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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und ergossen ihren sofort auch brennenden Inhalt in den kochenden Strom, der jetzt das Wasser erreicht hatte und nun mit rasender Geschwindigkeit sich auf demselben ausbreitete.
    „Schnell, schnell, um Gottes willen, Winnetou, sonst packt uns das Feuer!“ rief ich.
    Ich ruderte, daß ich glaubte, die Muskeln würden springen. Das Bohrloch strömte immer neue Gase aus, welche uns einholten; aber wir hielten aus und erreichten die Insel. Dort lagen die beiden Frauen und die drei Kinder halb tot vor Angst am Ufer. Wir rissen sie zu uns herein, ich die Frauen und Winnetou die Kinder, dann stießen wir wieder ab, um am entgegengesetzten Ufer Rettung zu suchen.
    Eben als wir die Insel verließen, sahen wir, daß die Buschheaders ihr Boot wieder aufgerichtet hatten und auf die Insel zu hielten. Es schien ihnen eins der Ruder abhanden gekommen zu sein, darum trieben sie nur langsam weiter.
    Die nächstfolgende Viertelstunde kann ich nicht beschreiben. Drüben brannte jetzt das ganze Ufer; dort gab es ein einziges Petroleumfeuer, und dieses Feuer floß auf dem Wasser vorwärts, uns immer nach. Oft, wenn die Flamme sich teilte, sah man Menschen, welche am Felsen emporzuklettern versuchten. Ihr Entkommen war sehr zweifelhaft.
    Die Luft wurde immer fürchterlicher; sie hatte das Feuer und die Schärfe wie der Reflex eines Spiegels, auf welchen der Sonnenstrahl fällt. Ganze Ballen feurigen Öls flogen durch die Luft und stürzten um uns her in das Wasser, wo sie augenblicklich brennende Kreise bildeten. Es war mir, als ob ich glühendes Eisen atme; meine Pulse flogen, mein Kopf glühte, meine Zunge lag wie ein zentnerschweres Stück Fleisch im Mund. Die Sinne wollten mir vergehen; ich begann zu phantasieren: ich war eine Dampfmaschine und mußte mein Fahrzeug an das Ufer bringen. Das Boot flog vorwärts und das Ufer auf uns zu. Noch einige kräftige Schläge, dann erhob ich mich. Das Boot rannte an, und ich stürzte in das Wasser; das brachte mich wieder zu mir.
    Ich faßte die Frauen und riß sie an das Land; auch Winnetou war da. Aber was und wohin nun? Auch wir waren verloren. Das brennende Öl kam immer näher. Damals auf dem Couteau du Missouri hatte mich die Schnelligkeit des Pferdes gerettet, jetzt aber – – –
    „Hi-ho-hi!“ erscholl es über uns am Felsen.
    Wir blickten empor und sahen viele braune Gestalten, welche in einer Zickzacklinie herabgeklettert kamen. War das möglich? Gab es da einen Weg?
    „Pokai-po pa-e – das ‚Tötende Feuer‘ kommt!“ erscholl es jetzt.
    Ja, das tötende Feuer kam hinter uns, um uns zu verderben, aber das ‚Tötende Feuer‘, der Häuptling der Tetongs, kam von oben herab, um uns zu retten. Es war mehr als tageshell, und man konnte jeden Schritt sehen, den die Indianer taten. Mein Auge hing nur an ihnen, was sonst vorging, das ging mich nichts an. Die beiden Frauen wimmerten, und die Kinder weinten; ich drückte die Kleinen an mich, aber ich wendete den Blick nicht von den Wilden.
    Endlich hatte der erste von ihnen den Boden erreicht. Es war der Häuptling selbst.
    „Das ‚Tötende Feuer‘ kommt“, sagte er, „um Old Shatterhand und dem Häuptlinge der Apachen einen Weg zu zeigen, der auf diesem Felsen aufwärts geht. Der Häuptling der Tetongs kennt ihn seit langer Zeit, und seine Leute sind gekommen, um die Squaws und die Kinder emporzutragen.“
    Es gab keine Zeit zu einer würdigen Vorstellung zwischen den beiden Häuptlingen, denn der Tod war hinter uns. Die Insel stand schon längst in Flammen. Der letzte der Tetongs war herabgestiegen, und nun begann der Aufstieg.
    Das ‚Tötende Feuer‘ stieg voran; dann folgte ich und Winnetou; nach uns kamen die übrigen mit den Frauen und Kindern. Wie ich hinaufgekommen bin, das weiß ich heut nicht mehr; ich weiß nur, daß mich Flammen umzuckten, daß ich Feuer trank und daß mein Kopf größer war als der allergrößte Luftballon. Sicher weiß ich nur, daß ich lange und fest geschlafen habe.
    Als ich erwachte, war es bereits Abend des nächsten Tages; ich lag im Zelt des Siouxhäuptlings, und neben mir lag Winnetou, der noch schlief. Meine Hände schmerzten mich; ich betrachtete sie beim Schein des Zeltfeuers: ich hatte mir das Fleisch von den Händen gerudert. Aber dieser Schmerz verschwand sofort, als ich meine sämtlichen Waffen neben mir liegen sah. Die braven Tetongs hatten sie aus dem Boot genommen. Hätte ich sie nicht in das Brackwasser gelegt, so wären sämtliche Patronen explodiert.
    Ich versuchte

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