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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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uns
einen Streich spielen wollte.
    »Das ist auch wieder wahr«,
sagte Sergeant Henry und faßte an seine Nase. »Sie haben den Mann nicht
erkannt, Mr. Maycock?«
    »Nein. Es war stockdunkel.
Hörte nur seine Schritte auf dem Kies und sah seine Gestalt für einen Moment,
ehe er verschwand.«
    »Er lief zum Haus hin, ja?«
    »Wenigstens in die Richtung.«
    »Warum haben Sie uns nichts
gesagt?« fragte Bradford scharf.
    »Ich dachte, es wäre jemand vom
Hause, Sir Aubrey. Ich war die erste Nacht hier — wollte nicht unnötig Lärm
schlagen.«
    »Wirklich aufmerksam von
Ihnen!« Er wandte sich an Henry: »Darf ich fragen, was Sie jetzt tun wollen?«
    Der Sergeant zog ein Notizbuch
und einen zerkauten Bleistift hervor. Es stellte sich heraus, daß die Spitze
abgebrochen war.
    »Äh — bitte tausendmal um
Entschuldigung — hat vielleicht jemand ein Messer da?«
    Luther kehrte die Augen zum
Himmel und griff in die Tasche. »Nehmen Sie den, Sergeant.«
    »Oh, vielen Dank, Mr. Burbance.
Im Yard kann man keinen Bleistift liegen lassen, sofort ist er weg. Diesen hier
habe ich auch von Inspektor Collins — äh — geliehen...«
    Er senkte die Nase und
blätterte in seinem Buch.
    Das kann ja heiter werden,
dachte Al. Möchte bloß wissen, wer diesen Burschen bei der Polizei eingestellt
hat. Arme June!
    So dachte Alastair Maycock und
wußte in diesem Augenblick noch nichts von der Dankbarkeit, die er in wenigen
Tagen dem Himmel dafür zollen würde, daß er gerade dem Sergeanten Mike Henry
den Fall der Lady Cynthia Hollingway zugespielt hatte. Vorerst sah es nicht so
aus, als ob Grund zur Dankbarkeit vorläge.
    Mr. Henry klopfte mit dem
geliehenen Bleistift an seine Nase.
    »Hat jemand von Ihnen in der
vergangenen Nacht etwas Verdächtiges bemerkt?«
    Allgemeines Verneinen.
    »Haben Sie Ihr Zimmer
verlassen, Sir Aubrey?«
    »Erst, als Mr. Maycock mich
holte.«
    »So. Sie, Miß Hollingway?«
    »Nein.«
    »Sie, Mr. Burbance?«
    Luther lächelte nachsichtig.
»Ich war doch gar nicht hier. Dumm von mir, das zu vergessen. Ich hatte heute
früh in meinem Club zu tun und bin gestern abend schon weggefahren.«
    »Soso. Und — äh — in der Nacht,
Mr. Burbance? Wo haben Sie — ich meine, Ihr müdes Haupt...«
    Wieder lächelte Luther.
    »Mein müdes Haupt lag in
Taggart’s Pension, Sergeant. Am Charing-Cross-Bahnhof. Habe sie die ganze Nacht
nicht verlassen.«
    »Das ist lobenswert«, murmelte
der Sergeant ehrfurchtsvoll. Sein Bleistift fuhr in seinem Notizbuch herum.
    »Und — ist etwas vorgefallen in
letzter Zeit? Ich meine, etwas Außergewöhnliches?«
    Bradford antwortete sofort:
»Nicht das geringste, Sergeant. Meine Schwester war, wie sie immer gewesen ist,
und ich glaube, wir waren es auch.«
    Er sah von einem zum anderen,
aber es erhob sich kein Widerspruch.
    Mr. Henry schwieg eine Weile,
ehe er seinen nächsten Entschluß verkündete.
    »Ja dann — dann würde ich mir
gern das Zimmer von Lady Hollingway ansehen — und das Haus, wenn Sie gestatten.
Darf ich Ihren Bleistift noch behalten, Mr. Burbance?«
    »Aber selbstverständlich,
Sergeant. Wir sind ja hier nicht in Scotland Yard.«
    Mr. Henry nickte erleichtert.
June sah unglücklich aus. Armes Mädchen, dachte Al. Er erhob sich zugleich mit
den anderen.
    Mr. Henry hielt das Notizbuch
geöffnet und weit von sich, und Al sah mit einem schnellen Blick, daß er statt
schwerwiegender Notizen ein Klavier hineingemalt hatte.
     
     
    Im Zimmer war nichts verändert.
Die Zacken der zerbrochenen Scheibe ragten wie gläserne Dolche aus dem
Fensterrahmen. Henry steckte vorsichtig den Kopf durch die Öffnung.
    »Hier sind Sie langbalanciert,
Mr. Maycock? Alle Achtung!«
    Er wandte sich dem Bett zu.
Unter der Decke hoben sich die Umrisse von Lady Cynthias Körper ab.
    »Was ist mit dem Telefon?«
    »Es lag auf dem Boden«, sagte
Al. »Sie muß es runtergeworfen haben. Ich habe es wieder auf den Nachttisch
gestellt.«
    Henry hielt den Hörer an sein
Ohr.
    »Scheint hin zu sein«, sagte
er. »Kein Amtszeichen. Welches Amt haben Sie?«
    »Stackston«, sagte June. »Nach
London Selbstwähler.
    »So.«
    Er legte den Hörer zurück und
hob behutsam die Decke über Lady Cynthias Kopf an.
    In seinem Gesicht veränderte
sich nichts.
    »Nette alte Dame«, murmelte er.
»Enorm traurig, das alles.«
    Dann begann er eine planlose
Wanderung durch das Zimmer, starrte Wände und Fußboden an und verschwand für
kurze Zeit im Bad.
    Auf der Schwelle blieb er
stehen und schob die Unterlippe

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