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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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rannte ihn damit nieder. Ich hörte ihn ins Wasser stürzen.
    Jenseits des Eingangs sahen wir eine Menge Pferde stehen; es waren diejenigen der Mordbrenner. Der Schein der hochlodernden Flammen erleuchtete das Terrain. Wir sahen die Angreifenden. Sie hatten jetzt bereits die hölzernen Hütten geplündert und angebrannt und bemühten sich jetzt, in das Wohngebäude einzudringen, aus dessen Fenstern Schüsse fielen. Eine andere Abteilung machte eben jetzt eines der Boote los, um nach der Insel zu rudern, auf welcher sie Schätze vermuten mochten.
    Wir rannten vorwärts, dem Wohnhaus zu, über Steine, Holzhaufen und hohe Fässer springend. Jetzt kamen wir an dem Erdbohrer vorüber. Ich hörte die Maschine gehen und dachte, trotzdem die Gegenwart uns in Anspruch nahm, an ein anderes Erlebnis in Couteau du Missouri, wo während meiner Anwesenheit der Bohrer das unterirdische Öl in dem Augenblick erreicht hatte, in welchem in der Nähe eine Lampe gebrannt hatte; an ihr hatten sich die Gase entzündet, und der ganze Bluff war ausgebrannt.
    Doch hatte ich jetzt natürlich nicht Zeit zu solchen Rückblicken; die Erinnerung war auch nur einen Moment lang mit der Schnelligkeit des Gedankens an mir vorübergeflogen. Wir eilten weiter, bis wir in Schußweite kamen. Da blieb der Apache halten, legte an, zielte und drückte ab – ein Feind fiel. Auch ich erhob das Gewehr, aber ich kam nicht dazu, einem dieser Menschen das Leben zu nehmen: hinter uns geschah nämlich ein Krach, als sei die Erde auseinandergeborsten; der Boden unter meinen Füßen wankte, so daß ich fast niedergestürzt wäre; es folgte ein Brausen, ein wahrhaft höllisches Zischen, Ächzen und Stöhnen, und dann – o Herrgott, hilf! Da war's ja, ganz dasselbe wie dort im Couteau du Missouri!
    Ein allgemeiner, fürchterlicher Schrei erscholl, und ich wandte mich um. Dort, wo der Erdbohrer in Tätigkeit gewesen war, stieg jetzt das Petroleum wenigstens fünfzig Fuß hoch empor, und zwar in einem Strahl von der Dicke eines Menschen. Der Bohrer war auf das Öl gestoßen, und die leichteren, zuerst emporgetriebenen Gase hatten sich an den flammenden Feuern entzündet. Nun war die ganze Luft ein einziges, großes Feuermeer. Der Ölstrahl brannte auch bereits und bildete eine riesige Feuergarbe, welche oben weit auseinanderstäubte und dann in glühenden Fäden niedersank.
    Die Masse des herausquellenden Öls floß über und bildete einen breiten, brennenden Strom, der sich mit ungeheurer Schnelligkeit weiter wälzte. Der Kampf stand still; kein Mensch dachte mehr an Angriff und Verteidigung. Ich erkannte, daß es Rettung nur durch die Boote geben konnte, denn zu Fuß konnten wir nicht an der Feuergarbe vorüber. Ich faßte Winnetou an und riß ihn mit mir fort.
    Eben als wir in das Boot sprangen, rief vom Wohnhaus her eine Stimme:
    „Oh, meine Frau, meine Kinder!“
    Es war der Ölprinz, den der Schreck vor die Tür getrieben hatte. Er stand im Begriff, uns nachzuspringen.
    „Wo sind sie?“ rief ich zurück.
    „Im Pavillon auf der Insel!“
    „Gut! Versteckt Euch im Keller, Sir, und laßt keinen Feind hinein!“
    Er trat zurück und verschloß die Tür; aber sofort stürzten sich die Feinde auf das Haus; das Wort Keller hatte ihnen gesagt, wo sie Rettung vor der brennenden Luft finden könnten. Einige eilten an das Ufer, um sich des dritten Bootes zu bemächtigen.
    „Sie dürfen es nicht haben, denn wir brauchen es auch für die Frauen und Kinder, Winnetou!“ sagte ich.
    Er sprang hinüber und stieß vom Ufer ab. Ein Schrei der Wut scholl hinter uns her.
    „Die Munition und Gewehre ins Wasser!“ warnte ich den Indianer.
    Ich legte meinen Gürtel, die Patronentasche, die Revolver und die beiden Gewehre in das Brackwasser des Bootes, denn ich wußte, was kommen werde. Winnetou tat ebenso, dann legten wir uns in die Ruder.
    In solchen Augenblicken scheint der Mensch zehnfache Stärke zu besitzen. Unsere beiden Boote schossen wie Pfeile durch die Flut. Wir kamen an dem ersten Boot vorüber. Im Augenblick der Detonation waren die Insassen desselben so erschrocken gewesen, daß sie die Ruder falsch gehandhabt hatten; das Fahrzeug war gekentert, und die Männer schwammen im Wasser.
    Am Ufer krachte, zischte, schoß, donnerte und prasselte es; wir achteten nicht darauf. Je weiter wir kamen, desto reiner wurde die Luft, aber die Glut folgte uns nach. Der brennende Ölstrom erreichte die vollen Ölfässer. Sie zerbarsten mit dem Krachen eines Armstronggeschützes

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