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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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gegessen haben, erfährst du
sie.«
    Eine halbe Lady Cynthia ist
sie, dachte Al.
    Junes Wangen waren gerötet.
Bradford stocherte wütend auf seinem Teller herum.
    »Entschuldige, June«, sagte Burbance
beschwichtigend. »Mag ja sein, daß du deine Gründe hast. Aber warum hast du uns
nichts gesagt?«
    »Ich habe meine Gründe, Luther.
Ich wußte, daß Onkel Aubrey von vornherein dagegen sein würde, die Polizei zu
holen. Und heute morgen war ich zu einer langen Debatte nicht aufgelegt.«
    »Natürlich bin ich dagegen«;
rief Bradford. »Sie wird ihre Nase in alles Mögliche hineinstecken und eine
dicke Akte anlegen — das ist alles, was dabei herauskommen wird. Glaube
wahrhaftig nicht, daß du Tante Cynthia - damit einen Dienst erwiesen hast.«
    June antwortete nicht.
    »Haben Sie ihr das eingeredet,
Maycock?«
    »Nein, Sir Aubrey.«
    »Sähe Ihnen ähnlich.«
    Sie aßen schweigend zu Ende.
    Als sie die Bibliothek
betraten, zog der Mann im Sessel seine langen Beine an sich und stand auf.
    Al starrte ihn an wie ein
Gespenst.
    Er war hager, und seine spitzen
Schultern hingen vornüber. Alles an ihm war zerknittert. Anzug, Hemd, Schlips —
sogar die Schuhe wiesen brüchige Knitterfalten auf. Alles das sah Al nur mit
einem flüchtigen Blick.
    Die Nase! Nur eine solche Nase
gab es noch auf der Welt, und die gehörte Mr. John Jack Henry, der ihn vor dem
Ruin bewahrt hatte und dessen Gesicht dem des zerknitterten Mannes so ähnlich
war wie eine Ginflasche der anderen.
    Der Besucher sah die erstaunten
Blicke und vollführte so etwas wie eine Verbeugung, wobei die Nase beinahe
seine Brust berührte.
    »Sergeant Mike Henry vom Yard«,
sagte er schüchtern. »Miß Hollingway, wie ich annehme? Sie haben mich bestellt,
nicht? ‘s war gerade niemand anderes frei, und da haben sie mich...«
    »Haben Sie einen Bruder, der
Klavier spielt?« fragte Al. Der andere grinste verlegen.
    »Ja, Sir. Sie kennen ihn?
Spielt großartig, was? Sie müssen den Tiger Rag von ihm hören! Die
Röhren im Radio fangen an, Boogie zu tanzen! Er nimmt...«
    Al sah, wie Luther sich auf die
Lippen biß.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Henry«,
sagte June freundlich. »Wir alle kennen Ihren Bruder. Er spielt wunderbar. Aber
hier handelt es sich um etwas anderes. Darf ich bekanntmachen — mein Onkel, Sir
Aubrey Bradford — Mr. Luther Burbance, mein Cousin — Mr. Maycock.«
    Mr. Henry der Zweite
wiederholte die Namen und schüttelte die entsprechenden Hände.
    Die Sessel bildeten einen
Halbkreis um den Kamin. Der Sergeant plazierte seine zerknitterten Schuhe vorsichtig
unter den Rauchtisch und sah erwartungsvoll um sich.
    Hoffentlich ist er als Polizist
so gut wie Jack als Pianist. Er wird es brauchen.
    June erzählte die Geschichte
von dem Augenblick ab, da Lady Cynthia den Wunsch geäußert hatte, am nächsten
Morgen in die Stadt zu fahren, und sie brauchte keine zehn Minuten dazu. Als
sie von dem Unfall sprach, blickte Luther entsetzt, Bradford mißtrauisch.
    Sergeant Henry sah äußerst
ratlos aus, als sie geendet hatte.
    »Hm. Und nun glauben Sie, Miß
Hollingway...«
    Bradford schnitt ihm mit einer
ärgerlichen Handbewegung das Wort ab.
    »Erlauben Sie! Fürchte, daß Sie
hier Ihre Zeit verschwenden, Sergeant. Ist mir völlig schleierhaft, wie meine
Nichte auf diese Idee kommt. Der Doktor hat klipp und klar gesagt, daß es
Herzschlag war!«
    »Er hat auch schon gesagt, daß
du Nierensteine hättest«, sagte June aufgebracht. »Nachher war es Rheuma. Ein
Arzt ist ein Mensch, der sich irren kann.«
    »Ganz richtig«, sagte Mr.
Henry. »Kannte mal einen, der mir den Blinddarm herausnehmen wollte, und es
waren bloß Würmer. Sie hätten sehen sollen, wie erstaunt er war.«
    Bradford warf ihm einen
verachtungsvollen Blick zu, aber Mr. Henry schien nichts zu bemerken.
    Luther Burbance beugte sich vor
und legte die Fingerspitzen aneinander.
    »Jetzt, nachdem ich deine
Geschichte gehört habe, kann ich dich verstehen, June«, sagte er, und sie sah
ihn dankbar an. »Der Unfall und der Mann im Park — wie willst du das erklären,
Onkel Aubrey?«
    »Ach was! Jeder einzelne von
uns hat mit dem Wagen schon irgendeine Karambolage gehabt. Mr. Maycock wurde
angestellt, um das zu verhindern, soweit ich mich entsinne. Wenn er auch einen
Unfall hatte, ist das gar nichts Besonderes. Und wenn tatsächlich ein Fremder
im Park war und die Schrauben herausgedreht hat — wer sagt euch, daß er Tante
Cynthia meinte? Kann irgendein Verrückter aus der Gegend gewesen sein, der

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