40 - Invasion von Scorpio
sein. Auf jeden Fall war es aber mein Weg.
Sie begleiteten mich zum Flußufer, an dem eine Anzahl Flußboote festgemacht hatte. Sie boten an, den Fahrpreis bis zur Küste zu bezahlen, aber ich lehnte es ab, und kurz darauf hatte man mich als einfachen Matrosen auf einem breiten Schiff angeheuert, das mit Waren für die Städte im Westen beladen war.
Zuerst hielt ich es für eine glückliche Fügung, daß mich der dumme Skorpion näher an der Westküste als an der Ostküste Lohs fallengelassen hatte. Nach einigem Nachdenken änderte ich diese Meinung. Das Gebiet der Westküste Tarankars wurde von Shanks heimgesucht, wie wir glaubten. Ihre hervorragenden Schiffe würden die Häfen vom Meer aus patrouillieren. Hmm. Es wäre eindeutig sicherer gewesen – es hätte aber auch länger gedauert –, wenn ich Loh östlich umrundet hätte.
Als wir auseinandergingen, beugte sich Xinthe plötzlich vor und küßte mich auf die Wange. »Eines Tages wirst du zurückkommen.«
Die Leinen wurden losgeworfen, und der Bug des Schiffes hielt auf das bräunliche Wasser zu. Ich bückte mich zu seinem langen Ruder, schaute hoch und winkte mit einer Hand zum Ufer, als das Schiff von der Anlegestelle abstieß.
»Remberee, Ornol! Remberee, Xinthe!«
»Remberee, Drajak!«
Dann lehnte ich mich mit der Kraft meines Rückens in den Ruderschlag, und wir glitten hinaus in den stechenden braunen Geruch des Flusses.
Tsien-Ting, der Kapitän, ein kleiner nervöser Mann mit einem böse verunstalteten Gesicht, delegierte die meiste Arbeit an seinen Bootsmann weiter, einen ungeschlachten Khibil namens Pondro der Belegnagel. Kein Seemann brauchte zu fragen, was damit gemeint war.
Als das Schiff Quaynts Glück dahinglitt, konnte die Richtung leicht mit ein paar regelmäßigen Ruderschlägen gehalten werden. Das große Rahsegel wurde gewöhnlich nur bei langen geraden Flußabschnitten benutzt. Es gab eine Schonerbetakelung, die angeschlagen wurde, wenn das Schiff flußaufwärts kreuzte. Das Leben war nur hin und wieder anstrengend. Im Fluß der Glitzernden Anmut gab es weder gefräßige Fische noch Ungeheuer, was für den Khibil-Bootsmann Pondro der Belegnagel sehr von Vorteil war.
Als man ihn am Ende eines Bootshakens herausfischte, schaute er mich mörderisch an.
Was er sagte, hätte ich auf keiner Bühne Kregens oder der Erde besser hören können.
»Das wirst du mir büßen!«
Ich sagte nur: »Versuch nicht noch einmal, deinen Belegnagel an einen schutzlosen Kopf zu schlagen, der einem Burschen gehört, der nur halb so groß ist wie du.«
Der kleine Och, der Schiffskoch, der den Ärger verursacht hatte, schaute ängstlich aus dem offenen Oberteil seiner Kombüsentür. Um ehrlich zu sein, ich glaube, er war daran gewohnt, von Pondro herumgeschlagen zu werden; aber es ist nun mal leider meine Art, mich zwischen Schläger und Geschlagene zu drängen.
Tsien-Ting hastete heran und bemühte sich, mit Autorität aufzutreten, quietschte aber nur wie der Woflo in der Falle.
Ich war ärgerlich. Bemerkenswerterweise war ich weniger ärgerlich über mich als über die ungewollte Situation. So wie ich es sah, hätte ich mich nicht viel anders verhalten können.
»Zurück an die Arbeit, Shint!« fauchte Tsien-Ting.
Das wäre nicht nötig gewesen. Ich beachtete ihn nicht und griff nach meinem Ruder, um dabei zu helfen, die nahende Flußbiegung anzugehen.
Warum kann ich, Dray Prescot, nicht wegsehen, wenn Macht mißbraucht wird und Schwache mißhandelt werden; wenn ich auf Ungerechtigkeit und kleinliche Schikane stoße? Ich kann es nicht, aber wäre ich dazu fähig gewesen, hätte ich ein leichteres Leben gehabt und einige Beulen weniger eingefangen, bei Vox!
Für einen Burschen, der auf Kregen Abenteuer erleben will, ist die Fähigkeit, mit einem offenen Auge zu schlafen, mehr oder weniger lebenswichtig. Ich erwachte bei den leisen Schritten sofort und konnte Pondros Fußgelenk deshalb mit der Faust umschließen und ihn umwerfen. Wieder einmal fiel er in den Fluß. Diesmal war es Nacht. Ich zögerte. Das Eintauchen hatte keinen geweckt, da jedermann außer dem Brokelsh-Matrosen Bargray der Daumen schlief. Und Bargray dachte, ich sei über Bord gegangen. Also zögerte ich. Aber ich konnte es nicht.
Ich rief: »Mann über Bord!«
Allerdings ging ich nicht so weit, hinter dem Rast herzuspringen.
Als sie Pondro herausgefischt hatten, war die Quaynts Glück unter Rufen, Flüchen, Laternen und rennenden Füßen zum Leben erwacht. Wieder einmal
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