40 - Invasion von Scorpio
nicht mehr zurück.
Nath der Poller entschied, Nath den Geschickten an Bord zu behalten. Er sagte: »Wenn wir Hinjanchung hinter der übernächsten Biegung erreichen, legen wir an. Die Kerle da vor uns werden auch da sein. Dann können wir sie fragen.«
Für einen Moment hatte ich den Eindruck, der Junge wolle nun mit der Wahrheit herausrücken, da sie mit Sicherheit aufgedeckt werden würde; aber er schwieg. Vermutlich hoffte er, sich an Land schleichen zu können, um zu entkommen. Er trug eine einfache gelbe Tunika, die von einem schmalen Gürtel gehalten wurde, an dem eine leere Dolchscheide und die Tasche hingen. Seine Beine waren nackt. Er trug einen roten Lendenschurz, der mich für ihn einnahm.
Was sein Gesicht anging, so war es noch nicht von den Problemen eines Erwachsenen gezeichnet. Seine Haut war rein, und die Höhe seiner Stirn angenehm. Doch gleichzeitig lag um seine Mundwinkel ein rebellischer Zug und in seiner Haltung eine gewisse Rücksichtslosigkeit. Ich nahm an, daß seine Geschichte interessant zu werden versprach, so kurz sie naturbedingt auch sein mochte.
Auf jeden Fall gingen wir in Hinjanchung an Land. Nath der Poller hatte Larghos dem Bootsmann befohlen, den Jungen in seine Kabine einzuschließen. Als wir die Mannschaft des Schiffes fanden, die ihn über Bord geworfen hatte – in einer schmierigen Taverne zweifelhafter Freuden, dem Zinul und Queng –, wurde das Geheimnis schnell gelüftet.
»Ein verdammter Zauberer aus Walfarg!« verkündete Hwang, der Kapitän. »Wir wurden ihn im gleichen Moment los, da wir die Wahrheit erfuhren.«
»In diesem Fall ...«, sagte Nath der Poller voller Zweifel.
Chang-So rief aus: »Wirf ihn über Bord!«
An diesem Punkt begann ich die Auswirkungen des Schicksals – oder des Zufalls – etwas klarer zu sehen. Hätte sich dieser unerfreuliche Rast Pondro der Belegnagel nicht so schlecht benommen und hätte ich auf der Quaynts Glück bleiben können, wäre ich schon weiter flußabwärts gewesen und hätte den jungen Zauberer aus Loh nicht aus dem Wasser fischen können.
Nicht einen einzigen Augenblick lang glaubte ich, daß die Herren der Sterne oder die Savanti etwas mit dieser Begegnung zu tun hatten.
Ich sagte: »Laßt mich mit ihm reden.«
Niemand erhob Einspruch. Wieder an Bord der Garrus, ließ ich den Jungen aus der Kabine des Bootsmannes frei. Ich runzelte die Stirn, und er schwieg.
Es würde mich nicht überraschen, wenn Sie meinem neuesten Plan nicht schon weit voraus wären. Als ich die Möglichkeiten aufgezählt hatte, nach Tsungfaril tief im Süden Lohs zu gelangen, hatte ich diesen offensichtlichen Weg völlig übersehen.
»Du bist ein Zauberer aus Loh.« Er errötete, schwieg aber beharrlich. Ich entschied mich, ihn auf die Probe zu stellen. »Warum hast du die Leute, die dich über Bord warfen, nicht in kleine grüne Frösche verwandelt?«
»Oh«, fing er an, mit der ganzen temperamentvollen Arroganz eines jungen Mannes affektiert, »ich hätte es getan, aber ...« Er sah mein Gesicht und verstummte. Er holte Luft und sagte dann in einem ganz anderen Tonfall: »Ich glaube, du weißt warum.«
»Ja.«
»Was willst du von mir?«
»Das ist für einen Zauberer aus Loh nicht schwer. Wenn du mir freundlicherweise helfen würdest, bitte ich dich darum, ins Lupu zu gehen, um einen Freund zu benachrichtigen.«
Er verzog das Gesicht. »Lupu. Das war eine Übung, bei der ich immer ...«
»War?«
Wie ich wußte, gab es verschiedene Möglichkeiten, auf die ein Zauberer sich ins Lupu versetzen konnte, einen magischen, tranceähnlichen Zustand, in dem er über große Entfernungen hinweg Nachrichten austauschen und spionieren konnte. Was wollte er mit diesem ›War‹ sagen?
Er blickte auf seine Füße. »Sie haben mich ausgeschlossen.«
»Ausgeschlossen?« wiederholte ich wie ein Dummkopf. »Was meinst du damit: ›Sie haben mich ausgeschlossen?‹«
»Was ich sage. Ich habe den Lektionen nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt. Ich habe eine Zwischenprüfung nicht bestanden.« Er schaute aufgebracht auf. »Daran war nur Pynsi schuld! Sie versprach sich mir, und dann schenkte sie ihre Gunst dem Tölpel Ul-ga-Sorming!«
»Bei den widerlichen, verachtungswürdigen verästelten Gedärmen Makki-Grodnos! Willst du damit sagen, du bist ein verdammter Zauberer aus Loh und kannst nicht mit einem Bruder oder einer Schwester in Verbindung treten?« Ich brüllte beinahe vor Empörung.
»Nicht richtig. Außerdem habe ich alles aufgegeben. Ich will
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