweiten Flasche daran!«
    Als Kriminalassistent Hans
Steinmann gegen Morgen in seliger und leicht umnebelter Stimmung sein Zimmer
betrat, war er der glücklichste Mensch unter der eben aufgehenden Sonne. Aber
im

Weitere Kostenlose Bücher