40 - Invasion von Scorpio
sagte Nath der Poller, nahm den Strohhut vom roten Haar und schlug ihn gegen die Hüfte. »Aye, bei Hlo-Hli!«
Der Bootsmann, ein lebhafter Bursche mit fleischigem Kinn und fleischigen Fäusten, sagte: »Glaubst du, es sind die Fischköpfe, die Teufelsanbeter?«
»Mit ziemlicher Sicherheit, Larghos.«
Larghos der Bootsmann spuckte über die Reling. »Ich glaube, die gehen zu weit.«
Da stimmte ich ihm zu. Der Eroberungsplan, an den sich die Shanks hielten, setzte wahrscheinlich voraus, daß sich sämtliche Küstenstreifen völlig in ihrer Gewalt befanden; erst danach würden sie ihre Streitkräfte sammeln, um ins Landesinnere vorzustoßen. Der Kontinent Loh war so groß, daß seine Ausdehnung sie geradezu verschluckte. Deshalb würden sie mit fischköpfiger Schlauheit planen. Bedenken Sie, für die armen Einwohner Lohs, die zufällig in der Gegend wohnten, in denen die Shanks ihre Invasion durchführen wollten, mußte das Ende des normalen Lebens eingetreten sein.
Wir riefen ein vorbeifahrendes Schiff an und hörten undeutlich etwas über Feuer.
»Die Teufel unternehmen sicher ständig Überfälle entlang der Küste, um so viel Schrecken wie möglich zu verbreiten.« Ich nahm an, Tarankar war der Ort, wo der Hauptstoß der bereits begonnenen Invasion stattfand.
Am nächsten Tag kämpfte sich kein einziges Schiff flußaufwärts. Am Tag darauf erschien wieder eine Menge Schiffe, und am darauffolgenden Tag waren es nur noch wenige.
»Die Feiglinge!« knurrte Larghos der Bootsmann mit großer Verachtung.
Ich sagte nicht: ›Bist du schon einmal einem Shank begegnet, Larghos?‹, da dies beleidigend und gemein gewesen wäre. Aber der Gedanke blieb.
Andere Flußboote segelten flußabwärts, und wir hielten gewöhnlich großen Abstand zwischen den Schiffen, der Sicherheit wegen. Als ich zum Luftschnappen an Deck erschien, nachdem Nath der Poller mich mit einem seiner liebsten Jikalla-Tricks ordentlich geschlagen hatte, schaute ich nach vorn. Ich sah ein Schiff, das näher bei uns lag, als es mir gefiel. Ich sagte es dem Steuermann Chang-So, und er fauchte: »Sie luven an wie ein Rudel Famblys.«
Nath und Larghos leisteten mir an Deck Gesellschaft, und wir beobachteten die Manöver des vor uns liegenden Schiffes.
»Ah!« rief Nath. »Das ist der Grund!«
Ein dunkles Bündel wurde vom Deck hochgeschleudert, drehte sich in der Luft um und landete klatschend im Fluß.
Sofort nahm das Schiff Fahrt auf, setzte zusätzliche Segel und glitt nach vorn, um einen größeren Sicherheitsabstand zu gewinnen. Ich lehnte mich über die Reling, um zu sehen, was sie über Bord geworfen hatten. Ein Mann schlug wild im Wasser um sich, ging unter und tauchte wasserspeiend wieder auf. Ich riß meine Tunika herunter und sprang.
Ich mußte ihn nicht bewußtlos schlagen. Ich bekam ihn in den Griff und rief: »Halt still, Dom!« Und als er sofort erschlaffte, schwamm ich zur Garrus zurück. Sie hatten die Rah geschwenkt, um den Kurs zu unterstützen, und es war nicht schwer, das Tau zu ergreifen und um den jungen Burschen zu schlingen. Er wurde triefend hochgezogen; das rote lohische Haar klebte ihm am Schädel. Ich folgte ihm und schüttelte mich wie ein Hund. Die Hitze der Sonnen würde uns schnell trocknen.
Als er sich erholt und ein Gläschen getrunken hatte, stellte Nath der Poller die üblichen Fragen.
»Allen ein Lahal«, sagte der Bursche. Er war jung, obwohl sich an Kinn und Wangen der Schatten eines Bartes zeigte. »Ich heiße ... Nath der Geschickte.«
Das hielt ich sofort für eine Lüge. Es gibt auf Kregen so viele Naths, und der Name wird so oft benutzt, wenn er dem Träger des Namens nicht gehört, daß es ein völlig nutzloses Pseudonym ist.
»Warum haben sie dich über Bord geworfen?« wollte Larghos wissen.
»Sie sagten, ich sei ein Unglücksbringer.«
»Oho! Dann übergeben wir dich auch besser wieder dem Fluß.«
Der Junge zuckte zurück und ich bemerkte auf seinem Gesicht und in seinen Augen ein trotziges Aufflackern von Wut, als sei er es leid, herumgestoßen zu werden.
»Immer mit der Ruhe«, sagte ich. »Warum bist du ein Unglücksbringer, Dom?«
»Oh, ich schüttete das Spülwasser gegen den Wind aus ...«
»Ha!« rief Nath der Poller aus. »Eine Bedrohung!«
»Werft ihn wieder rein!« riet der Steuermann Chang-So.
Ich faßte den Jungen ins Auge und versuchte ihm aufmunternd zuzulächeln. Ich bin mir nicht völlig sicher, welchen Ausdruck ich aufsetzte; er starrte mich unfreundlich an, zuckte aber
Weitere Kostenlose Bücher